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Münnerstadt
Münnerstadts Stadtknechte wollen ihr Image aufbessern
Gemeinschaftliche Saufgelage sind bei den Stadtknechten vollkommen aus der Mode gekommen.
Es sieht schon beschaulich aus, wenn die rot-weiße Truppe sich an einem Samstagabend, vom Oberen Tor kommend, fackeltragend auf der Hauptstraße Richtung Marktplatz begibt.  Hartmut Hessel       -  Es sieht schon beschaulich aus, wenn die rot-weiße Truppe sich an einem Samstagabend, vom Oberen Tor kommend, fackeltragend auf der Hauptstraße Richtung Marktplatz begibt.  Hartmut Hessel
| Es sieht schon beschaulich aus, wenn die rot-weiße Truppe sich an einem Samstagabend, vom Oberen Tor kommend, fackeltragend auf der Hauptstraße Richtung Marktplatz begibt. Hartmut Hessel
Hartmut Hessel
 |  aktualisiert: 18.08.2022 15:40 Uhr

Sie müssen ihre heftigste Schlacht jedes Jahr drei Mal wiederholen und dabei ihren liebestollen Kommandanten Michel Stapf vor den Kriegstreibereien der Schweden vor dem Jörgentor schützen. Die Stadtknechte halten sich tapfer, trotzdem wird eine überirdische Frömmigkeit unterstützend eingreifen, um die Liebesgeschichte im Münnerstädter Heimatspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt " zu einem guten Ende zu bringen.

Eine verschworene Gemeinschaft waren die kommunalen Milizen in der Zeit des 30-jährigen Krieges bestimmt, so wie seit Urzeiten der sogenannte Korpsgeist das Handeln von Truppen im Guten wie im Bösen beeinflusst. Ludwig Nüdling, der Autor des Freilichtstückes von der "Schutzfrau", hat den Stadtknechten eine Begleiterrolle zugestanden. Nichts kriegerisches, außer einige martialische Worte ihres Kommandanten finden sich in dem Stück - vom Schwedenhauptmann mal abgesehen. Trotzdem, im Jahr 2018 und die vielen Jahrzehnte zuvor haben die Stadtknechte in ihren rotweißen Uniformen, mit Helm oder Hut, Degen und Hellebarde schon noch einen Auftrag, den sie je nach Mitspielergeneration gemeinsam ausüben, ohne ihn auszusprechen. "Ohne uns geht nichts, mit uns wird es ein gutes Spiel!"

Heiko Sauer ist seit 20 Jahren Stadtknecht und inzwischen der Sprecher der Leibgarde des Schauspieloberbürgermeisters. In militärischen Kategorien gedacht ist er der Feldwebel . Sein "Chef", der berühmte Michel Stapf, hat da eine Blitzkarriere hinter sich, denn er ist mit 17 Jahren das jüngste Mitglied der Sicherheitstruppe in den städtischen Mauern.

Heiko Sauer ist froh, dass im Moment die altersgemäße Ausgewogenheit der Truppe sehr gut geraten ist. Die Kostümvorgabe grenzt die Mitspielmöglichkeit auf 20 Knechte ein. Zur Zeit wirken 16 Männer - es hat sich noch keine Frau eingeklagt - im Schauspiel mit. Und die wollen sich im Stadtbild besser präsentieren. Sie wollen dem neuen Vorstand der Heimatspielgemeinde mit einem guten Image zu einem noch besseren Start verhelfen und auch alte "Wunden" aus der Vergangenheit heilen. Heiko Sauer meint dazu, dass eine zu junge Truppe auch mal zu wild ist und über die Stränge schlägt, während sich ältere Mitglieder eher auf die Aufführungen beschränken wollten.

Ewald Baumeister ist eigentlich Rentner, aber die Stadt im Heimatspiel vor den bösen Mächten zu schützen, dafür hält der drahtige Mitsechziger noch gut mit. Dabei gehört er zu den Quereinsteigern ins kommunale Waffengeschäft. Jahrelang hatte er als Augustinerpater seinen Dienst auf der Bühne versehen.

Mi einer "soliden" Grundausbildung werden Neueinsteiger in die Stadtknechte -Gemeinschaft aufgenommen. Die Reihenfolge ist dabei nur etwas verrutscht. Erst kommt die "Arbeit" beim Spiel, dann erfolgt die "Mutprobe" mit einer Lauer-Durchquerung. Früher, berichtet Heiko Sauer, floss viel Bier beim Einstand. Dem hat man Einhalt geboten. So wie überhaupt gemeinschaftliche Sauf-Gelage bei den Stadtknechten völlig aus der Mode gekommen seien. In der Öffentlichkeit wurden sie des Öfteren auf dieses "Talent" reduziert, was den Ruf ziemlich ruiniert hatte.

Es sieht schon beschaulich aus, wenn die rot-weiße Truppe sich an einem Samstagabend, vom Oberen Tor kommend, fackeltragend auf der Hauptstraße Richtung Marktplatz begibt. Nur ein Fanfarenstoß ist zu Beginn des Marsches zu hören. " Feldwebel " Heiko Sauer beaufsichtigt die derzeit einzige Münnerstädter Sicherheitswacht, die in der Stille der Kleinstadt mehr mit Sprüchen auffallen, als mit Stiefelgeklapper.

Und wo wird die nächste Schlacht geschlagen? Beim Entenessen im Bayerischen Hof. Und wie haben sich die Soldaten des 30-jährigen Krieges verabredet? In der "WhatsApp" Gruppe.

 
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