Sein stets freundliches und ausgleichendes Wesen zeichnete ihn aus. Am Dienstag letzter Woche ist Dr. med. Johannes Becker einer schweren Krankheit erlegen. Wegen der Corona-Pandemie wurde er nur in kleinem Kreis auf dem Münnerstädter Friedhof beerdigt. Mit ihm verliert Münnerstadt einen Mitbürger, der sich trotz seiner fast 80 Lebensjahre noch vielfältig engagierte.
Besonders seit 2001, als er seinen Arztkittel an den Nagel hängte, konnte er sich seinen Hobbys widmen: Das waren vor allem die Fotografie und die Heimatgeschichte . Bis kurz vor seinem Tod war er ehrenamtlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv in der Zehntscheune. Er schrieb auch selbst mehrere Bücher zu heimat- und regionalgeschichtlichen Themen. Zuletzt erschien 2019 der s Titel " Medizingeschichte und das Gesundheitswesen in Münnerstadt ". Weitere Titel sind "Weinbau in Münnerstadt " (2012) und "Wege in und um Münnerstadt " (2015).
Johannes Becker war auch immer dabei, wenn im Heimatspielhaus Helfer für die Sanierungsarbeiten gebraucht wurden. Aber auch beim Heimatspiel wirkte er als Mönch seit Jahren mit und marschierte im Umzug vom Oberen Tor bis zum Anger mit.
Den Rhönklub-Zweigverein unterstützte er vielfältig. Vor allem: Er war seit vielen Jahren Vorsitzender des Rhönklub-Fotokreises und hat erreicht, dass dieser weit über die Stadtgrenzen hinaus einen sehr guten Ruf genießt und auch zahlreiche Ausstellungen und Wettbewerbe von der Bezirks- bis zur Süddeutschen Ebene organisierte. Er hatte einen Blick für Motive und brachte von seinen zahlreichen Reisen mit seiner Ehefrau Isolde, bevorzugt in seinem schon etwas älteren VW-Bus, immer sehr viele Bilder mit. Er zeigte sie nicht nur bei den Treffen des Fotokreises, sondern auch öffentlich als Fotoschauen.
Dass Münnerstadt einmal seine zweite Heimat werden würde, war ihm nicht vorgezeichnet. Johannes Becker wurde am 15. Juli 1940 in Bad Warmbrunn (Riesengebirge/Schlesien) geboren. Im Februar 1945 floh seine Mutter mit ihren drei Kindern vor der russischen Armee zunächst ins Sudetenland, dann über Dresden und das Vogtland und durch Bayern nach Urexweiler im Saarland. Nach der Volksschule machte er 1960 in St. Wendel das Abitur , war 18 Monate bei der Bundeswehr und studierte schließlich in Mainz Medizin.
Schon während des Studiums lernte er seine Frau Isolde kennen, die als Krankenschwester in Bad Kissingen arbeitete. Nach dem Examen im Jahr 1969 bekam er eine Stelle als Medizinal-Assistent am Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen und arbeitete dort einige Jahre in mehreren Abteilungen. Seine erste eigene Praxis eröffnete er am 1. Juli 1973 in der Thüringer Straße. Im Januar 1976 zog er in die Michel-Stapf-Straße um. Fast auf den Tag genau 25 Jahre, bis Januar 2001, betrieb er hier seine Praxis.
Neben Patienten aus der Stadt und aus den umliegenden Gemeinden betreute Dr. Becker auch die Behinderten und Schwestern aus Maria Bildhausen. "Bis auf Sonn- und Feiertage und Urlaub waren wir 24 Stunden im Dienst, das hat uns sehr gefordert. Trotzdem haben wir unsere Arbeit gerne gemacht", schrieb er in seinem Buch über die Medizingeschichte von Münnerstadt .