Bewaffnete Landsknechte haben am Samstag das Rathaus streng bewacht, denn wie immer am 11. November fürchtete der Bürgermeister den Sturm der Narren aufs Rathaus. Doch Michael Kastl und seine Leute hatten auch dieses Jahr keine Chance. Ein Überläufer aus dem Stadtrat hatte den überdimensionalen Schlüssel heimlich an sich genommen und übergab ihn dem Elferrat. Das Motto lautet diesmal übrigens „egal was auch passiert, zur Faschingszeit in Mürscht, der Elferrat regiert“.
Zug durch Münnerstadt
Wie jedes Jahr startete der Mürschter Fasching mit dem Zug des Elferrates vom Oberen Tor durch die Veit-Stoß-Straße bis zum Rathaus, begleitet von der Stadtkapelle sowie einem Tross aus Mitgliedern der Garden, Kindern und Erwachsenen. Vor den Geschäften wurde ein Stopp eingelegt und ein Ständchen gespielt. Der Zug wurde auf dem Marktplatz von vielen weiteren Närrinnen und Narren erwartet, die die Machtübernahme miterleben wollten.
Pünktlich um 11.11 Uhr forderte Elferrat Jürgen Mayer den Bürgermeister , der sich in seinem Büro verschanzt hatte, nachdrücklich auf: „Komm raus und übergebt uns die Schlüssel“ und „glaubt ihr, ihr könnt hier einen auf Olaf machen und die Situation einfach ausschweigen?“ Doch von Michael Kastl kam nur zurück: „Ich habe hier alles im Griff“.
Die Narren drohten, das Stadtoberhaupt mit Schmähgesängen und mit bösen Witzen zu diffamieren oder in seiner Vergangenheit zu graben: „Wir werden dann herausfinden, dass du in der dritten Klasse die Schulnote vier in Religion hattest und den Turnunterricht geschwänzt hast“. Die Folge wäre „da musst du entweder abdanken oder du bekommst bei der nächsten Wahl noch mehr Stimmen und musst noch mehr arbeiten“.
Narren fordern: Zwei Wirte für die Stadt
Aber der Schultes blieb stur und verkündete „ihr kriegt mein Rathaus nicht.“ Jürgen Mayer konterte „dein Stadtrat ist bereits infiltriert. Die Tür wird uns sowieso gleich geöffnet.“ In der Tat, die schwere Rathaus-Tür öffnete sich und heraustrat - zur großen Überraschung aller - 2. Bürgermeister Andreas Trägner mit dem überdimensionalen Schlüssel. Die größere Überraschung war, dass er eine Elferrats-Kappe auf dem Kopf hatte. Trägner komplettiert zusammen mit dem Jörg Gerstein das Gremium, das nun wieder elf Mitglieder hat.
Keine Frage, dass Michael Kastl und der Stadtrat die Segel strichen, herauskamen und auf einer Büßer-Bank Platz nahmen. Dort mussten sie sich den vom Elferrat diktierten Partnerschaftsvertrag anhören. Darin ist zum Beispiel vorgeschrieben, dass jeder Stadtrat jedes Geschäft in der Stadt regelmäßig besuchen muss – „die Tattoo-Shops nicht vergessen" – oder dass mindestens zwei ordentliche Wirte angesiedelt werden müssen. Besonders wichtig: „Das Denken auf teure Gutachter zu verlagern, ist euch untersagt. Wer sich das nicht zutraut, sollte abdanken.“
Trotz des ungemütlichen Wetters ließ es sich die von Monika Petsch trainierte Elferratsgarde nicht nehmen, die zahlreichen Zuschauer und Gäste mit einigen Tänzen zu erfreuen. Einer davon war speziell dem kürzlich verstorbenen Ehren-Elferrat Karl Beudert gewidmet.
Ehrungen vom Fastnachts-Verband
Kein Start in den Fasching ohne Ehrung verdienter Närrinnen und Narren durch den Fastnacht-Verband Franken . Beirat Frank Mültner aus Mellrichstadt war gekommen, um Orden und Ehrungen zu überreichen Die hohe Auszeichnung „Till von Franken" in Silber bekam Meinrad Götz. Er gehört dem Elferrat der Kolpingfamilie seit 1997 an und wirkt seit 1998 in der Gruppe „Mamas und Papas“ mit. Außerdem wird er wegen seines handwerklichen und technischen Geschicks geschätzt.
Pia Schlembach, die seit 2002 in der Gruppe „Mamas und Papas“ mitwirkt, bekam die Ehrennadel des Verbandes in Silber. Katharina Mayer , die schon lange bei den Garden und auf der Bühne mitwirkt, wurde mit dem Verbandsorden 2023/24 ausgezeichnet. Thomas Klemm schließlich, der seit 2013 dem Elferrat angehört, bekam für seine Verdienste, besonders als DJ, die Ehrennadel in Gold.
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