Steinkauze können keine Zeitungsanzeige aufgeben wie "Steinkauz-Paar erwartet Nachwuchs und sucht deshalb dringend Wohnung". Deshalb hilft nun der Rhönklub-Zweigverein Münnerstadt bei der Wohnungssuche. In einem alten Apfelbaum auf städtischem Grund am Rand der Stadt hängten Hellmut Petsch, Gerhard Lumpe und der Vorsitzende des Zweigvereins, Egbert Haut einen speziellen Nistkästen für diese Vögel auf.
Das Aufhängen von Nistkästen und das Kümmern um Vögel hat eine jahrzehntelange Tradition im Rhönklub-Zweigverein. Mit dem speziellen Nistkasten für Steinkauze beschreitet der Verein jedoch Neuland.
Hellmut Petsch war vor etwa 45 Jahren Jugendwart im Rhönklub-Zweigverein Münnerstadt . Schon damals lag ihm der Naturschutz sehr am Herzen und deshalb begann er mit seinen Jugendlichen, Nistkästen zu bauen und aufzuhängen. Die Jugendgruppe gibt es schon lange nicht mehr. Aber die Tradition, sich um Nistkästen zu kümmern, ist geblieben.
120 Nistkästen
Hellmut Petsch war viele Jahre Naturschutzwart des Rhönclub-Zweigvereins. Seine Aufgabe hat inzwischen Ute Krais übernommen, aber Hellmut Petsch ist noch immer dabei, wenn er gebraucht wird. In mehreren Gebieten rund um die Stadt, so an der Schlegelwarte, im Jörgentor-Park, am Heinturm, und in der Wachholderheide hängen vor allem in Bäumen insgesamt rund 120 Nistkästen für unterschiedliche Vogelarten . Ihre Einfluglöcher haben einen Durchmesser von 30 oder 35 Millimetern, je nachdem, welchen Vögeln sie dienen sollen.
Daneben wurden auch sogenannte Halbhöhlen für Vögel aufgehängt, die gerne größere Einflugmöglichkeiten haben möchten. Sie dienen unter anderem Amseln und Spatzen. "Wir haben in den Halbhöhlen auch schon Turteltauben und Hagelmäuse gefunden", erzählt Hellmut Petsch.
Bestände gehen stark zurück
Und nun kümmert sich der Rhönklub-Zweigverein auch um Steinkauze, denn die Bestände gehen stark zurück. Natürlich haben die Nistkästen für diese Tiere , die Höhlenbrüter sind, andere Dimensionen als normale Nistkästen. Sie sind etwa 80 Zentimeter lang und bilden eine Höhle mit einem Durchmesser von etwa 25 Zentimetern nach. Diese ist auf der einen Seite geschlossen und hat auf der anderen Seite ein Einflugloch. Aufgehängt werden sie natürlich waagerecht.
Made in Münnerstadt
Der jetzt aufgehängte Steinkauz-Nistkästen ist natürlich "Made in Münnerstadt ", denn Mitglieder des Zweigvereins haben ihn aus Holz gebaut. Baupläne und mit Wellpappe zusätzlich geschützt. Abbildungen und Baupläne finden sich im Internet. Man kann diese speziellen Nistkästen aber auch kaufen, 50 bis 70 Euro werden dafür fällig. Die Unterkunft für ein Steinkauz-Paar ist nun vorhanden. Jetzt muss nur noch eines kommen und brüten.
Regelmäßig wird geprüft, ob die Arbeit erfolgreich war und der Steinkauz-Nistkästen angenommen wird. Das Ergebnis wird dann dem bayerischen Bund für Vogelschutz gemeldet.
Der Steinkauz
Steinkäuze sind die kleinste Eulenart und werden etwa 21 bis 23 Zentimeter groß, die Flügelspannweite beträgt zwischen 53 und 58 Zentimetern. Sie kommen in Nordamerika , Europa und Asien vor und leben zum Beispiel in alten Bäumen und Ruinen, die ihnen Höhlen bieten, die groß genug für die Brut sind. Steinkäuze ernähren sich von Insekten, Würmern und Mäusen, verschmähen aber auch Fledermäuse nicht. Sie halten sich häufig am Boden auf und können so schnell rennen, dass sie auch eine Feldmaus einholen. Steinkäuze balzen im Februar und März, die Brut dauert 28 Tage und beginnt Ende April oder Anfang Mai. Die Jungen werden etwa 30 Tage lang von der Mutter gefüttert, dann sind sie flugfähig. Paare bleiben lebenslang zusammen. Ein einmal gewähltes Revier besetzen sie meist über mehrere Jahre und zum Teil sogar lebenslang.
Der Steinkauz galt bereits im antiken Griechenland als Vogel der Weisheit und war Sinnbild der Göttin Athene. Darauf verweist auch der wissenschaftliche Name hin, der übersetzt "nächtliche Athene" bedeutet. Deswegen bezieht sich die Redewendung " Eulen nach Athen tragen" auf den Steinkauz bzw. seine Abbildung auf antiken Drachme-Münzen.
Im deutschen Sprachraum ist der Name " Steinkauz " Hinweis darauf, dass diese Eulenart nicht nur in Baumhöhlen, sondern auch in Scheunen, Kapellen und Weinkellern aus Stein brütet. In Mitteleuropa gehen die Steinkauzbestände seit einigen Jahrzehnten stark zurück. Hauptursache dieses Rückgangs ist die Zerstörung von Lebensräumen, die dem Steinkauz geeignete Umweltbedingungen bieten.
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