
14 Mal ist die Kunst bereits in Unterfranken fremd gegangen – jedes Mal unter einem anderen Motto. In diesem Jahr geht es um den facettenreichen Begriff des Ankommens: "Kunst geht fremd... und kommt an" ist in diesem Jahr das Motto.
Münnerstadt ist zum dritten Mal dabei. Die Stadt hat ein Gemälde aus Gerolzhofen bei sich und hat eine Feldpost aus der eigenen Sammlung nach Bad Kissingen geschickt.
Das Motto überlegen sich die Museumsleitungen zusammen, sie suchen passende Gegenstände heraus, "und dann geht es darum: Wer bekommt was?", berichtet Museumsleiter Nicolas Zenzen. Alle geben ihre Wünsche an und im Idealfall ist es ein Ringtausch der Gegenstände unter den Museen.
Münnerstadt schickt Feldpost los

"Beim Motto 'Kunst geht fremd.. und kommt an' dachte ich spontan an Post , die im Idealfall ja ankommt", berichtet Zenzen. Erstaunlich sei aber, wie gut das System der Feldpost im Krieg funktionierte. Passend für das Motto war also ein Päckchen in der ständigen Ausstellung des Museums, das im Zweiten Weltkrieg versandt wurde. Erich Genth, der Vater des früheren Museumsleiters Peter Gent, hatte es von der Ostfront an die Familie zu Hause in Coburg gesendet, wo die Familie damals lebte.
In dem Päckchen, das im April 1942 abgeschickt wurde, liegt auch ein Brief dabei, in dem steht, was er geschickt hat: nicht mehr benötigte Wintersachen und ein paar aufgesparte Rationen. "Das ist etwas sehr Ergreifendes, dieses Päckchen. Zum einen die privaten Wintersachen, da hat man gleich im Kopf, wie die Soldaten damals im Winter gefroren haben." Und dann spare er sich noch Rationen vom Mund ab, um die Familie zu Hause mit zwei kleinen Kindern unterstützen zu können. Selbst ist Erich Genth nicht mehr angekommen - er starb ein Jahr später im Krieg.
Viel über Feldpostsystem gelernt
Für das Motto und den eigenen Beitrag hatte Zenzen sich etwas genauer mit dem System der Feldpost beschäftigt. "Dieses System der Feldpost ist wirklich ganz erstaunlich. Während den Kriegsjahren sind viele Milliarden Sendungen mitten im Krieg zur Front und von der Front nach Hause geschickt worden. Und das System hat sehr gut funktioniert."
Wo die Post herkam – auch bei diesem Päckchen – und wo sie hinging, lasse sich für die Seite der Front nicht genau sagen: Das war verschlüsselt. "Wenn die Post in die Hände des Feindes gefallen wäre, hätte der daraus auf Stellungen schließen können." Daher gab es ein Codesystem und über die militärischen Einheiten wurde diese Post dann verteilt.
Päckchen ist im Kissinger Museum Obere Saline
Dieses Päckchen mit dem Brief ist jetzt in Bad Kissingen, in der Spielzeugsammlung des Museums Obere Saline ausgestellt. Die Spielzeugsammlung stammt von der Bad Kissingerin Hilla Schütze , die als Kind selbst noch den Krieg miterlebt hatte.
Am Donnerstag, 19. September, um 19 Uhr wird es im Museum in Bad Kissingen eine Veranstaltung geben, wo Zenzen das Päckchen genauer vorstellt und Schütze von ihren Erinnerungen berichtet.
Ölgemälde des Hl. Christophorus in Münnerstadt
Was Münnerstadt im Gegenzug erreicht hat, ist ein Gemälde aus dem Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen, in dem sakrale Kunst aus der Diözesan-Sammlung ausgestellt ist. "Wir haben ein relativ kleines Gemälde mit dem heiligen Christophorus bekommen." Der Bezug: "Der heilige Christophorus ist der Schutzheilige der Reisenden und damit quasi auch der Schutzheilige des guten Ankommens."
Er sei ja ein ganz spannender Heiliger, findet Zenzen, denn er werde noch heute sehr verehrt. Es gibt ihn als Plakette fürs Auto, als Klingel fürs Fahrrad oder auch als Anhänger für eine Kette. Wer ihn dabei hat, soll geschützt sein.
Gemälde von Nürnberger Künstler Hans Scheufelin
Das Gemälde aus Ölfarben stammt von Hans Scheufelin, ein Nürnberger Künstler. Er ist ein nicht ganz so bekannter Schüler von Dürer, aber doch angesehen unter Fachleuten. Das Bild stammt aus dem früheren 16. Jahrhundert. Damit passt es in den Raum im Museum, in dem es steht, gut: Dort ist sakrale Kunst aus dieser Zeit zu sehen, in der zudem Riemenschneider und Veit Stoß in der Kirche am Altar tätig waren.
Das Gemälde zeigt die bekannteste Darstellung des heiligen Christophorus: Ein großer Mann, der ein als das Jesuskind erkennbaren Jungen auf den Schultern über einen Fluss trägt und sich mit einem großen Ast oder ganzen Baum abstützt.
Was die Geschichte des Heiligen Christophorus ist und was ihn heilig machte, wird Nicolas Zenzen am Sonntag, 15. September um 15 Uhr im Henneberg-Museum erzählen. Er geht dabei auch auf das Bild an sich ein.
Wozu es "Kunst geht fremd" gibt
In der Aktion "Kunst geht fremd" sieht Zenzen mehrere Vorteile: Zum einen diene es der Vernetzung der Museen: "Man trifft sich mindestens zweimal im Jahr, lernt die Kolleginnen und Kollegen auch kennen."
Für ihn selbst sei es immer wieder spannend, sich unter einem bestimmten Aspekt mit der eigenen Sammlung auseinanderzusetzen und zu überlegen, was passen könnte. Der zweite spannende Schritt sei dann, zum ausgewählten Objekt etwas weiterzuforschen und Neues darüber herauszufinden. Zudem lenke die Aktion Aufmerksamkeit auf die Vielfalt der unterfränkischen Museen.
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