
Leverkusen? Da war doch was! Ach ja, Meisterliches! Fürwahr das ausverkaufte Konzert in der Alten Aula war eine Meisterschaft für sich gewesen. Drei Menschen auf der Bühne, von denen zwei sich seit Leverkusener Kindheitstagen kennen, und eine Frau, die einen der beiden Männer vor langer Zeit an ihre Seite geholt hat. Barbara Moritz am Flügel, ihr Mann Matthias Klink mit der Geige und der Schauspieler Jan-Gregor Kremp als Vorleser, Sänger und Akkordeon-Spieler.
„Alles beim Alten ...?“. Anspielung oder Thema des Abends? Es war beides. Denn der ehemalige Serien „Alte“ spielte mit sich und seiner Rolle bei seinem Lesepart in den zwei sehr vergnüglichen Stunden. In sehr persönlichen Worten mit einer starken Ausdrucksgabe, auch in der Gestik brachte er dem Publikum den Beruf des Schauspielers nahe, sehr nahe sozusagen.
Da saß einer, der das nach seiner Schulzeit und Musikstudium in Salzburg Schauspielkunst gelernt hat, der das Berufsziel nicht gleich im Blick hatte, der aber glaubte, seinen Minderwertigkeitskomplex – er nennt es fortan „Kremplexe“ - mit einer Front-Office Rolle im Leben ausgleichen zu können.
Eitelkeiten und Schwächen
Das Schauspielerdasein ist reich an Selbstzweifeln. Sie kommen in unklaren Situationen wieder und wieder, und aus dem Inneren hört er: „Ich bin da, wenn Du mich brauchst.“ Nein, die „Kremplexe“ sollen es nicht schaffen. Der Schauspieler will den Erfolg, er mag keine Karriereunterbrechungen. Er stärkt sein Gemüt dadurch: „Wenn ich auf der Straße erkannt“ werde. Kremp bekennt sich offen auch zu den Eitelkeiten und Schwächen des Berufs, persifliert das in wundervollen Worten, wobei sich die Gäste beim Genießen noch nicht mal bewusst sind, dass der Vortrag vom „Kommissar“ mit dem Duo „Moritz-Klink“ eine Premiere war.
Das Berufsbild des Schauspielers Jan-Gregor Kremp (geboren 1962) wird von den damals aktuellen Film- und auch Fernsehgrößen geformt. Er bringt Horst Frank in die Erinnerung, der als Berufs-Bösewicht in vielen Filmen wirkte, sowie die großen amerikanischen Stars, wie Steve McQueen, Charles Bronson oder John Wayne , die auch ihr Image über ihre Laufbahn verteidigten, eben die Guten oder die Bösen. Begleitet von Moritz-Klink mit dem Soundtrack „Die Profis“ in dem Jean-Paul Belmondo einen Fremdenlegionär spielt.
Bühnenpräsenz des Vollblutschauspielers ist allgegenwärtig
Kremp sieht die Vergabe von Film- und Fernsehpreisen kritisch: „Es gibt mehr Preise als Tage im Jahr“, und das Klischee will es, dass Akteure, die auf sich halten, bei möglichst allen dabei sind und „zwei Wochen vorher und drei Wochen nachher hoffen beziehungsweise trauern“. Kremps Gestik macht einige dieser Profilneurosen glaubhaft und bezieht manche davon auch auf sich selbst.
Die Bühnenpräsenz des Vollblutschauspielers ist allgegenwärtig, und die beiden Musiker sind sich dessen bewusst. Ihre Einsätze kommen pointiert und sind dann kraftvoll in der Überleitung zu neuen Textpassagen.
Richtiger Ton in der genüsslichen Text-Musik-Revue
Die Aufgabe von Barbara Moritz und Matthias Klink ist es, den richtigen Ton in dieser genüsslichen Text-Musik-Revue zu setzen. Natürlich gehört ein wenig Filmmusik dazu. Es gibt kein gedrucktes Programm. Es gibt aber Melodien, die summen schon nach wenigen Momenten im Ohr.
So zum Beispiel, wenn von Morden und Ermittlungen die Rede ist, zitiert die Geige von Klink die Anfangssequenz aus „ Spiel mir das Lied vom Tod “, oder Kremp sitzt am Flügel, singt und spielt mit den anderen „Book of Love“ und nach einer Textlesung von Konstantin Weckers „Ich und Goethe “ den Bossa Nova „Girl von Ipanema“.
Kurzfassungen klassischer Komponisten in ein Gedicht von Konstantin Wecker „jeder Augenblick ist ewig“, bei dem Matthias Klink mit der Geige inspirierte und dann gemeinsam am Ende „Guten Abend, gute Nacht“.
Das Publikum übernahm einen Großteil der Textfassung mit den drei Strophen. Als Zugabe wurde den Comedian Harmonists gehuldigt: „Mein kleiner grüner Kaktus“.
Bleibt noch die Meisterschaft. Jan-Gregor Kremp hat den Leverkusener „Löwen“ erhalten. Das ist ein Preis, den man für die Verbesserung des Images von Leverkusen bekommt. Somit dürften die Meisterfußballer jetzt auf Augenhöhe sein mit dem Schauspieler, der Münnerstadt bereichert hat.