
Bis zum Jahr 2040 soll Bayern klimaneutral sein. Dafür muss ich auch die Art des Heizens ändern. Welche Möglichkeiten es für die Haushalte in der Stadt Münnerstadt und in den jeweiligen Stadtteilen gibt, soll die Kommunale Wärmeplanung herausfinden .
Institut für Energietechnik macht kommunale Wärmeplanung
Dafür hat die Stadt sich das Institut für Energietechnik (Ife) in Amberg entschieden, das der Stadt durch das interkommunale Klimaschutznetzwerk Main Rhön bekannt ist. Zudem läuft mit dem Institut bereits eine Untersuchung zu einem Wärmenetz am Karlsberg .
Fritz Schöberlein und Alicia Schober vom Ife waren am Mittwochabend angereist, um den Bürgerinnen und Bürgern in einer ersten öffentlichen Veranstaltung vorzustellen, wo die Reise hingeht.
Wozu die kommunale Wärmeplanung?
Fritz Schöberlein startete mit den Basics: wozu die kommunale Wärmeplanung (kWP)? Grundlage ist, dass der Anteil der erneuerbaren Energien in der Wärmeversorgung von 20 Prozent bis 2040 auf 100 Prozent steigen soll. Um Stadt und Haushalten einen Plan an die Hand zu geben, wo es sinnvoll ist, eine Einzelheizung oder ein Wärmenetz zu planen und aus welchem Energieträger die Wärme kommen soll, ermittelt die kWP Gegebenheiten und Bedarfe.
Dies wird später in konkrete Handlungsanweisungen münden. Vereinfach gesagt: Sie hilft in dem Sinne, dass nicht jeder Haushalt in Gebiet X seine eigene Hackschnitzelanlage anschafft, obwohl ein Wärmenetz mit Industrieabwärme dort finanziell sinnvoller wäre.
Fünf Schritte für die kommunale Wärmeplanung
1. Eignungsprüfung: Welche Teilgebiete sind für ein Wärme- oder Wasserstoffnetz geeignet?
In diesem Schritt wird untersucht, wo bereits Gas- oder Wärmenetze vorhanden sind. Wasserstoff deswegen, weil auch damit Wärme erzeugt werden kann. Zudem stellt sich die Frage: Ist mit Blick auf Siedlungsstruktur und Wärmebedarf ein Wärme-/Wasserstoffnetz sinnvoll?
Daraus entwickelt das Institut sogenannte Quartiere, die potenzielle Gebiete für ein Wärmenetz darstellen. In der vorläufigen Planung wäre beispielsweise Münnerstadt in Zent, Hauptkern und zwei Gewerbegebiete aufgeteilt. Die Stadtteile wären ihr eigenes Quartier.

Ist ein Gebäude zu weit entfernt, dass ein Anschluss ans Netz sinnvoll wäre oder ist das Interesse an einem Wärmenetz zu gering, dann gibt es die Möglichkeit der „dezentralen Heizung“. Also, indem die Wärme im eigenen Haus erzeugt wird, beispielsweise per Wärmepumpe oder Pelletheizung .
2. Bestandsanalyse: Wie ist die Situation heute vor Ort?
Das Institut betrachtet Gemeinde- und Gebäudestruktur, erhebt Daten zum aktuellen Wärmebedarfs.
3. Potenzialanalyse: Welche zukünftigen Optionen gibt es?
„Welche Optionen haben wir, um den ermittelten Wärmebedarf mit erneuerbaren Energien zu decken? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten“, so Fritz Schöberlein.
Beispielsweise über das Gewässer: „Hiergibt es die Lauer, da müsste man ermitteln, ob und wie groß eine Flusswärmepumpe sinnvoll ist. Das klären wir mit dem Wasserwirtschaftsamt, aber da kann auch rauskommen, dass es kein Potenzial gibt.“ Eine andere Möglichkeit der Wärmegewinnung ist die Windkraft , Photovoltaik oder Solarthermie. Auch Wärmegewinnung aus dem Abwasser, durch Geothermie, Wasserstoff, Biogas oder durch die anfallende Wärme in Kläranlagen ist möglich. Dies sei zu prüfen. Biomasse steht auch zur Auswahl. „Das ist meistens Holz, auch Käferholz eignet sich. Die Frage ist, inwieweit und wie langfristig es hier vor Ort vorhanden ist.“
Auch die Potenziale durch Gebäudesanierungen spielen eine Rolle.
4. Zielszenario: Wie kann die Klimaneutralität 2035/2040 erreicht werden?
Hier entwickelt das Institut ein Szenario zur klimaneutralen Deckung des Wärmebedarfs. Es ermittelt, welche Gebiete sich für Wärmenetze oder Einzelversorgung eignen und gibt einen Zeitplan vor, bis wann welches Quartier mit einem Wärmenetz ausgestattet sein muss.
5. Wärmewendestrategie: Was müssen wir tun?
Hierzu werden konkrete Handlungsanweisungen entwickelt und ein Zeitplan zur Umsetzung des kommunalen Wärmeplans, um bis 2040 klimaneutral zu sein.
Ausblick:
In seinem Ausblick ging Fritz Schöberlein noch darauf ein, dass diese Planungsschritte etwa ein Jahr brauchen würden. Am Ende entscheide der Stadtrat über den Vorschlag der Maßnahmen. Die Umsetzung ist letztendlich abhängig von Politik, Bürgerinnen und Bürgern sowie Investoren.
Anschließende Diskussion
In der anschließenden Fragerunde kamen Fragen auf, die darauf hindeuteten, dass Münnerstadt ja einen Windpark plane und viel Strom vorhanden sei. Eine Wärmeversorgung nur durch Strom zu erreichen, sei aber ein großer Aufwand, erklärt der Experte vom Institut.
Die Frage nach einem Anschlusszwang wie beim Wasser beantwortete Alicia Schober vom Ife damit, dass ihr das in keinem bisherigen Wärmenetz bekannt sei. Ihr Kollege schiebt ein, dass sich aus Erfahrung mit der Zeit immer mehr Haushalte an ein bestehendes Wärmenetz anschließen würden. Wenn sich das Wärmenetz wegen zu geringen Interesse nicht rechne, dann würde es auch nicht gebaut.
Auf jeden Fall sei es sinnvoll, die Ergebnisse der kWP abzuwarten, bevor Haushalte eine Heizung tauschen. Es zeigte sich auch, dass nicht nur Genossenschaften für mögliche Nahwärmenetze in den Ortsteilen , sondern auch die Gründung eines Stadtwerks im Bereich „Wärme“ ein folgerichtiger Schritt für Münnerstadt wäre.