
Fair, sachlich, ja ausgesprochen harmonisch verlief die Podiumsdiskussion zur Münnerstädter Bürgermeisterwahl in der Münnerstädter Mehrzweckhalle. Erstmals gab es in einem Kommunalwahlkampf für die Münnerstädter Bürger diesen direkten Kandidaten-Vergleich. Saale Zeitung und Main Post hatten den Abend gemeinsam organisiert. Die Moderation übernahmen Susanne Will und Thomas Malz von der Saale Zeitung .
Wer allerdings ins Sportzentrum gekommen war, um echte Rede-Duelle zwischen den Kandidaten zu erleben, wurde vielleicht etwas enttäuscht. Die Kandidaten antworteten auf alle Fragen sachlich und waren spürbar bemüht, keine Fronten aufzubauen. Auch das Publikum spielte da mit. Zwischenrufe blieben so gut wie aus. Zustimmung oder Ablehnung von Aussagen waren meist an der Stärke des Applaus zu erkennen.
Schon alleine durch ihr respektvolles Verhalten beantworteten die Kandidaten somit eine der ersten Bürgerfragen. Katrin Johannes-Richter interessierte, wie der neue Bürgermeister die Stadträte mobilisieren will, wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen. In ihren Stellungnahmen sprachen die Kandidaten von Transparenz und Offenheit als Weg neues Vertrauen zu schaffen. "Vertrauen muss man sich verdienen", erklärte Michael Kastl ( CSU ). "Ich bin mir sicher, dass wir Harmonie im Stadtrat haben werden", so Andreas Trägner ( Freie Wähler ). "Niemand hat die optimale Lösung, deshalb glaube ich an die Fähigkeit des Teams", stellte Axel Knauff ( SPD ) fest. Sonja Johannes (Die PARTEI): "Gewalt als politisches Mittel lehnen wir ab". Mit Vertrauen wollen alle Kandidaten zudem das Verhältnis zwischen Stadt- und Stadtteilen verbessern.
Nachgefragt wurde von den Bürgern nach Lösungen für Probleme, die in Münnerstadt teilweise schon seit Jahren den politischen Alltag bestimmen. Schnell wurde deutlich, dass die Bürgermeisterkandidaten von CSU , SPD und Freien Wählern in vieler Hinsicht ähnliche Meinungen haben und sich ihre Vorstellungen oft nur in Nuancen voneinander unterscheiden. Nur Sonja Johannes bildete da immer wieder eine Ausnahme und manifestierte damit auch ihre Rolle als klare Außenseiterin in diesem Wahlkampf .
Ein klares Bekenntnis gab es von den drei männlichen Bürgermeisterkandidaten zum Bau des geplanten Feuerwehrhauses und der damit verbundenen Erschließung der Unteren Lache mit Parkplätzen und einem Discounter. Keiner wagte aber eine klare Aussage, wie sich das Projekt beschleunigen lässt.
Einigkeit herrschte Michael Kastl, Andreas Trägner und Axel Knauff darüber, dass bis zur Fertigstellung des BBZ neue Parkplätze zur Verfügung stehen müssen. Sonja Johannes fand neue Parkplätze in der heutigen Zeit als falsches Signal, ebenso den weiteren Discounter.
Wie schwer es in der Kommunalpolitik sein kann, allem gerecht zu werden, zeigte sich an zwei völlig gegensätzlichen Bürgeranfragen. Während Rainer Kirch wissen wollte, was die Stadt gegen den Flächenverbrauch tun will, kam von jungen Münnerstädtern (Volker Snaschel, Christina Sal, Benjamin Schmitt und Sabina Karpenko) die Nachfrage, ob in der Kernstadt neue Bauplätze für Bauwillige ausgewiesen werden. Der Focus, so der Eindruck, liegt aber bei den Kandidaten derzeit stärker auf der Innenstadtbelebung. Erwähnt wurde der Abriss des BBZ als Baugebiet.
Freilich ging es auch um Gewerbegebiete. Hier waren Unterschiede festzustellen. Die Erweiterung der Hörnau wurde zwar von allen den Kandidaten als eine Möglichkeit gesehen, neue Flächen anzubieten. Andreas Trägner brachte zusätzlich ein Gebiet am Schindberg 3 ins Gespräch, Michael Kastl das Gebiet nördlich der Meininger Straße. Axel Knauff plädierte dafür, die Stadt für den Strukturwandel fit zu machen, in dem die Voraussetzungen für digitale Tele-Arbeitsplätze geschaffen werden.
Einig waren sich wiederum alle, dass es mit dem Verkehr am Schwimmbadweg so, wie es jetzt ist, wegen des Wasserschutzes nicht mehr weitergehen kann. Und auch die Sanierung der Tartanbahn am Sportzentrum halten wieder alle Kandidaten für notwendig.
Wie gut sich die Kandidaten bereits auf ihr Bürgermeisteramt eingestellt haben, sollte ein kleiner Quiz zur Auflockerung zeigen. Bürgermeister Helmut Blank hatte auf Bitte der Zeitungen seine Amtskette mit ins Sportzentrum gebracht. Die Kandidaten mussten schätzen, wie schwer die Kette ist, die übrigens zum Stadtjubiläum 1970 von Münnerstädter Firmen gestiftet worden war. In diesem Fall machte Axel Knauff das Rennen. Er lag mit seiner Schätzung von 460 Gramm ganz nah am tatsächlichen von 449 Gramm. Er sei halt Ingenieur, stellte er trocken fest.
Ein dickes Dankeschön sagten Susanne Will und Thomas Malz an die Stadt Münnerstadt und die Mitarbeiter, die durch ihre Unterstützung die Durchführung ermöglicht hatten, ebenso an den TSV für die Bewirtung und die Freiwillige Feuerwehr für ihren Einsatz rund die Sicherheit der Gäste.
Stimmen der Besucher:
Michael Bötsch: Es seien kaum Unterschiede zwischen den drei männlichen Kandidaten zu finden, hatte Michael Bötsch den Eindruck. Dem früheren Stadtrat fehlte ein bisschen der Kampfgeist in der Podiumsdiskussion. Aber er hatte auch den Eindruck, dass die drei männlichen Bürgermeisterkandidaten wissen, worum es geht und was in Münnerstadt gemacht werden soll. Jetzt komme es darauf an, wie die Bürger sich entscheiden.
Doris Neugebauer: Doris Neugebauer ist der Meinung, dass diese Podiumsdiskussion wichtig war, damit sich die vier Bürgermeisterkandidaten präsentieren können. Für sie sei vor der Veranstaltung eigentlich klar gewesen, wen sie wähle. Im Verlauf der Podiumsdiskussion sei sie dann aber nochmals ins Überlegen gekommen, wer der Kandidaten das Amt in den nächsten sechs Jahren am besten ausübt. Lob gab es von Doris Neugebauer für die Moderation des Abends.
Volker Snaschel: Die Podiumsdiskussion zum Wahkampf findet Volker Snaschel wichtig. Schwierig sei allerdings, die Unterschiede zwischen den einzelnen Kandidaten herauszufinden, meinte er in der Pause. Nicht zufrieden war er mit der Antwort, die er von den Kandidaten auf seine Nachfrage zu Neubaugebieten in der Kernstadt erhalten hat. Er möchte bauen, weil ihm die Sanierung eines denkalmgeschützten Hauses zu viele unkalkulierbare Risiken birgt.
Gerd Zeitler: Für die Leute sei eine solche Podiumsdiskussion toll, findet Gerd Zeitler. Schließlich sei es das erste Mal seit Jahren, dass vor einer Kommunalwahl eine solche Veranstaltung angeboten wird. Das begrüßt er ausdrücklich. Die ausgewählten Bürger-Fragen seien interessant, erklärt er in der Pause. Gerd Zeitler hatte außerdem den Eindruck, alle Kandidaten ähnliche Meinungen zu den Problemen haben, die es zu lösen gibt.
Lisa Seger: Für Lisa Seger war die Podiumsdiskussion eine Entscheidungshilfe, wen sie wählen soll. Vorher sei sie noch unschlüssig gewesen. Im Laufe des Abends habe sich für sie ein Favorit herauskristallisiert. Lob gab es von ihr für die Fairness. Etwas vermisst hat sie im Publikum die jungen Wähler in ihrem Alter. Sie hat aber mitbekommen, dass einige Bekannten die Diskussion auf dem Live-Stream in den sozialen Netzwerken verfolgt haben.