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Bad Kissingen
Münnerstadt/Italien: Kampf gegen unsichtbaren Feind
Die frühere Münnerstädterin Viviana Anselmi lebt in Florenz; ihre Mutter Christine verbringt den Winter auf der Insel Elba. Sie erzählen, wie das Corona-Virus ihr Leben in Italien derzeit beeinflusst.
Viviana Anselmi arbeitet nun von daheim aus.   Selfie Viviana Anselmi       -  Viviana Anselmi arbeitet nun von daheim aus.   Selfie Viviana Anselmi
| Viviana Anselmi arbeitet nun von daheim aus. Selfie Viviana Anselmi
Heike Beudert
 |  aktualisiert: 17.08.2022 19:30 Uhr

Wegen des Corona-Virus verändert sich auch das tägliche Leben derzeit in Deutschland massiv. Viel drastischer auf das öffentliche Leben sind bereits die Auswirkungen in Italien, wo die Regierung das gesamte Land in eine Sperrzone verwandelt hat. Viviana Anselmi ist in Münnerstadt aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Florenz. Ihre Mutter Christine überwintert derzeit auf der Insel Elba . Beide berichten, wie sie Italien in Zeiten des Corona-Virus erleben.

Treffen fällt aus

Eigentlich wollten Viviana und Christine Anselmi sich Ende März in Münnerstadt treffen. Doch aus diesem Zusammentreffen in der Münnerstädter Heimat wird jetzt nichts. Beide bedauern das zwar etwas, aber sehen dies relativ gelassen. Sie müsse ihren Zahnarzttermin jetzt absagen, erklärt Christine Anselmi und ihren Flug umbuchen. Sie hofft, dass bis Ende April die Situation entschärft ist und sie dann wieder reisen kann.

Während auf der Insel Elba das Leben derzeit noch weitgehend seinen normalen Gang geht, spürt Viviana Anselmi auf dem Festland und in der Großstadt Florenz die Auswirkungen dramatisch. "Jeder ist sehr gestresst", sagt sie. Es sei kein physischer, sondern ein mentaler Stress. Obwohl sie eigentlich nicht direkt Angst vor einer Ansteckung habe, empfindet sie die Situation momentan sehr chaotisch.

Schlimme Situation

Florenz sei bereits seit dem letzten Wochenende regelrecht lahmgelegt. Für die Tourismusbranche sei die Situation momentan noch schlimmer als nach dem 11. September 2001, meint Viviana Anselmi; sie ist als Verkaufsmanagerin in einem Florentiner 5-Sterne-Hotel direkt betroffen. Man tausche sich innerhalb der Branche ständig aus, und arbeite an Strategien für die Zeit nach Corona. Diese Zusammenarbeit sei wenigstens ein positiver Aspekt. Auf diese Haltung der Branche ist sie stolz.

Momentan ist in ihrem Hotel noch Winterpause. Aber weil zahlreiche Annullierungen eingegangen sind, wurde die Eröffnung des Hauses bereits zum zweiten Mal verschoben. Momentan sieht es so aus, dass der Hotelbetrieb statt im April erst Anfang Juni aufgenommen wird. Viviana Anselmi geht davon aus, dass die Sommersaison sehr schwierig werden wird. Viele sagen bereits jetzt, dass die Saison für dieses Jahr gelaufen ist, erklärt die Touristikfachfrau.

Alles ist dicht

Surreal bezeichnet die gebürtige Münnerstädterin die Stimmung in den Straßen von Florenz. "Florenz kommt mir vor wie eine Geisterstadt", berichtet sie vom Eindruck eines Spazierganges durch die Innenstadt am vergangenen Sonntag - also noch bevor die italienische Regierung das Land abgeriegelt hat. Alle Museen sind geschlossen, mittlerweile die Bars , Restaurants und Läden, ebenso Schulen und Kindergärten. Es herrscht eine Stille, die man von der pulsierenden Stadt nicht kennt. Alles sei viel trister. Nur Lebensmittelläden, Apotheken, Tankstellen und Ämter sind noch geöffnet.

Sorge ums Land

Beruflich war Viviana Anselmi in den ersten zwei Monaten des Jahres viel unterwegs - so wie immer. Jetzt wird sie erst einmal in Florenz bleiben müssen. Mittlerweile ist sie auch nicht mehr im Büro des Hotels, sondern arbeitet von zuhause. Niemand dürfe seine Gemeinde verlassen, wenn es nicht schwerwiegende Gründe gibt. Die Auswirkungen der Corona-Krise hatte sie schon bei ihrer letzten Reise gespürt: Leere Züge und halb volle Flugzeuge. "Für die Wirtschaft ist das wirklich ganz schlimm", sagt Viviana Anselmi.

Während sie sich um das Land Sorgen macht, versucht sie die Isolation für sich persönlich gelassen zu nehmen. "Man muss sich jetzt halt wieder mehr mit sich selber beschäftigen", sagt sie. Denn natürlich sind die Freizeitmöglichkeiten sehr, wenn nicht völlig eingeschränkt. Aber sie komme damit ganz gut klar.

Schwer sei die Situation vor allem für Familien mit Kindern, hauptsächlich wenn die Eltern arbeiten müssen. Denn die Kinder sollen sich auch nicht mit anderen Kindern zum Spielen treffen. Die Familien sollen weitgehend unter sich bleiben. Auch Großeltern sollen möglichst nicht die Beaufsichtigung übernehmen, da die Erkrankung bei älteren Menschen oftmals schwerwiegender verläuft.

Viviana Anselmi hofft jetzt, dass die strikten Vorkehrungen schnell greifen, die Situation sich beruhigt und die Zahl der Infektionen in Italien tatsächlich bis April deutlich eingedämmt wird. So lange ist das Land derzeit eine selbst auferlegte Sperrzone. Danach kehre hoffentlich wieder so etwas wie Normalität ein, sagt Viviana Anselmi. "Wir müssen jetzt stark sein und den Regeln folgen", betont die Wahl-Florentinerin. Selbst ein Schlagwort beziehungsweise Hashtag gibt es jetzt bereits in den sozialen Medien: #iorestoacasa (#ichbleibezuhause).

Ruhiger Insel-Alltag

Ihre Mutter Christine Anselmi spürt derweil auf der italienischen Insel Elba persönlich noch nicht viel von den Auswirkungen. Erkrankungsfälle auf der Insel sind ihr nicht bekannt. Noch hoffen die Insulaner, dass sich die Situation beruhigt. Sie beobachtet, dass die Vorbereitungen für die bevorstehende Saison trotz der Krisenlage weitergehen. Die Geschäftsleute und Hoteliers streichen ihre Häuser. Es werde überall gearbeitet.

Allerdings hat Christine Anselmi mitbekommen, dass Festland-Italiener mit Wohneigentum auf der Insel jetzt nicht nach Elba reisen können, um dort die Quarantäne-Zeit zu überbrücken.

Christine Anselmi fühlt sich privat - mit Ausnahme des Reiseverbots - kaum eingeschränkt. Denn außerhalb der Saison geht das Leben auf der Insel ohnehin einen ruhigen Gang. Aber Christine Anselmi denkt an die Folgen des Corona-Virus, vor allem für die Wirtschaft in Italien, Europa und der ganzen Welt.

 
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