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Münnerstadt
Klassik und Rock: Harmonisches mit Harmonic Brass
Mit seinen Programm „Playlist“begeistert das Münchner Quintett die Zuhörerinnen und Zuhörer in der Alten Aula. Neben van Beethoven, Mozart und Bach kommt auch der Rock nicht zu kurz.
„Harmonic Brass“ brillierten in der Alten Aula in Münnerstadt.       -  „Harmonic Brass“ brillierten in der Alten Aula in Münnerstadt.
Foto: Hartmut Hessel | „Harmonic Brass“ brillierten in der Alten Aula in Münnerstadt.
Hartmut Hessel
 |  aktualisiert: 20.06.2024 02:52 Uhr

Heiliges Blechle. Das Hochamt der geblasenen Tonleitern fand einen Raum in der sakralhaften Alten Aula, und die „Pilger“, denen es vergönnt war, diesen eindringlichen, mitunter wilden oder balladenhaften Tönen von „Harmonic Brass“ zu folgen, wollten das Quintett nur mit einem musikalischen Heiligenschein wieder aus Münnerstadt entlassen.

Nicht wenige der rund 70 Besucherinnen und Besucher haben Augen und Ohren gerieben und sich gefragt: „Wie kommt diese Stadt zu so einem konzertanten Hochgenuss?“ – Nicht ausgesprochen, aber zwischen den Zeilen gedacht: „Wo doch Außenherum soviel Hochklassiges geboten wird.“ Es ist ganz einfach: Da ist ein mutiges Team, das sich traut, entsprechende Anfragen positiv zu nutzen und damit das kulturelle Nischendasein in Münnerstadts Kulturszene breit aufstellt. Dass die passenden Räume vorhanden sind, ist ein großer Vorteil.

Publikum sofort im Griff

Harmonic Brass ist als Quintett in München beheimatet. Die Mitglieder kommen aus dem süddeutschen Raum, beziehungsweise Tirol. Gegründet 1991 und seit 1997 ein selbstständiges Ensemble, ist Harmonic Brass ein weltweit gefeiertes Bläser Ensemble. An die 40 Tonträger wurden eingespielt, ein musikalisches Kinderbuch herausgegeben.

Vor allem sind die Musizierenden sehr gefragte Workshop-Anleitende und als Komponisten und Arrangeure äußerst begehrt. Harmonic Brass fungiert als vielseitig aufgestelltes Musikunternehmen . Ihr Kerngeschäft ist aber das Konzerterlebnis. Das merkt man auch auf der Bühne.

Das Konzert ist mit „Playlist“ betitelt, was alle kennen, die früher die Hitparaden runtergehört haben und heute ihre digitalen Medien auf „Best of“ einstellen. Und so war es dann auch – fast jedenfalls – nichts war den Ohren unbekannt, die Titel vielleicht nicht gleich vor Augen, jedoch die Darbietung war unvergleichlich. Die Alte Aula, die zur tonalen Überzeichnung neigt, vor allem wenn noch ein paar Plätze freigeblieben sind, hatte das Quintett sofort im Griff.

Das begann bereits mit dem Intro, einer namenlosen Eigenkomposition, nach der das Publikum erstmals Hornbläser Andreas Binder als Conférencier bestaunen durfte. Aber auch erst dann, nach den ersten Beifallsstürmen, den der Auftakt hervorgerufen hatte.

Schweben von Gefühlen als Ausdruck einer sehr starken Harmonie

Mit Johann Joseph Fux (1659 bis 1732) und seiner „ Serenade in C, K 353“ streifte man die Zeit des Barock, um nach Vincenzo Bellinis (1801 bis 1835) „Concerto in S-Dur“ beim „Hitmaster“ Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827) zu landen. Wie sagte doch Andreas Binder bei der Ankündigung: „Die Meisten kennen die ersten Töne, den Rest sehr viel weniger.“ Was dann folgte, war ein Schweben von Gefühlen als Ausdruck einer sehr starken Harmonie im Saal. Was dann beim nächsten Stück nicht besser, nur anders stark durch die Härchen, die die Gänsehaut hervorbringen, sichtbar wurde: „Toccata und Fuge d-Moll“ (BWV 565)“ von Johannes Sebastian Bach (1685-1750).

Alle, die schon mal Kirchenorgeln gehört haben, kennen das Stück, das den Notenfluss des Leipziger Hitkomponisten kaum besser charakterisieren kann, und das in der Bearbeitung des Ensemble-Trompeters Hans Zellner nochmals diesen besonderen Brass-Sound erhalten hat. Zellner hat die meisten der gespielten Stücke arrangiert. Er ist seit 1997 Mitglied des Quintetts.

Einsatz von Schlag-Rhythmen

Bei der Gründung von Harmonic Brass war Elisabeth Fessler erst zwei Jahre alt, doch der Weg dorthin war irgendwie schicksalhaft vorgegeben. Ihr musikalischer Weg als Trompeterin, den sie über Studium und Orchesterbegleitung sowie als Lehrbeauftragte an Hochschulen nahm, führte die Ravensburgerin 2014 in das Bläser-Quintett.

Sie komponiert eigene Stücke – für die „Playlist“ war das „The Answer“ –, und sie arrangiert auch, zum Beispiel das „Rondo Alla Turca (KV331)“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), einem weiteren Star der Hitlisten seit dem 18. Jahrhundert. Das Stück erfordert den Einsatz von Schlag-Rhythmen, kein Problem für die Bläser, denn auf einem Bein steht es sich auch gut, wenn der andere Fuß den Rhythmus setzt.

Der Innsbrucker Posaunist Alexander Steixner (29) war als vielseitiger Orchester-Musiker tätig, bevor er seit 2018 zur Harmonic Brass kam. Wie alle im Ensemble darf er sein Können bei Soloparts hervorheben. Gleiches gilt für den Tubaspieler Karl Wilhelm Hultsch (28), der aus Dresden kommt und seit 2020 das Quintett bereichert.

Medley mit Songs von Queen

Auch der weiß noch, wer „Queen“ ist oder war, denn allesamt fanden in einem Medley mit Songs aus deren Rock-Ära ein Rausschmeißer-Thema. Das Ende dieses hervorragenden Konzerts konnte nur mit zwei Zugaben „erkauft“ werden.

Und wenn die Süddeutsche Zeitung schreibt, dass „die virtuos-glamouröse Art“ des Quintetts „zu der besten der Welt gehört“ können wir in Münnerstadt nur voller Demut äußern: „Schön, dass ihr da wart!“

 
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