Seit Donnerstagabend hat die Feuerwehr nach zwei Jahrzehnten des Wartens Ersatz für ein 2003 ausgemustertes Löschfahrzeug (LF 16). Aus Geldmangel war 2004 mit einem Vorrüstwagen nur eine Notlösung auf den Hof gekommen. Ab 2014 wollte der Stadtrat mit der Anschaffung warten, bis das Feuerwehrgerätehaus gebaut ist, weil das beantragte Modell, ein HLF20/16, nicht mehr in die Zehntscheune passt. Nachdem nun auch der Gerätehausbau wieder auf die lange Bank geschoben wird, war klar: Jetzt muss doch ein – wenn auch nur gebrauchter – Ersatz her.
Baujahr 1999
Das jetzt gekaufte LF 16/12 mit Baujahr 1999 ist zwar kein Youngster mehr, aber Kommandant Robert Müller ist zufrieden. Der erste Eindruck hat ihn am Freitag überzeugt. „Es ist ein ordentliches Auto“. Überrascht war er von den Extras wie Automatikgetriebe oder vollelektrischer Lichtmast. Wichtig auch: Es passt ins Feuerwehrgerätehaus. 29.000 Euro hat es gekostet. Gut 30.000 Kilometer hat das LF 16 auf dem Tacho. Erworben wurde es auf einer Auktion. Weil der Gebrauchtwagenmarkt bei Feuerwehrfahrzeugen leergefegt ist, musste die Stadt schnell reagieren, als das LF 16 von einer Feuerwehr aus Niedersachsen angeboten wurde. Bürgermeister Michael Kastl segnete den Kauf ab in der Hoffnung, dass der Stadtrat im Nachhinein damit leben kann. Das konnte er, hatte dieser doch schon vorher beschlossen, dass 2023 ein neuwertiges Feuerwehrauto im Preis von bis zu 420.000 Euro beschafft werden soll. Allerdings hatte sich gezeigt, dass für Jahreswagen oder junge Gebrauchte mittlerweile bis zu 600.000 Euro verlangt werden. Zudem hätten neuere Modelle nicht durch die Toreinfahrten des Feuerwehrgerätehauses gepasst. Sie sind einfach zu hoch.
Ohne Beladung
Das jetzt beschaffte Löschfahrzeug ist ohne Beladung. Das bedeutet, die Kosten für die Ausrüstung müssen addiert werden; diese sind um ein mehrfaches höher als der Autopreis. Mindestens 150.000 Euro werden für die nötige Feuerwehrausstattung anfallen. Daran führe kein Weg vorbei, sagt Robert Müller . Die Geräte des vor 20 Jahren in Münnerstadt ausgemusterten Löschfahrzeugs würden zwar noch im Keller der Zehntscheune lagern, stammen aber alle aus dem Jahr 1975. „Die kann keiner mehr verwenden.“
Als Laie fragt man sich, was die Innen-Ausstattung so teuer macht. Der Feuerwehrmann Robert Müller wundert sich über diese Preise nicht. Spezial-Geräte sind teuer. Ein Löschfahrzeug muss eine genormte Mindestausrüstung vorweisen. Was reinkommt, ist vorgeschrieben und sei kein Luxus.
Teure Ausrüstung
Der Kommandant erklärt, was gekauft werden muss: Es ist das Material für den Löschangriff und ein technischer Hilfeleistungssatz mit Spreizer, Schere und Rettungszylindern samt Zubehör. Zudem braucht das Auto Atemschutzgeräte, Funktechnik, Leitern, Hochleistungslüfter, Stromerzeuger, eine Wärmebildkamera. Jede der aufgezählten Einzel-Komponenten kostet bereits mehr als 5000 Euro.
In der Stadtratssitzung am Montag hatte Bürgermeister Michael Kastl darauf verwiesen, dass die Beladung weiterverwendet werden kann, wenn das jetzt gekaufte Feuerwehrauto außer Dienst genommen wird. Somit spare man sich bei einer späteren Neubeschaffung das Innenleben. Robert Müllers Fazit zum Fahrzeugkauf : Man bekomme aktuellste Technik, nur das Fahrgestell bleibt alt. Die Lösung spare der Stadt mindestens 200.000 Euro.
Einbau in Eigenregie
Den Einbau der Geräte wird die Feuerwehr übernehmen. Doch bis es so weit ist, wird es etwas dauern. Feuerwehrzubehör ist momentan nicht auf die Schnelle zu bekommen. Müller rechnet damit, dass das Fahrzeug in rund drei Monaten einsatzbereit sein wird.
Weiter warten auf das Feuerwehrgerätehaus
Der Kommandant ist zufrieden, dass mit dem Kauf dieses Löschfahrzeugs nun wieder ein zweites zur Verfügung steht und somit die Einsatzfähigkeit sichergestellt wird. Fällt eines der Löschfahrzeuge wegen eines Schadens einmal aus, könne die Wehr zumindest mit einem ausrücken. Auch für die Stimmung in der Wehr sei die Anschaffung wichtig. „Die Mannschaft musste die ganzen Jahre immer wieder vertröstet, beruhigt und motiviert werden“, sagt Robert Müller . Der Feuerwehrgerätebau ist für Müller trotzdem nicht vom Tisch: „Die nächsten Fahrzeuge, die spätestens in zehn Jahren getauscht werden müssen, passen dann definitiv nicht mehr in die Zehntscheune.“