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Münnerstadt
Münnerstadt: Frau Bütt macht Schluss
Standing ovations für die Büttenredner Rosina Eckert und Wilhelm Schmitt: Der Auftritt beim Kolpingfasching war der letzte.
Für Rosina Eckert war die jüngste Büttenrede ihre letzte. Foto: Dieter Britz       -  Für Rosina Eckert war die jüngste Büttenrede ihre letzte. Foto: Dieter Britz
| Für Rosina Eckert war die jüngste Büttenrede ihre letzte. Foto: Dieter Britz
Dieter Britz
 |  aktualisiert: 18.08.2022 11:30 Uhr

Gut vier Stunden buntgemischte Unterhaltung mit Garde-Auftritten, Sketchen und Büttenreden - das boten die beiden Faschingssitzungen des Kolping-Elferrates im ehemaligen Jugendhaus. Das Motto "es war einmal" sehr wörtlich genommen haben Rosina Eckert und Wilhelm Schmitt. Beide zählen zum Urgestein des Mürschter Faschings und stehen seit Jahrzehnten in der Bütt. Ihre scharfsinnigen bis scharfzüngigen Beiträge sind bei den einen beliebt, bei den anderen berüchtigt. Sie kündigten an, dass ihre diesjährigen Auftritte die letzten waren. Mit stehenden Ovationen wurden sie verabschiedet.

Gassenhauer Hallenbad

Über das Motto "Es war einmal" philosophierte Sitzungspräsident Andreas Albert bei der Begrüßung der Gäste, unter denen bei der Premiere am Samstag der zweite und der dritte Bürgermeister, Andreas Trägner und Axel Knauff sowie mehrere Stadträte waren. Das Hallenbad und die Disco fielen ihm ein, die nicht mehr sind, aber auch die Klosterschule und das Studienseminar und die vielen Geschäfte in der Innenstadt.

Die zwölf jungen Damen der Elferratsgarde, trainiert von Monika Petsch, begeisterten danach das Publikum mit ihrem Marsch. Auch ganz zum Schluss kamen sie nochmals als Mexikanerinnen. Die junge Katharina Mayer suchte als Faschingsprinzessin den passenden Prinzen, "denn ohne Prinz, das ist ja klar, gibt's eben auch kein Prinzenpaar." Sie schaute sich im Elferrat um, aber keiner konnte ihr Recht machen - "na ja, dann bleib ich halt allein, weil mir doch sowieso kein Mann jemals das Wasser reichen kann."

EU, Brexit und der Kahlschlag an der Lauer

Auch Wilhelm Schmitt nahm sich als Mürschter Nagel das Motto "Es war einmal" vor die und blickte dabei bis ins Weiße Haus nach Washington: der Präsident dort war mal ein Mann mit Renommee, aber es war einmal. Über die EU, den Brexit und die Regierungsbildung in München landete er natürlich in Münnerstadt und schaute sich die zahlreichen Bäume an, die zum Hochwasserschutz entlang der Lauer gefällt worden waren: "Sankt Bürokratius ließ es krachen, es war einmal." Vergangenheit sind auch Arbeitsplätze bei Remog, fürchtet er: "denn, wenn man investiert im Osten, nimmt man in Kauf, dass ausgeht ‚ 's Licht ... Hauptsach‘ ist, die Kohle stimmt, alles and're ist egal." Und er wundert sich über die Haltung mancher Stadträte zum Hallenbad: "eins will in diesen Kopf nicht rein, dass Eltern von drei, vier, fünf Kindern bleiben bei ihrem sturen Nein, um die Sanierung zu verhindern."

Zweifelhaftes Lob

Auch die Bürgermeisterwahl wirft schon ihre Schatten voraus. Stadtrat Michael Kastl hat bekanntlich Interesse angemeldet. Wilhelm Schmitts Kommentar dazu: "wenn Helmut lobt den Michael, oder vielleicht auch umgekehrt, dann muss ich mich schon reichlich quäl‘, um zu erkennen, was ist's wert. Denn auch Seehofer und Söder machen auf Kollegialität ..."

Die Sternchengarde, die von Christina Skuppin und Sophia Gopp trainiert wird, entführte die Besucher mit ihrem Schleiertanz in den Orient, viel Applaus war den jungen Mädchen sicher. Edi Schmitt stellte die Besucher zunächst vor ein Rätsel, denn "in letzter Zeit, da denk ich bloß, wie werde ich meine Alte los." Doch es war "nur" eine alte Kutsche, die von einem alten Gaul gezogen wird. Er kommentierte auch das Volksbegehren "rettet die Bienen ". Die Unterzeichner hätten das Kleingedruckte nicht gelesen. Jeder solle nun im Monat ein Glas Honig kaufen und ein Insektenhotel bauen sowie zehn Prozent der Fläche im Garten verwildern lassen.

Caramba!

Um die halbe Welt reiste Rita Schmitt, um den richtigen Mann zu finden. Sie landete in Südamerika, wurde Miss Brasil und dann nach Münnerstadt geschickt, weil es dort den besten Frankenwein haben soll. " Caramba , mir kocht der Blut, ist dieses Gesöff hier gut" stellte sich schnell fest. Sie wunderte sich "schwimmen tun wir viel und gern im Meer und ihr gebt euer Hallenbad her."

Nach den hübschen Piratinnen der Juniorengarde, trainiert von Christina und Sabrina Skuppin, luden Franziska Eckert und Caroline Schwarz zum Jungfernflug von Münn-Air-Lines ein. Die beiden Stewardessen kennen sich gut aus: "als Flugbegleitung müsse mir auch den Luftraum über Mürscht ganz genau kenn. Vor allem nachts, weil in Mürscht tun net überall die hellsten Lampen brenn... Im Osten findest du keine vernünftige Landebahn, drum fliegen wir Großwenkheim auch gar nicht mehr an." Regelmäßig fliegen sie zum Ellertshäuser See mit Zwischenlandung in Seubrigshausen, "weil dort der Michael Kastl mit seiner Fraa und sei fünf Kinner wohnt... Am Stausee draußen find't se alles" und deshalb "meent er: Mürscht braucht ke Hallenbad."

Arg vergesslich war Wolfgang Düringer. Er kann im Nachthemd, weil er das Umziehen vergessen hat und fragte auch gleich, warum die Bienen eigentlich summen - "weil sie ihren Text vergessen haben." Johanna und Sophie Bauer lieferten sich ein schwieriges Quiz. "An welchem Fluss liegt Köln am Rhein?" wollte die Quizmasterin zum Beispiel wissen. Die Mamas und Papas, trainiert von Claudia Skuppin, hatten diesmal einen ganzen Zoo mit Reitern, einer Affenherde und Clowns aufgeboten, die über die Bühne wirbelten.

"Nix für Luschen"

"Es war einmal" war für Rosina Eckert Anlass für einen Rückblick auf das eigene Leben und die Geschichte von Münnerstadt . Da war zum Beispiel das städtische Freibad: "Das war etwas für Hartgesottene, nix für Luschen, die sich am liebsten warm nur duschen." Schließlich hatte das Wasser nur 13 Grad, wenn es eingelassen wurde. Sogar ein Kino, die Palastlichtspiele, gab es. Rosina Eckert erinnerte sich schmunzelnd daran, dass hier auch Filme wie "unter'm Dirndl wird gejodelt" aus dem Spielplan standen. Sie erinnerte auch an die "Rote Laterne", in der es leise Musik und schummriges Licht gab. Nicht zu vergessen: "Mürscht war früher ein Einkaufsparadies" und "Fabriken gab's und nicht zuletzt dadurch jede Menge Arbeitsplätz. Made in Mürscht ging um die Welt ..."

Heute jedoch erkläre "der Remog-Müller unverhohlen: Ihr könnt mich mal; ich geh nach Polen." Rosina Eckert vergaß auch nicht, dass das Motto etwas mit Märchen zu tun hat. Als Märchenerzähler sei "unser Bürgermeister weit vor jeder Konkurrenz ... Für den Spatenstich vom Feuerwehrhaus gibt er als Termin das Frühjahr 2019 aus ... Die Bäum am Hochwasserdamm sin scho mal gefällt, ich glaub allerdings nicht, dass des als Spatenstich zählt" und "für sechs Millionen wird die Mehrzweckhalle neu gemacht. Denkste! Jetzt sind wir schon weit über acht."

"Helmut-Bad"

Sie schlug vor, dass der Bürgermeister, der ein Denkmal errichten will, dass Hallenbad erhält, das ein goldenes Schild "Helmut-Bad" bekommt. Auch für den Elferrat überraschend kam ihre Ankündigung "seit über 40 Jahren stehe ich hier in der Bütt, doch ab heut ist Schluss damit." Ab nächstes Jahr will sie in der Küche oder in der Garderobe mithelfen

 
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    Die Mürschter brauchen keinen Fasching. Was übers Jahr bei den Stadtratssitzungen ab geht, reicht! Nur zum Lachen ist das Ganze schon lange nicht mehr!!!
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