Die Sache ist klar, die Entscheidung reine Formsache. Nach einem Mordprozess ziehen sich die zwölf Geschworenen zur Beratung zurück. Ein 18-Jähriger soll seinen Vater mit einem Messer erstochen haben, zwei Zeugen belasten ihn schwer. Die Geschworenen wollen nicht viel Zeit verlieren, wollen die Angelegenheit hinter sich bringen. Schließlich haben sie noch etwas anderes zu tun. Auf Diskussion wird verzichtet, eine Abstimmung soll dem Verfahren ein Ende machen, ein Schuldspruch würde allerdings auch das Ende des Angeklagten bedeuten: Auf Mord steht die Todesstrafe . Aber er ist ja schuldig, zumindest für elf Geschworene . Geschworener Nummer acht kann das auch nicht ausschließen, aber er ist nicht überzeugt. Also stimmt er für nicht schuldig. Die Entscheidung muss aber einstimmig sein. Jetzt wird diskutiert. Und wie...
Lehrer Oliver Süssner hatte das Projekt vor seinem Weggang angestoßen, sagt Leonhard Benkert, zuständig für die Finanzierung und die Öffentlichkeitsarbeit beim P-Seminar. Mehr als ein Jahr arbeiten die zehn Schülerinnen und Schüler nun schon an dem Projekt, unterstützt werden sie von ihrem Lehrer Ralf Hartmann. Als Vorlage dient ihnen nicht das Fernsehspiel oder der berühmte Spielfilm mit Henry Fonda als Geschworener Nummer acht. Sie haben sich die Buchvorlage vorgenommen und es eigenständig zum Theaterstück umgeschrieben. "Außerdem mussten wir das Rechtliche klären", sagt Leonhard Benkert. Für die Rechte mussten sie bezahlen, womit er auch das zweite Problem anspricht: die Finanzierung. Aber auch das haben sie hinbekommen.
Die Kostüme waren kein Problem, die haben sich die Schüler vom Theater Schloss Maßbach geliehen. Beim Bühnenbild war handwerkliches Geschick gefragt. Aber auch da konnten die Laiendarsteller auf vorhandene Rahmen zurückgreifen, die sie nun neu gestalteten. Entstanden ist ein Zimmer, in den die Geschworenen eingeschlossen werden, bis sie eine einstimmige Entscheidung getroffen haben. Kosten sind auch durch die Programmhefte entstanden.
Die Kostüme anlegen und auch das Schminken - die Darsteller helfen sich gegenseitig. Unterstützt werden sie durch das Technik-Team der Schule. "Wir sollen sehr eigenständig arbeiten", sagt Leonhard Benkert. Und das tun sie auch. Impulse und gute Tipps gibt es von Ralf Hartmann, der schnell auch einmal bei einer Probe eine Rolle vom Regiestuhl aus übernimmt, wenn ein Darsteller fehlt. Ralf Hartmann hat schon mehrere Theaterprojekte am Schönborn-Gymnasium betreut, noch nie aber als P-Seminar. Dem kann er durchaus Positives abgewinnen. "Für mich ist es einfacher", sagt er. Denn die Schüler machen fast alles selbstständig.
Seit Dezember letzten Jahren haben sie sich in fast jeder Schulwoche zum Proben getroffen. Das Stück verlangt ihnen einiges ab. Und da gab es noch ein kleines Problem: Im P-Seminar arbeiten zehn Schüler, das Stück verlangt aber zwölf Darsteller. Verstärkung haben sie von zwei Mitschülern aus einem anderen P-Seminar bekommen.
Am Samstag, 5. Oktober, und am Freitag, 11. Oktober wird "Die zwölf Geschworenen" in der Aula des Schönborn-Gymnasiums aufgeführt. Dazu sind alle Interessierten willkommen. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, für Verpflegung der Besucher ist gesorgt.
Der Geschworene Nummer acht bleibt trotz der Anfeindungen der Mitgeschworenen ruhig. Er beginnt allmählich, die Zeugenaussagen und Beweismittel in Frage zu stellen. Schließlich gibt er scheinbar nach. Sollten bei einer geheimen Abstimmung die elf Schuldig-Sprecher noch einmal gegen den Angeklagten votieren, wird auch er sich dem Urteil anschließen, kündigt er an. Doch nur zehn Geschworene bleiben bei ihrer Meinung die elfte ist nicht mehr zweifelsfrei von der Schuld des Angeklagten überzeugt. Der Anfang ist gemacht.