Die Kapellengasse liegt im Herzen der Altstadt; sehr historisch ist das Stadtbild hier nicht. Eine Kapelle, wie der Name vermuten lässt, gibt es auch nicht mehr. Diese wurde bei einem Bombenangriff zum Kriegsende 1945 zerstört, wie auch viele Häuser in der Nachbarschaft. So ist die schmale Gasse heute keine Sehenswürdigkeit, sondern eine wichtige Verbindungsachse von der Hauptstraße zum Wohngebiet am Karlsberg. Ihr baulicher Zustand ist jedoch seit vielen Jahren schlecht.
Aber nach der jüngsten Bauausschusssitzung gibt es Hoffnung, dass es mit dem Ausbau in diesem Jahr doch was werden könnte. Eine Zeitlang sah es in der Sitzung jedoch so aus, als würde das Thema im schlimmsten Fall sogar auf Jahre vertagt, weil man keinen gemeinsamen Nenner fand. Bürgermeister Michael Kastl äußerte im Verlauf der rund zweistündigen Diskussion die Befürchtung: „Wenn wir alles durchdenken, werden wir in der Altstadt gar nichts machen.“ „Wir können die Diskussion noch 30 Jahre führen“, schloss sich Leo Pfennig an.
Im Kern der Diskussion ging es um die Verlegung des Gehweges. Aktuell verläuft dieser von der Veit-Stoß-Straße kommend auf der rechten Seite hinab zum Anger. Planer Matthias Kirchner hat in seinem Vorschlag den Gehweg auf die andere Seite verlegt. Grund sind die zwei Hauseingänge dort, die unmittelbar an der Straße liegen. Wer aus dem Gebäude kommt, steht sofort auf der Fahrbahn. „Das geht absolut gar nicht“, sagte Kirchner.
Gegen Verlegung
Entschiedene Gegner dieser Lösung sind Norbert Schreiner und Rosina Eckert. Beide plädierten, dafür, den Gehsteig dort zu belassen, wo er jetzt ist. Auch auf dieser Seite gebe es ein Wohn- und Geschäftshaus, das dann – bei einer Verlegung – seinen Hofeingang direkt an der Straße hätte.
Fast in eine Sackgasse geriet die Diskussion an dem Punkt, an dem dann die Frage aufkam, ob nicht besser zwei Gehwege gebaut werden könnten. Dann, gab Matthias Kirchner zu bedenken, sei die Fahrbahnbreite so gering, dass auf jeden Fall eine Einbahnstraßenregelung kommen muss. Johannes Wolf plädierte dafür, hier mutig zu sein und das zu machen, während Britta Bildhauer davor warnte. Für sie wäre das ein Schnellschuss. Sollte die Einbahnregelung kommen, müsste man sich erst im Klaren sein, wie das gesamte Verkehrskonzept für die Altstadt aussehen soll. Und wie lange das dauern kann, wissen alle Stadträte. Über ein solches wird seit Fertigstellung der Entlastungsstraße 1989 immer wieder einmal nachgedacht. Aber zu konkreten Ergebnissen kam es bislang nie.
Warum zwei Gehwege nur mit Einbahnstraße funktionieren
Matthias Kirchner bestätigte die Befürchtung der SPD-Stadtratin. Bei der Entscheidung für zwei Gehwege verbaue sich die Stadt auf Dauer Änderungen. „Dann ist die Gasse für immer Einbahnstraße.“ Der Überlegung, einen breiteren und einen schmaleren Gehweg in der Kapellengasse einzubauen, nahm der Planer gleich den Wind aus den Segeln. Denn die Gehwege benötigen in Innenstädten eine Mindestbreite von 1,50 Metern. Darunter geht es nicht.
Ohne Kompromiss geht es nicht
Bürgermeister Michael Kastl gab den Hinweis, dass die Anwohner in der Kapellengasse alle mit der Planung und somit mit der Verlegung des Gehwegs auf die andere Seite leben könnten. Man müsse den Weg des besten Kompromisses gehen, meinte Matthias Kirchner. „Der vorliegende Entwurf ist der günstigste Kompromiss.“ Letztendlich gab der Bauausschuss mit 7:2 Stimmen eine Empfehlung an den Stadtrat, den einseitigen Gehweg wie geplant zu bauen.
Schneller ging es bei der Wahl des Bodenbelags. In Absprache mit dem Sanierungsberater Alexander Albert kam vom Planungsbüro der Vorschlag, Fahrbahn und Gasse mit einem altstadtgerechten Pflaster zu befestigen, „das nicht aus der Mode kommt“, wie Kirchner betonte. Es sei für Rollatoren und Rollstühle geeignet, erklärte der Planer.
Gehfreundliches Pflaster
Der Wunsch nach einer gehfreundlichen Gestaltung der Pflasterflächen ist in Münnerstadt ebenso alt wie die Altstadtsanierung . Geändert hat sich nur die Argumentation. Dachten in den 1980er Jahren die damaligen Stadträtinnen Gudrun Schuster und Lotte Hochrein an die Frauen mit hohen Schuhen, ist heute die seniorenfreundliche Gestaltung der Innenstadt ein Argument. Die Mehrheit des Bauausschusses schloss sich dem Vorschlag an.
Das Pflaster, das nun gewählt wird, soll dasjenige sein, das bei künftigen Straßensanierungen in der Altstadt Verwendung findet. Norbert Schreiner dagegen sieht die komplette Pflasterung kritisch. Er hätte lieber eine Fahrbahn in Asphaltausführung.
Entscheidung noch im März?
„Nächste Woche im Stadtrat werden wir dann die Nagelprobe machen“, meinte Bürgermeister Michael Kastl mit Blick auf die noch ausstehende Entscheidung des Stadtrates zum Ausbau der Kapellengasse am 13. März. „Egal, was wir bauen, es wird um Klassen besser sein als das, was wir jetzt vorfinden“, meinte der Planer.
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