Eine Krippe gehört für viele Menschen zu Weihnachten einfach dazu. An Heiligabend wird das Jesuskind in die Krippe gelegt, am 6. Januar kommen die heiligen drei Könige dazu. Und dann verschwinden die Figuren bis zum nächsten Fest wieder im Karton. Bei der Krippe in der Münnerstädter Stadtpfarrkirche ist das ein wenig anders.
Von der Verkündigung über die Geburtsszene, die Anbetung der heiligen drei Könige, Lichtmess und die Flucht bis zur Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Christi reichen die Szenen. Deshalb muss Christian Schmitt , der sich ehrenamtlich um die Krippe kümmert, ständig die Figuren verändern. Viel Arbeit und Mühe steckt der Hobby-Holzarbeiter da hinein. Dafür bekommt er auch viele positive Rückmeldungen. „Das ist mein Lohn“, sagt der 54-Jährige.
Eigentlich Gebetskapelle
Zwischen Ostern und Weihnachten ist die Ritterkapelle in der Stadtpfarrkirche eine ganz normale Gebetskapelle. Eine Woche vor Weihnachten ändert sich das. Zusammen mit etwa acht Helfern stellt Christian Schmitt dann an einem Vormittag das Grundgerüst der Krippe auf. „Dann brauche ich etwa zwei Tage, um die Krippe aufzubauen“, sagt er.
Vor neun Jahren hat er sich den Figuren aus Südtirol verschrieben. Zwei Jahre lang lernte ihn Toni Hiller an, der sich über Jahrzehnte um die Krippe gekümmert hat. Seit sieben Jahren liegt sie nun in der Verantwortung von Christian Schmitt , seit vier Jahren unterstützt ihn seine Lebensgefährtin Sylvia Hirschlein. Es geht allerdings nicht nur um den reinen Aufbau. Moos muss er holen, Wedel und Sträucher schneiden.
Balken aus Dachstuhl verwendet
Der Hobbyholzwurm, wie er sich selbst bezeichnet, hat inzwischen auch unter anderem die Grotte und die Weidezäune erneuert. Die Stele mit den Informationen über die Krippe ist auch von ihm. Dafür hat er unter anderem ein Stück alten Balken aus dem Dachstuhl der Stadtpfarrkirche eingearbeitet.
Aufgebaut wird die Krippe stets mit der Verkündigung bei den Hirten auf dem Felde. An Heiligabend kommt dann die heilige Familie (Geburtsszene) als Figurenblock hinzu. Dann muss Christian Schmitt sämtliche Figuren drehen. Blickten sie zuvor zum Engel, so schauen sie jetzt zur heiligen Familie. Eine Besonderheit der Krippe: Es gibt zwei Familien.
Zwei Famlien
Bereits an Dreikönig werden neue Figuren aufgestellt: Josef und Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Dann kommen natürlich auch die heiligen drei Könige mit all ihrem Gefolge hinzu. Darunter ist auch ein großer Elefant. Wenn beim Aufbau Kinder in der Kirche sind, dürfen sie mal kurz auf dem Tier sitzen.
Zu Lichtmess am 2. Februar wird schon wieder umgebaut. Dann wird die Darstellung Jesu im Tempel aufgebaut. Und so geht es bis Ostern weiter. Nach dem Osterfest wird alles wieder fein säuberlich in Kisten verpackt.
Über 100 Jahre alt
Josef Obletter (1873 – 1925) hat die Krippe in St. Ulrich im Grödnertal (Südtirol) um das Jahr 1910 geschnitzt. In den 1930er Jahren brachte sie Stadtpfarrer Pater Gabriel Schlachter von einem Urlaub in Oberammergau mit. Viele Jahre erfreuten sich die Münnerstädter und ihre Gäste an der Krippe, die in den 1960er Jahren dann aber nicht mehr aufgebaut wurde. Die Figuren verbrachten ein unwürdiges Dasein auf dem Speicher. Nach fast 20 Jahren wurde sie im Jahr 1985 anlässlich einer Krippenausstellung des Rhönklubs wieder vom Speicher geholt. Seither wird die alljährlich aufgebaut.
Ganz spurlos sind die Jahre allerdings nicht an der Obletter Krippe vorbeigegangen. Irgendwann ist der Figurenblock der heiligen Familie (Geburtsszene) weggekommen. Der Münnerstädter Josef Weiß hat sie nach dem Vorbild der Krippe in der Klosterkirche nachgeschnitzt. Alle anderen Figuren sind noch original erhalten.
Im Januar noch offen
Weil Energie gespart und die Stadtpfarrkirche im Frühjahr wegen der Renovierung ohnehin geschlossen werden muss, werden ab 15. Januar keine Gottesdienste mehr in der Stadtpfarrkirche stattfindet. Wie Stadtpfarrer Pater Markus Reis mitteilte, steht das Gotteshaus aber auch nach dem 15. Januar zum persönlichen Gebet zur Verfügung. Auch die Weihnachtskrippe kann den Januar über noch besichtigt werden. Zu Lichtmess allerdings gehen dieses Jahr ausnahmsweise einmal die Lichter aus.
In der renovierten Kirche wird Christian Schmitt dann wieder die Krippe aufbauen. „Solange es geht“, sagt er auf die Frage, wie lange er das noch machen möchte. „Es mach ja auch Spaß“, beton er. Und das sieht man ihm und der liebevoll gestalteten Krippe auch an.
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