Vor genau 70 Jahren begann 1953 im Münnerstädter Deutschordensschloss die Erfolgsgeschichte des Berufsbildungszentrums (BBZ). Da das 50-jährige Bestehen der in diesen Schulverbund eingeschlossenen, 1972 gegründeten Fachakademie für Sozialpädagogik wegen der Pandemie im vergangenen Jahr nicht gewürdigt werden konnte, wurde dies jetzt nachgeholt.
So wurde am vergangenen Freitag im Neubau am Altstadtweg sogar ein Doppeljubiläum mit einem würdigen Festakt in Anwesenheit geladener Gäste aus Politik und Schulwesen gefeiert. Protokollarischer Höhepunkt war die Namensgebung der Aula in Otto-Nickl-Aula – nach dem Gründer und ersten Leiter. Am Samstag folgte ein Tag der offenen Tür mit Präsentation der schulischen Lehrbereiche.
Schulleiter erinnern an Geschichte des BBZ
In ihrem Festvortrag erinnerten Schulleiter Georg Gißler und Stellvertreter Christian Zintl, Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik, an die wechselvolle Geschichte des Berufsbildungszentrums , die im Jahr 1953 im Deutschordensschloss mit dem Bezug eines ersten schuleigenen Lehrsaals begann.
Systematische Angebotsänderungen und -erweiterungen von der reinen Landwirtschaftsschule in den heutigen Ausbildungsbetrieb machten in sieben Jahrzehnten drei Standortwechsel innerhalb Münnerstadts erforderlich: Vom Deutschordensschloss zog die Schule im Jahr 1964 in ihren Neubau auf dem Karlsberg. Schon Elf Jahre später folgte 1975 der nächste Umzug in einen weiteren Neubau gleich nebenan.
Sechs Schulen unter einem Dach
Vor zwei Jahren wurde schließlich das 30 Millionen teure Schulgebäude am Altstadtweg in Betrieb genommen, wo derzeit sechs Aus- und Weiterbildungsschulen unter einem Dach vereint sind:
- vier Berufsfachschulen:
- Ernährung und Versorgung
- Kinderpflege
- Sozialpflege
- Pflege
- eine Fachschule für Heilerziehungspflege
- eine Fachakademie für Sozialpädagogik
Landrat Bold: Allgemeinbildung in der Landwirtschaft
Vor 70 Jahren sei es selbstverständlich gewesen, dass Allgemeinbildung in einer Landwirtschaftsschule vermittelt wurde, ging Landrat Thomas Bold für den Landkreis als Vertreter eines Sachaufwandsträgers auf die Entwicklungsgeschichte des BBZ ein. „Die Erziehung geschah damals bei den Eltern in der Landwirtschaft“, erinnerte er sich an die eigene Kindheit.
Doch das BBZ habe sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen müssen. Vor neun Jahren kam die Caritas als zweiter Sachaufwandsträger hinzu. Rudolf Hoffmann würdigte als Geschäftsführer aller Caritas-Schulen das BBZ als „vertikales Kompetenzzentrum für soziale Berufe“. Der Wandel der Schule über Jahrzehnte zeige, dass man hier „Antworten auf neue Fragen“ gefunden habe.
Positive Atmosphäre für Herzensbildung
In einer Videobotschaft brachte Anna Stolz (Freie Wähler), Staatssekretärin im bayerischen Kultusministerium, ihr Staunen über die „rasante Entwicklung“ des BBZ zum Ausdruck, lobte dessen beispielhafte Rolle bei der Inklusion im Schulbetrieb und das breit angelegte Ausbildungsangebot für „dringend benötigte Fachkräfte in Pflegeberufen“. Dem schloss sich die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär ( CSU ) an: „Hier werden Fachkräfte ausgebildet, die auch in der Region bleiben.“
Die moderne Architektur des neuen Schulgebäudes ermögliche eine positive Atmosphäre, in der nicht nur Wissens-, sondern auch Herzensbildung vermittelt wird, was sich am dauerhaften Kontakt zu Ehemaligen zeige. „Das BBZ ist nicht nur eine visionäre Schule, sondern setzt auch Visionen um.“
BBZ: Leuchtturm für berufliche Bildung
Ähnlich äußerte sich Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner ( CSU ), Staatssekretär im bayerischen Innenministerium: „Die BBZ-Verantwortlichen haben sich Gedanken gemacht, wie man die Pflege in der Region voranbringt.“ Das BBZ sei ein Leuchtturm für berufliche Bildung und für den Landkreis von besonderer Bedeutung, „weil diese Fachkräfte gerade hier gebraucht werden“.
ugleich mahnte Kirchner an, in der Öffentlichkeit nicht immer nur über Fachkräftemangel in Pflegeberufen zu sprechen. „Wir müssen ein positives Bild für diese Berufe nach außen vermitteln“, wie es im Münnerstädter Berufsbildungszentrum gepflegt wird.
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