Als Sonja Hippler ihren Sohn Sebastian vor zehn Jahren beim Motorsportclub Bad Brückenau (MSC) anmeldete, tat sie das wegen der freundlichen Atmosphäre. Aber auch die Trainingsbedingungen auf einem Platz von Hanse Haus in Oberleichtersbach empfand die Garitzerin als ideal. Sonst wäre die Familie aus dem Bad Kissinger Stadtteil vielleicht nicht in die Rhön gekommen. Und beim MSC dabeigeblieben.
Inzwischen hat sich viel geändert. Sonja Hippler ist zur Vorsitzenden des MSC aufgestiegen; ihr Mann ist als Trainer aktiv. Und Sohn Sebastian hat als Kartfahrer auf unterfränkischer Ebene Meisterschaften abgeräumt.
Vor allem aber hat sich die Platzsituation dramatisch verschlechtert. Den Platz bei der Hanse musste der Verein, der dieses Jahr 70-jähriges Bestehen feiert, vor rund drei Jahren räumen. Die Fertighausfirma brauchte den Raum für ihre Erweiterung.
Nun bleibt dem MSC der sogenannte Skaterplatz am Römershager Schulzentrum. Doch der präsentiert sich in Sonja Hipplers Augen eines Motorsportvereins nicht würdig. "Der Platz ist huckelig und kaputt. Die Skaterrampen sind auch durch und gefährlich, weil sie das Kartfahren behindern, klagt die Vorsitzende . Wenn man Pylonen aufstelle, würden die umkippen. Und überhaupt könne man auch wegen der Skaterrampen keine richtigen Fahrstrecken abstecken.
Verstreute Scherben stellen eine Gefahr dar
Hinzu kommt laut Hippler das verwahrloste Umfeld: Vor allem im Sommer lägen viel Müll und Essensreste herum. Vor allem die vielen Scherben seien gefährlich für die Reifen der Kart-Fahrzeuge. "Wir bräuchten auch eine gescheite Absperrung."
Denn die Fußgänger würden auf dem Skaterplatz streifenden Fußweg einfach durch das abgezirkelte Trainingsareal durchlaufen. Ein Stromanschluss, um zum Beispiel die Reifen aufzupumpen, fehlt. Deswegen hat der Verein schon ein Aggregat angeschafft.
Alles in allem sieht die Vorsitzende den MSC im Kampf um neue Mitglieder klar im Nachteil. "Ich kann keine Kinder organisieren bei so einem Platz, auf dem sie nicht richtig trainieren können." Diese würden bei Wettkämpfen die Plätze anderer unterfränkischer Motorsport-Vereine sehen, zum Beispiel in Hammelburg, Schweinfurt, Bad Neustadt, Kitzingen. Die seien meist besser in Schuss.
Vor drei Jahren hat der MSC nach Hipplers Angaben sein letztes eigenes Rennen veranstalten können. Für Training und Wettkampf nutzten die Motorsportler das Gelände und die Halle der Firma Heidelmeier im Römershager Industriegebiet. Hippler fand das "grandios". Schließlich hat der Chef mit dem MSC eigentlich nichts zu tun. Der Unternehmer würde den Motorsportverein jederzeit auf sein Gelände lassen, sagt die Vorsitzende . Doch eine Dauerlösung sei das nicht.
Mehrfach hat sich der MSC mit Anfragen und Anträgen an die Stadtverwaltung gewandt, sagt Hippler. Bis 2020 saß mit Thomas Eigenbrod der Sportleiter des Vereins im Stadtrat .
Doch von der Kommune hieß es nach Hipplers Worten immer, sie habe kein Geld. Dabei könnte der MSC einen Vorschlag präsentieren, der sogar vom ADAC bezuschusst würde.
Gegenüber dem Skaterplatz, an der Römershager Straße, liegt ein nur mit Schotter befestigter Platz. Dort hat der MSC einen Überseecontainer als Raum für die Geräte aufgestellt. Ansonsten wird er augenscheinlich von regionalen Firmen zum Abstellen und Abladen von Material genutzt.
Dem stellvertretenden Bürgermeister Jürgen Pfister und Michael Worschech, Geschäftsleiter der Stadtverwaltung , war die Nachricht, dass der MSC einen neuen Platz sucht, so nicht bekannt.
Worschechs letzte Info war, dass die Motorsportler nach dem Wegfall des Hanse-Geländes zum "Verkehrsübungsplatz" (offizielle Bezeichnung für den Skaterplatz) gewechselt sind. Er bestätigt, dass der gegenüberliegende ehemalige Volksfestplatz sich im städtischen Besitz befindet. Er sei auch als neuer Standort für die Sportkegelbahn im Gespräch gewesen.
Derzeit würden dort Steine und Erdhaufen zwischengelagert. Jürgen Pfister verspricht, sich des Themas MSC-Platz anzunehmen und es im Stadtrat einzubringen. Dieser wird auch diskutieren müssen, ob er die Doppelnutzung Skater/MSC weiter möchte. Das Gremium hatte auf Anregung von Jonathan Kirchner diskutiert, was mit den dortigen maroden Geräten passieren soll. Das Schicksal des MSC wurde dabei nicht konkret angesprochen.
Zwischenzeitlich hat es laut Hippler einen von Gemeindejugendpflegerin Ulrike Abersfelder organisierten Termin zum Skaterplatz gegeben. Es seien zwar viele Jugendliche, aber keine Vereinsvertreter gekommen. Ein Experte für Skater-Geräte habe mehrere Modelle vorgestellt. Auch da sei es nur um eine künftige Nutzung als Skate-Fläche gegangen.