Ein Olympionike aus dem beschaulichen Hammelburg? Hört sich verwegen an, ist aber Tatsache, weil Moritz Karlitzek Teil der Volleyball-Nationalmannschaft ist, die sich im vergangenen Jahr beim Qualifikations-Turnier in Brasilien mit sieben Siegen in sieben Spielen das Ticket für Paris gesichert hatte. Erstmals seit 2012 hat sich damit wieder ein deutsches Volleyball-Team für die Olympischen Spiele qualifiziert.
Ausgebildet bei seinem Heimatverein, dem TV/DJK Hammelburg , startete der 27-Jährige eine steile Karriere. Für den TV Rottenburg und United Volleys Frankfurt spielte der Saalestädter bereits in der höchsten deutschen Liga, ehe Auslands-Stationen in Italien und Frankreich folgten. Seit 2022 ist der 1,91 Meter große Außenangreifer unter Vertrag beim polnischen Top-Verein AZS Olsztyn, einer Stadt mit etwa 180.000 Einwohnern an der masurischen Seenplatte.
Wo treffen wir Sie gerade an?
Moritz Karlitzek: Ich bin schon seit einer Woche in Frankreich, nämlich in Metz. Dort haben wir uns gezielt auf die Olympischen Spiele vorbereitet, unter anderem mit einem Testspiel am Sonntag in Saarbrücken gegen Brasilien. Noch heute (Montag) geht es mit dem Zug weiter nach Paris, ins Olympische Dorf.
Was gehörte sonst noch zur speziellen Vorbereitung auf das olympische Turnier?
Vor unserem Metz-Aufenthalt hatten wir einen Lehrgang in Kienbaum und haben an einem Freundschafts-Turnier in Krakau teilgenommen. Gegen Ägypten haben wir gewonnen und gegen Slowenien und Gastgeber Polen jeweils im Tiebreak verloren. Gegen zwei Top-Teams so enge Spiele gezeigt zu haben, stimmt uns trotz der Niederlagen positiv.
Auf was freuen Sie sich am meisten bei Olympia?
Vor allem bin ich froh, dass es nach der langen Vorbereitung endlich losgeht. Jetzt kommt der Moment, auf den wir so lange hingearbeitet haben. Aber klar bin ich auch gespannt auf all die Eindrücke, die uns erwarten.
Gibt es irgendwelche Sportler, denen Sie besonders gerne begegnen würden? Es sind ja unter anderem auch diverse Basketball-Ikonen wie LeBron James aus der NBA am Start …
Spezielle Namen kann ich da gar nicht nennen. Allein die Bandbreite an Athleten mit vielen Weltstars wird beeindruckend sein. Mal schauen, wie die ihr Ding machen und ob man sich mal austauschen kann. Manche unserer Spieler haben auch Freunde aus anderen Sportarten. Auf alle Fälle wird es einen regen Kontakt zu den deutschen Athleten geben, im Deutschen Haus, das in einem Rugby-Stadion zu finden ist, oder im gemeinschaftlichen Kraftraum. Es gibt auch diverse offizielle Programmpunkte.
Wird Ihre Familie in Paris vertreten sein?
Meine Frau, meine Eltern und eins, zwei enge Freunde werden vor Ort sein und sich einiges anschauen. Natürlich auch unsere Spiele.
A propos: Verfolgen Sie noch den Hammelburger Volleyballsport und zu wem besteht noch ein engerer Kontakt?
Ja, klar habe ich den Volleyball in Hammelburg noch auf dem Schirm, ich bin schließlich sehr heimatverbunden und gerne daheim. Meine ältesten Freunde sind immer noch Hammelburger Volleyballer . Mit vielen von ihnen stehe ich auch noch in Kontakt.
Was ist sportlich drin in Paris? Los geht es ja schon am Samstagmorgen gegen Japan. Weitere Gruppengegner sind die USA und Argentinien.
Bei Olympischen Spielen, egal in welcher Gruppe, ist eine sehr hohe Leistungsdichte. In unserer Gruppe sehe ich uns keinesfalls als Favorit. Japan, ein extrem spielstarkes Team, ist beispielsweise Zweiter in der Weltrangliste und hat sich in den vergangenen Jahren enorm gesteigert. In der Nations League haben wir dieses Duell im Tiebreak verloren. Wenn wir aber unsere beste Leistung abrufen, ist alles möglich.
Gibt es sportliche Erinnerungen an Paris oder auch Kontakte aus Ihrer Vereinszeit in Frankreich?
Aus meiner Zeit in Frankreich kenne ich keine aktuellen französischen Nationalspieler. Aber ich treffe immer wieder ehemalige Kollegen oder auch Gegner, aus Italien beispielsweise.
Wie lief Ihre Saison in Polen und bleiben Sie bei Ihrem Verein? So ein olympisches Turnier ist ja auch immer eine große Bühne…
Ich habe in Olsztyn verlängert. Polen hat mit Italien die beste Liga der Welt. Und wenn man da eine wichtige Rolle einnimmt, ist das absolut reizvoll. Als das Angebot zur Vertragsverlängerung kam, habe ich nicht lange gezögert, um dort in eine dritte Spielzeit zu gehen. Die vergangene Saison haben wir als Siebter von 16 Teams abgeschlossen. Die Halle ist mit 5000 Zuschauern immer ausverkauft.
