
Seit 2001 gibt es den Rannunger Wald- und Naturlauf. Und so lange schon ist Monika Kiesel mit dabei. Mit ansteckender Begeisterung. Die 67-Jährige ist Edel-Fan der ersten Stunde, ohne jemals selbst eine der Strecken in Angriff genommen zu haben. Sieht man einmal ab von den Spazierfahrten mit dem Hund in der Rannunger Flur.
Obwohl seit 24 Jahren krankheitsbedingt auf einen Rollstuhl angewiesen, ist Monika Kiesel Feuer und Flamme für diese Breitensportveranstaltung im Schatten des Wasserturms, die zur Laufserie im Rhön-Grabfeldcup gehört. „Die Läufer wissen gar nicht, wie viel sie mir geben“, sagt sie. Dabei ist es doch die gelernte Schwesternhelferin, die mit ihrer Herzlichkeit am Streckenrand den Sportlerinnen und Sportlern, bei aller Anstrengung, ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Umarmungen? Unbedingt!

„Der Werner ist schuld, dass ich immer dabei bin“, lacht Monika Kiesel. Und meint damit den ehemaligen TSV-Vorsitzenden Werner Keller, der die gebürtige Nüdlingerin als Unterstützerin zum Wald- und Naturlauf gebracht hat. „Ich selbst habe nie Sport getrieben, habe mich dafür anderweitig ins Vereinsleben eingebracht, als Helferin bei Festen, an Fasching oder als Kuchenbäckerin. Es ist einfach schön, Teil der Vereinsfamilie zu sein. Und für die Läufer ist es doch wichtig, dass sie angefeuert werden. Ich könnte sie alle umarmen. Ich liebe die Menschen.“
Ihren Stammplatz hat Monika Kiesel im Ort, unweit ihres Hauses, in dem sie mit ihrem Mann wohnt, ebenfalls aus Nüdlingen stammend und ehemaliger Handballer bei der DJK. Etwa bei Kilometer 11 können sich die Halbmarathon-Läufer ihre Umarmung abholen oder mit der 67-Jährigen, die in ihrer Freizeit auch Gedichte schreibt, abklatschen. „Ich hab’ auch schon Blumen bekommen. Aber es sind die Gesten, die zählen“, sagt Monika Kiesel.
„Viele Läufer fragen mich schon im Vorfeld, ob Monika auch wieder beim Lauf dabei ist“, ergänzt Werner Keller, der mit zur kleinen Laufgruppe gehört, die sich am Dienstag vor dem Lauf am TSV-Sportheim trifft. Ebenfalls vor Ort: Florian Schmitt, der seit knapp drei Jahren zusammen mit Markus Veth an der Spitze der TSV-Laufabteilung steht, zwei junge afghanische Flüchtlinge, die im Sportverein einen Heimatersatz gefunden haben, der Reporter der Heimatzeitung – und Horst Weese. 82 Jahre jung geblieben mit 140 Marathons in den Beinen. „Seit 41 Jahren laufe ich schon. Aber so jemanden wie Monika habe ich noch nirgends erlebt“, sagt der Münnerstädter voller Bewunderung.

Die Idee der Gruppe: Diesmal soll Monika Kiesel, im Gelände tauglichen Elektro-Mobil, mit auf den größten Teil der 10 Kilometer-Strecke genommen werden; nur die für das Gefährt zu schwierigen Trail-Passagen müssen ausgelassen werden. Das ändert rein gar nichts an der Hochstimmung der Rannungerin bei dieser speziellen Premiere, Seite an Seite und im Smalltalk mit den Läufern. „Es ist einfach nur schön, dabei zu sein. Man fühlt sich frei.“ Weil die TSV-Laufabteilung am Sonntag aufgrund der fehlenden Zeitmessung mit eher weniger Halbmarathonläufern rechnet, könnte sich Monika Kiesel – ausnahmsweise – einen Ortswechsel zum anfeuern vorstellen. Sicher ist nur: Egal wie das Wetter auch sein wird, Monika Kiesel wird für ihre Läuferinnen und Läufer da sein.
Lauf-Infos
Der 22. Wald- und Naturlauf am Sonntag, 10. September, findet in diesem Jahr ohne Zeitmessung statt. „Jeder, der sich bewegt, ist ein Gewinner“, sagt der Veranstalter. Die Startzeiten am Sportplatz in Rannungen , zu denen auch die kostenlose Anmeldung erfolgen kann, sind von 9 Uhr bis 14 Uhr. Um 9.30 Uhr ist der freiwillige gemeinsame Laufstart für Bambini und Kinder über die Strecken von 400 Meter und zwei Kilometer; im Ziel wartet auf den Nachwuchs eine Überraschung. Um 10 Uhr ist der freiwillige gemeinsame Laufstart für die weiteren Strecken über fünf und zehn Kilometer sowie über die Halbmarathonstrecke (21,1 km). Da es sich um keinen Wettkampf handelt, wird es keine ärztliche Versorgung geben. Die Strecke ist ausgeschildert. Duschen und Umkleiden stehen im Sportheim zur Verfügung. Ein Kinderprogramm ist ebenfalls vorgesehen.