Viel hätte nicht gefehlt und Mohammad Shadab wäre in einem Jahr zweimal Deutscher Meister geworden. Im August dieses Jahres hatte der Vorzeige-Boxer des TSV Bad Kissingen seinen bislang größten Coup gelandet mit dem Gewinn der nationalen Meisterschaft – für das Jahr 2021. Coronabedingt natürlich. Ein gutes Quartal später wurden die Titel für 2022 in Rostock vergeben, und da musste sich der 25-Jährige beim Unternehmen Titelverteidigung im Mittelgewicht (bis 75 kg) mit dem zweiten Platz begnügen. Immer noch ein grandioser Erfolg, zumal diese Gewichtsklasse außerordentlich gut besetzt war: mit sage und schreibe 18 hoch motivierten Athleten, die sich alle zuvor hatten qualifizieren müssen.
Ein perfekter Auftakt
Seinen Auftakt-Kampf hatte der Kurstädter gegen Marcel Mangold aus dem Landesverband Hessen vorzeitig gewonnen, um tags darauf den bärenstarken Szynon Starczewski vor die Fäuste zu bekommen. Mit seinen perfekten Wechseln von Kopf- und Körpertreffern sollte der TSV-Athlet auch diese hohe Hürde gekonnt nehmen. Leichter wurde es nicht, denn sein Gegner Misha Feroyan war deutscher Vize-Deutscher und Teilnehmer an der Jugend-WM. Aber auch diese Herausforderung meisterte Shadab dank schneller Beine und guter Technik. In Finalkampf wartete Vezir Agirman, der für den Olympiastützpunkt Schwerin antrat. In seiner sportlichen Vita hat der Brandenburger 160 Kämpfe stehen, eine Bronzemedaille bei den Jugend-Europameisterschaften sowie einen nationalen Jugend-Titel. Mit dem Selbstbewusstsein eines amtierenden Champions attackierte Shadab seinen Kontrahenten und punktete in der ersten Runde nach Belieben. Die zweite Runde sollte allerdings an Agirman gehen, der sich taktisch nun besser auf Shadab eingestellt hatte.
Edgar Feuchter erbost
Kai Melder, Landestrainer im Bayerischen Box-Verband, pushte nun seinen Sportler, der mit hoher Schlagintensität agierte, jedoch einige Konter des sehr erfahrenen Boxers einstecken musste. „Leider hat das Kampfgericht den Kampf für unseren Jungen verloren gegeben. Für mich absolut unverständlich“, sagte TSV-Trainer Edgar Feuchter, der in Bad Kissingen den Kampf im Internet mitverfolgte.
„Ich wollte keinen meiner Fans enttäuschen, ich hätte so gerne den Titel mit nach Bad Kissingen gebracht“, sagte Mohammad Shadab , der bei aller Enttäuschung seinem Gegner fair zum Sieg gratulierte und sein Können demnächst womöglich in der Bundesliga zeigen darf. „Wir haben bereits entsprechende Anfragen. Das ferne Ziel ist aber die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris“, sagt Edgar Feuchter, der beim TSV mittlerweile elf aktive Wettkämpfer betreut. „Im Januar kommen vier Aktive, darunter eine junge Frau, hinzu. Wir sind und bleiben der stärkste Box-Verein in Unterfranken“, weiß Feuchter. Nach einer kurzen Winterpause starten die TSV-Sportler am 4. Februar in die Saison mit dem Max-Schmeling-Gedächtnisturnier in Erfurt.