Bad Kissingen dürfte für die in Moskau geborene und international auf den bedeutendsten Bühnen auftretende Violinistin Natasha Korsakova (47) allmählich ein kleiner Fixpunkt auf ihrer Weltkarte sein. Schon zum dritten Mal gastierte sie am Freitag in der Kurstadt, diesmal allerdings nicht als Geigerin, sondern als Schriftstellerin, um auf Einladung des Buchfachgeschäfts "seitenweise. Die Buchhandlung" (Ludwigstraße) im benachbarten Soleb'ich-Café ihren im Vorjahr veröffentlichten zweiten Krimi "Römisches Finale" vorzustellen.
Das erste Mal war Korsakova bereits im Dezember 2006 zu einem Gastspiel im Rahmen des "Kissinger Winterzaubers" nach Bad Kissingen gekommen. Damals lebte die Künstlerin noch in Deutschland, gastierte aber bereits in aller Welt. Seit Jahren lebt die vielfach ausgezeichnete Musikerin jetzt schon in der Schweiz, wo sie vor einigen Jahren das Schreiben für sich entdeckte. Ihr Romandebüt "Tödliche Sonate" stellte sie im November 2018 bei einem zweiten Kissingen-Besuch vor.
Pianist muss dran glauben
"Als Violinistin interpretiere ich die Werke anderer", verriet sie dieser Zeitung als Grund für ihren Seitensprung ins Literarische. "Als Autorin kann ich etwas ganz Eigenes schaffen." Krimis schreibt sie, weil sie selbst gern Krimis liest "und nicht, weil unsere Branche so mörderisch ist", versichert die Autorin lachend.
Tatsächlich hätte man dies fast vermuten können, spielt doch sowohl "Tödliche Sonate", in dem eine in der Branche gefürchtete Musikagentin ermordet wird, als auch ihr aktueller Roman "Römisches Finale" in der internationalen Klassik-Musikszene. Diesmal muss der weltberühmte Pianist Emile Gallois nach einem Konzert in Rom dran glauben. Voller Charme, einem fröhlichen Lachen und munterer Moderation führte Natasha Korsakova am Freitagabend ihre 50 Zuhörer im ausverkauften Café zwei Stunden lang durch die mörderische Handlung dieses zweiten Krimis, aufgelockert durch fünf Intermezzi auf ihrer wertvollen, 1870 in Paris von Geigenbauer Jean Baptiste Vuillaume gebauten Kopie einer Stradivari. "Davon gibt es heute nur noch 30 bis 40 Exemplare auf der Welt."
Korsakovas Fachkenntnis und Persönliches, beides in Handlung und Charaktere eingeflochten, machen ihre humorvollen Krimis zu etwas Besonderem in diesem Genre. Die von ihr auf der Violine gespielten Intermezzi sind Kurzversionen von im Krimi genannter Werke, auch wenn sie kurzerhand Rachmaninows zweites Klavierkonzert auf ihrer Vuillaume-Geige spielt.
Der Roman "Römisches Finale" spielt auf zwei Zeitebenen, sowohl 2018 in Rom, als auch in den 1950er bis 1980er Jahren in San Luca, dem Zentrum der 'Ndrangheta, "der mächtigsten Mafia-Organisation der Welt", erklärte Korsakova ihren Zuhörern. Wie beide Handlungsstränge zusammenfinden, ließ die Autorin bei ihrer Lesung natürlich offen. Nur eines verriet sie: "Es wird leider noch weitere Tote geben." Auf Bitten von Buchhändlerin und Gastgeberin Claudia Bollenbacher überraschte die Violinistin ihre Zuhörer, in dem sie als Zugabe die "Kissinger Solesprudel-Gavotte" des Bad Kissinger Komponisten Cyrill Kistler (1848-1907) spielte, den sie bis dahin nicht gekannt hatte: "Es ist also eine Uraufführung für mich."
Dritter Krimin schon in Arbeit
Das "Römische Finale" ist keineswegs das Finale ihrer literarischen Arbeit. Momentan schreibt Natasha Korsakova an ihrem dritten Krimi, wie Claudia Bollenbacher verriet. Spontan lud sie die Autorin zur nächsten Buchvorstellung ein. Es wäre dann der vierte Besuch von Natasha Korsakova in Bad Kissingen .