Mit einem fröhlichen „Guten Tag!“ begrüßt Luca den eintretenden Kunden , nimmt die Pfandflaschen mit einem Lächeln entgegen und sortiert sie in die Getränkekisten.
Bereits vier Praktika hat der 16-Jährige hier im Logo-Getränkemarkt der Firma Heurich in Garitz absolviert, gerade macht er einen Schülerjob. Vor wenigen Tagen hat er die Prüfungen zum erfolgreichen Mittelschulabschluss im Rahmen der Praxisklasse an der Anton-Kliegl-Mittelschule bestanden. „Ich bin eher zufällig auf den Getränkemarkt gekommen, aber hier hat es mir am besten gefallen“, sagt Luca Strahl.
Sein freundliches Auftreten und das positive Feedback der Kunden hat die Firma Heurich davon überzeugt, ihm ab Anfang August einen Ausbildungsplatz anzubieten. Und das, obwohl sie derzeit eigentlich gar nicht ausbildet.
„Luca hat sich so ins Zeug gelegt und kommt so gut bei den Kunden an, dass ich jetzt extra den Ausbilderschein mache, um ihn zum Verkäufer auszubilden“, ist Sandra Zehe, die seit letztem Herbst die Filiale leitet, begeistert.
Beliebt bei den Kunden
In den zwei Schuljahren, in denen Luca nun schon hier arbeitet, hat sie sein Talent, mit Kunden umzugehen, erkannt, „jetzt ist er hier nicht mehr wegzudenken.“ Auch der Bezirksleiter hatte bei seinen Besuchen mitbekommen, dass er ein Gewinn für den Betrieb ist. „Die Kunden lieben ihn. Samstags geht er oft mit richtig viel Trinkgeld nach Hause“, berichtet Zehe.
Zuvor mussten aber noch die Abschlussprüfungen gemeistert werden. Besonders vor den Sachfächern wie Geschichte, Naturwissenschaften und Technik habe Luca Bammel gehabt. „Aber er hat sich so hineingehängt und wollte es unbedingt schaffen. Das hat uns wahnsinnig gefreut“, sagt Christina Francz, die die Praxisklasse der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen betreut. „Er kann stolz auf sich sein.“
Praxiserfahrung viel wert
Das Modell der Praxisklasse bietet praktisch begabten Schülern , denen das schulische Lernen schwerfällt und die letztlich kaum eine Chance haben, den regulären Mittelschulabschluss zu erreichen, einen Einstieg in die Arbeitswelt.
Fünfmal im Schuljahr mit je zwei Wochen Praktikum und mehreren Praxistagen haben 15 Jugendliche die Möglichkeit sich auszuprobieren. Luca gefällt die Schule, seitdem er in der Praxisklasse ist: „Die Lehrer sind nett, wir sind nicht so viele Leute, es wird besser erklärt und es gibt mehr Praktika .“
Zum erfolgreichen Mittelschulabschluss gehört auch eine Projektprüfung, in der die Schüler einen Betrieb und das dazugehörige Berufsbild, in dem sie gearbeitet haben, vorstellen. Luca hat dazu verschiedene Mineralwässer mit in die Schule genommen und sie auf einem Plakat vorgestellt. „Sie schmecken unterschiedlich, je nach Kohlensäure, Zusammensetzung und je nachdem ob sie in einer Glas- oder Plastikflasche abgefüllt sind.“
Eine ausführliche Beschreibung der Leistungen in den Praktika ist Bestandteil des Abschlusszeugnisses .
Traum von der Filialleitung
Seine Ausbildung zum Verkäufer kann Luca Strahl nach zwei Jahren erweitern und dann Einzelhandelskaufmann werden. „Ich kann es mir gut vorstellen, danach hier weiterzuarbeiten“, sagt er strahlend.
„Er hat die Möglichkeit Springer in verschiedenen Filialen zu werden oder auch Filialleiter. Und ich muss sagen, da sehe ich ihn“, sagt Sandra Zehe lächelnd.
Hintergrund
Die Praxisklasse gibt es bereits seit 20 Jahren an der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen und ist die einzige im Landkreis.
Gefördert wird sie derzeit mit bis zu 36.000 Euro pro Praxisklasse und Schuljahr durch den Europäischen Sozialfonds der EU .
Interessierte Schülerinnen und Schüler sowie Eltern können sich bei der Anton-Kliegl-Mittelschule in Bad Kissingen informieren unter 0971 / 7854910.
Traumjob gefunden. Alles Gute, viel Erfolg weiterhin 🍀.