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Bad Kissingen
TSV: Sportlich top, Führung flop
Der Kissinger Traditionsclub schlittert tiefer und tiefer in eine Krise. Die Leistungen der einzelnen Abteilungen passen. Wie es jetzt weitergeht!
Niklas Amthor  ist beim TSV Bad Kissingen ein sportliches Aushängeschild und hat viele Titel gewonnen.       -  Niklas Amthor (links) ist beim TSV Bad Kissingen ein sportliches Aushängeschild und hat viele Titel gewonnen.
Foto: Reinhold Nürnberger | Niklas Amthor (links) ist beim TSV Bad Kissingen ein sportliches Aushängeschild und hat viele Titel gewonnen.
Thomas Sturm
 |  aktualisiert: 26.11.2024 13:00 Uhr

Horst Kuhn verfolgte still und geduldig die Mitgliederversammlung des TSV Bad Kissingen . Er wartete auf seinen Moment, der mehr verdient gehabt hätte. Für 60 Jahre Mitgliedschaft wurde der Bad Kissinger geehrt, doch so richtig freuen konnte er sich darüber nicht. „Ich mache mir große Sorgen und bin wirklich traurig, weil mein Herz am TSV hängt“, fasste er das zusammen, was sich im Saalbau am vergangenen Mittwoch abspielte.

Die Vorzeichen vor der Mitgliederversammlung waren wirklich schlecht und es wurde wahrlich ein Drama. Auf Turnbänken und wenigen Stühlen durften die immerhin knapp 50 erschienenen Mitglieder des fast 1000 Köpfe zählenden Vereins die Versammlung verfolgen. Ein Mikrofon gab es nicht und so musste man sich sehr anstrengen, um die Worte zu verstehen, die aufrütteln sollen. Der Verein ist in einer vermutlich noch größeren Führungskrise , als bisher vermutet. Die Arbeit in den immerhin 13 Abteilungen funktioniert, manchmal mehr oder weniger gut.

Positive Abteilungsberichte

Die Berichte klangen überwiegend positiv, auch wenn die Schwimmer oder die Fechter wie auch die Schachabteilung mit Herausforderungen kämpfen. Bei der Tennisabteilung hört der Trainer zum Jahresende auf, doch ein Plan für die Zukunft ist zumindest da, die Plätze teilweise zu vermieten. Die Leichtathleten feierten mit ihren Top-Leuten Niklas Amthor und Moritz Fischer herausragende sportliche Erfolg und die Boxer heimsten etliche Titel ein. Die Turnabteilung ist wie die Basketball-Abteilung im Aufwind; es gibt viele positive Nachrichten, doch in der Vereinsführung hakt es gewaltig. Von den Erfolgen, der Integrationsarbeit, der Nachwuchsarbeit, bekommt man kaum etwas mit, weil fast keine Öffentlichkeitsarbeit betrieben wird, die die Leistungsfähigkeit und Attraktivität des Vereins zeigt.

Kein einziger Wahlvorschlag

Das Ergebnis der Neuwahl fiel entsprechend aus. Für die Führungsposten im Verein gab es nicht einen einzigen Wahlvorschlag und nur zwei Kandidaten zeigten zumindest Interesse für einen Beisitzerposten. Der Rückzug von Sylvia Pfister-Kleinhenz als Schatzmeisterin und Elisabeth Krampert als Schriftführerin war schon vor der Versammlung klar. Der Vorsitzende Michael Nachemia tendierte auch zur Aufgabe, hatte aber scheinbar doch noch die Hoffnung, dass sich vor der Versammlung Kandidaten finden. Scheinbar gab es sogar einen Interessenten, der aber schnell wieder dankend abwinkte ob der enormen Herausforderungen und der undurchsichtigen Berichtslage.

Nachemia erklärte dann, dass er aus beruflichen Gründen nicht mehr für ein Amt zur Verfügung stehen kann. „Ich sehe die Situation als Chance und nicht als Krise“, sagte er in seiner Eröffnungsrede. Der erhoffte Neuanfang blieb aus und die Neuwahl musste ergebnislos abgebrochen werden.

Immerhin wurde der TSV-Vorstand für das Berichtsjahr 2022 bei zwei Enthaltungen entlastet. Schatzmeisterin Pfister-Kleinhenz war nicht anwesend; Vertreter Manfred Albert stellte das Zahlenwerk vor. Im Gesamtverein wurde 2022 ein fünfstelliges Defizit in niedrigem bis mittlerem Bereich ausgewiesen.

Ein baldiges Ende der TSV-Krise

„Die Führung ist schwach, es muss sich ein Gremium bilden und sich um einen ordentlichen Vorstand kümmern“, wünschte sich Horst Kuhn ein baldiges Ende der TSV-Krise. Sein Eindruck war nicht falsch; Nachemia wirkte nervös sowie fahrig. Er verlor sich als Sitzungsleiter in Details und holte weit aus, ohne auf den Punkt zu kommen. Deswegen dauerte die Versammlung auch fast drei Stunden, an einem Mittwochabend. Ein Großteil der Mitglieder verabschiedete sich nach der gescheiterten Neuwahl und so waren die Ehrungen verdienter Mitglieder absurd. Es waren auch nur zwei Personen erschienen, die für 40 und für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden.

Wie geht es jetzt weiter! Der Vorsitzende Michael Nachemia ist laut Satzung gerichtlich und außergerichtlich Einzelvertretungsberechtigt. Es gibt derzeit keinen Stellvertreter. Er müsste mit dem Protokoll der Mitgliederversammlung Kontakt zum Registergericht Schweinfurt suchen und die Situation mitteilen. Das ist längst überfällig, denn im Registerauszug steht immer noch Alexa Steinfeld als 2. Vorsitzende, die längst zurückgetreten ist. Tag der letzten Eintragung im Vereinsregister war am 12. Januar 2022.

 
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