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BAD KISSINGEN
Mit „Pfui“ und „Brr“ zum Titel
Ein Spieler hat am Donnerstag bei den 2. Deutschen Scrabble-Meisterschaften in Bad Kissingen den Schriftzug „Deutsche Scrabble Meisterschaft“ aus Spielsteinen gelegt. Während der nächsten vier Tage kämpfen 69 Scrabble-Spieler aus ganz Deutschland in Bad Kissingen bei der zweiten deutschen Meisterschaft um den Meistertitel.
Foto: David Ebener, dpa | Ein Spieler hat am Donnerstag bei den 2. Deutschen Scrabble-Meisterschaften in Bad Kissingen den Schriftzug „Deutsche Scrabble Meisterschaft“ aus Spielsteinen gelegt.
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.06.2011 20:02 Uhr

(dpa) „Hui“, „Aua“, „Hubs“: Der Laie denkt bei solchen Wörtern sofort an Comic-Sprache. Doch die Buchstabenkombinationen sind drei von insgesamt 177 995 Wörtern, die im Regelwerk von Scrabble Deutschland verzeichnet und damit auf dem Spielbrett erlaubt sind.

So berichtet die Deutsche Presseagentur über die zweite deutsche Meisterschaft im Scrabble. Wie berichtet kämpfen seit Donnerstag 69 Scrabble-Spieler aus ganz Deutschland in Bad Kissingen um den Titel. Bad Kissingen mal ganz ungewohnt. Auch in den folgenden Schilderungen kommt das ansonsten dominante Wort „Kur“ kein einziges Mal vor.

20x30 Minuten

Es ist still im Raum. Nur das schnelle Klicken der Spielsteine ist zu hören, ab und zu ein leises Raunen. Jeweils zwei Teilnehmer sitzen an einem Tisch und spielen gegen Gegner und Zeit: 30 Minuten hat jeder von ihnen, um dem Buchstabenchaos auf dem Spielbrett schrittweise einen Sinn zu entlocken. Und das 20 Runden lang. Erst dann wird zwischen den zwei Punktbesten im großen Finale um den Titel gespielt.

„Mitmachen kann jeder“, erklärt Sebastian Herzog, Rätselautor und Präsident des Deutschen Scrabble-Vereins. „Aber es ist kraftraubend: sieben Stunden am Tag hochkonzentriert spielen, und das vier Tage lang - das ist nicht ohne.“

Von 25 bis über 70 Jahre

Das Bild der Teilnehmenden könnte bunter kaum sein: Die älteste von ihnen über 70, der jüngste 25 Jahre alt - und auch beruflich sind alle Sparten vertreten: Gemüsehändler, Studenten, Pensionäre, Ingenieure. Mittlerweile kennt man sich: „Manche von ihnen sind richtige Turniernomaden“, sagt Herzog. „Die ziehen von einem Wettkampf zum nächsten. Da weiß man irgendwann um die Eigenarten des Gegners.“

Trappe verteidigt den Titel

Ulla Trappe, die amtierende Scrabble-Meisterin, spielt vier Turniere im Jahr - und ist vorsichtig mit Prognosen zur Titelverteidigung. „Zweimal hintereinander gewinnen, das ist bei Scrabble eher unüblich. Es gehört immer auch Glück dazu“, sagt sie. Dann aber lächelt sie: „Wenn zu meinem Können allerdings gute Buchstaben kommen, müsste ein Sieg schon drin sein.“

Obwohl sie erst 2008 im Urlaub mit dem Spielen begonnen hat, mischt die 46-Jährige, die hauptberuflich als Kontrabassistin tätig ist, mittlerweile eben ganz oben mit. Ben Berger, Jurastudent aus Konstanz und mit 25 Jahren der jüngste Teilnehmer der Runde, könnte Trappe die Titelverteidigung streitig machen. Bei den Gegnern ist er für seine extreme Schnelligkeit bekannt.

Zwei Buchstaben als Schmiermittel

Im Bekanntenkreis findet er mittlerweile keine ernstzunehmenden Gegner mehr, im Wettkampf setzt er auf Taktik. „Am elementarsten sind zweibuchstabige Wörter. Die fungieren als Schmiermittel, das man überall einsetzen kann. Und die muss man, egal wie groß der persönliche Wortschatz ist, eben einfach auswendig lernen.“

Er überlegt, was ein guter Spieler noch haben muss: „Einen guten Blick, Kombinationsgabe, Sprachgefühl. Und auch mal die Bereitschaft, den Kopf abzuschalten. Manche sträuben sich zu ihrem Nachteil standhaft dagegen, Wörter wie “Pfui“ und “Brr“ zu legen.“

Trappe startet gut

Trappe und Berger, der kurz vor dem Startpfiff doch noch nervös geworden war, konnten ihre ersten Spiele für sich entscheiden. Auch Herzog ist zufrieden. Hier kann er Hobby und Beruf verknüpfen, das Turnier findet sichtlich Anklang.

Um den Nachwuchs macht er sich keine Sorgen: „Es gibt heute mehr 20-jährige Scrabbler als früher. Gut, ein Faible muss man schon dafür haben. Aber das ist beim Tennis auch nicht anders.“

 
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