Seine private Energiewende hat Hans-Josef Fell schon lange hinter sich. Kämpfe darum ist der Bundesabgeordnete seit den achtziger Jahren gewohnt. Für den Bau seines Holzhauses mit Grasdach rang der Bündnisgrüne erfolgreich gegen lokale Vorurteile.

„Wir speisen mehr Strom ins Netz ein, als wir verbrauchen“, zieht der Energieexperte und Vater des Energieeinspeisungsgesetzes seine persönliche Bilanz. Mit dem Kauf seines neuesten Autos vor zwei Wochen erlebt er einen erneuten Quantensprung in Sachen Elektromobilität. „Das ist richtig komfortabel“, schwärmt er über seinen französischen Kleinwagen. Gerne hätte er ein deutsches Exemplar gekauft, aber hier habe man die Zeit verschlafen. Es fehlten die Anreize der Politik für so eine Anschaffung.

180 Kilometer Reichweite rein mit Akkubetrieb seien kein Problem mehr. Die Zeiten, in denen er sich in seinem Trike zusammenkauern und unterwegs mittreten musste, sind vorüber. 16 Jahre hatte er sich der im Autoland Deutschland exotisch anmutenden Fortbewegung gestellt. Künftig wolle sein Sohn mit dem Vehikel zur Arbeit nach Schweinfurt fahren.

Fells Überzeugungsarbeit trägt also Früchte. Das nahende Ende der fossilen Energieträger ist eine politische Triebkraft Fells: „Das geht schneller, als wir denken“, warnt er. Die These von weltweit billigen Energiereserven sei Regierungspropaganda. „Die Eurokrise ist auch eine Energiekrise“, sagt Fell. Energie-Importe von 500 Milliarden Euro im Jahr brächten der Europäischen Union ein erhebliches Außenhandelsdefizit. Beim Umsteuern sei man zehn Jahre hinten dran. Allerdings böte das Umsteuern jede Menge wirtschaftliche Chancen.

Seine Mission für Erneuerbare Energien lebt Fell auch international. Zwei- bis dreimal im Jahr ist er interkontinental auf Regierungseinladungen unterwegs, um Anstöße für einen Wandel zu geben. Hammelburg mit der Familie ist ihm der ruhende Pol.

Wobei ihn auch hier die Energiewende einholt. Es gibt immer wieder Nachfragen, darunter vielfach von Landwirten, die in Windkraft oder Biogas investieren wollen. „Es gibt keinen Mangel an Aktion“, beschreibt Fell seinen beruflichen Alltag.

Hans-Josef Fell

Seit 1998 gehört Hans-Josef Fell dem Bundestag an. Der 62-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder und drei Enkel. Vor dem Einzug ins Parlament war er Gymnasiallehrer für Physik und Sport. In der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen ist er Sprecher für Energie. Sein Ziel: Die Welt zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzustellen. Fell ist unter anderem der Initiator der Energy Watch Group zur Analyse der weltweiten Rohstoffvorkommen. Neben dem Energy Globe Award bekam er viele weitere Auszeichnungen.