Werner Paltians Leben kurz zu umreißen, ist unmöglich – allein die Stichpunkte füllen sieben DIN-A4-Seiten. Mit einem kurzen Satz, der alles beinhaltet, kann man allerdings anfangen: „Mit Leib und Seele bin ich Handwerker .“
Von Kindesbeinen an half er auf dem elterlichen Bauernhof mit, machte nach der Hauptschule als Hilfsarbeiter in Motten und Thalau erste Berufserfahrungen mit dem Schreinerhandwerk. Parallel dazu machte er eine Ausbildung in der Landwirtschaftlichen Berufsschule, bevor er 1972 die Gesellenprüfung und 1977 die Meisterprüfung als Schreiner bestand.
Schreinerei vom Onkel übernommen
Mit Übernahme der Schreinerei seines Onkels Friedel Schuhmann und viel Risikobereitschaft wurde er zu einem erfolgreichen Unternehmer und baute den geerbten Betrieb zu Paltian Treppenbau aus. Der Self-Made-Man wird heute 75.
„Ich habe immer nach vorne geschaut“, erzählt der Mottener. Dies scheint ihm in die Wiege gelegt worden zu sein. Sein Vater, in Ostpreußen geboren, kam in Afrika in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nur mit einem kleinen Koffer kam er einst in Motten an. Dort übernahm er das landwirtschaftliche Anwesen auf dem Haubenhof und nahm seine Zukunft in die Hände „mit dem, was er in den Taschen hatte“, erzählt Werner Paltian.
So machte es ihm Werner nach. Ab 1966 war Paltian in der Schreinerei seines Onkels beschäftigt. 1971 heiratete er Anneliese Will, einen Monat später musste er den Wehrdienst antreten. Während eines Wehrurlaubs wurde die kirchliche Trauung nachgeholt. Seine Gesellenprüfung durfte er im Oktober 1972 ohne formal erfolgte Lehrzeit ablegen, da er mindestens fünf Jahre lang in einem Holzberuf tätig gewesen war.
Expansion kurz nach der Übernahme
Nach der Meisterschule in Regensburg und Cham erfolgte die Meisterprüfung, bis 1984 war er in der Schreinerei seines Onkels Schreinermeister. Diese übernahm er 1985. Der Betrieb hatte damals zwölf Mitarbeiter und produzierte in gemieteten Räumen. Bereits 1991 expandierte Paltian ins Mottener Gewerbegebiet und baute eine eigene Produktionsstätte, die schon drei Jahre später auf 3000 Quadratmeter erweitert werden musste.
Ständige Um- und Anbauarbeiten, Investitionen und Modernisierungen im Betrieb waren für Paltian selbstverständlich, denn „Stillstand ist Rückschritt“. Bis zur Übergabe der Firma an seinen Sohn Michael 2014 hatte er 52 Lehrlinge ausgebildet und das etwa 60 Mitarbeiter zählende Unternehmen konsequent zukunftsorientiert geführt.
Jugend immer wieder motiviert
1995 war er Gründungsmitglied des Deutschen Holztreppen-Instituts, 1997 wurde er zum Obermeister der Schreinerinnung Bad Kissingen gewählt, war Mitglied im Beirat des Jobcenters, Vorsitzender des Berufsschulfördervereins, von 2006 bis 2016 Kreishandwerksmeister, später im Vorstand der Handwerkskammer , 2016 wurde er zum Ehrenobermeister ernannt. Unermüdlich warb er für das Schreinerhandwerk, sponserte Berufsschulen auch finanziell und informiert und unterstützt heute noch Jugendliche im Erlernen eines Handwerks.
Auch privat war Werner Paltian in seinem Heimatort Motten aktiv. Er war Mitglied im Sportverein, in der Freiwilligen Feuerwehr, dem Gesangsverein Liederkranz, dem Rhönklub-Zweigverein, schlug die Becken bei den Döllautalern und gartelte im Gartenbauverein. 1987 trat er der CSU bei, 1998 der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft (CSA).
Die Ehrenämter, die Paltian ausübte, füllen ebenfalls Seiten und sind nur exemplarisch aufzuführen: Zwei Wahlperioden war er im Gemeinderat, er war zum Ortsweisenrat (Schlichter) berufen worden, war Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der staatlichen Berufsschule in Bad Kissingen und seit 1991 ist er Forstschutzbeauftragter der Gemeinde Motten . Wenn es in Motten etwas zu tun gibt, hilft er gerne, wie bei der Renovierung des Dorfbackhauses.
Zahlreiche Auszeichnungen
Neben zahlreichen Ehrungen für teilweise jahrzehntelange Mitgliedschaften und Vorstandsämter der Mottener Vereine erhielt er 2014 das Siegel in Gold der Handwerkskammer für Unterfranken und die goldene Ehrennadel vom Fachverband Schreinerhandwerk Bayern .
1995 bekam er die Verdienstnadel in Bronze des Deutschen Jagdschutzverbandes und 2004 das Ehrenzeichen in Bronze des Landesjagdverbandes Bayern . Von allen Freizeitaktivitäten pflegt Werner Paltian heute noch das Reisen und die Jagd. Bereits 1963 hatte er die Jägerprüfung abgelegt und ist seit 1990 Jagdpächter in Motten .
Woher die Energie für alle Posten und Ämter kommt, erklärt Werner Paltian so: „Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich ein bisschen unter Druck stehe.“ Das Ehepaar hatte sich mit der Übernahme der Schreinerei des Onkels für einen Sack voll Arbeit entschieden. Trotz finanzieller Bedenken und Sorgen um die Existenz – Werner hatte das Wohnhaus und seine Lebensversicherung als Pfand für einen Kredit gegeben – und obwohl die beiden Kinder Michael und Anja vom zeitaufwendigen Beruf ihres Vaters nicht begeistert waren, stärkte Anneliese ihm den Rücken. „Lieschen war schon immer mein Finanzminister“, scherzt Werner.
Anneliese Paltian: „Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann setzt er es um“
Zuweilen schaffte sie es sogar, ihn in seinem Tatendrang zu bremsen, doch charakteristisch für ihn ist: „Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann setzt er es um“, sagt Anneliese Paltian. Wesentlich für seine Vita ist wohl auch, dass er „immer gut gelaunt und positiv ist und immer lacht“. Vielleicht kann Werner Paltian deshalb sagen: „Probleme hat es für mich nie gegeben“. Einmal „drüber schlafen“ helfe immer.
Im Laufe seines Berufslebens hatte er sich zudem ein Netzwerk aufgebaut, aus dem er Unterstützung und Hilfe beziehen kann – so wie aus seiner Familie. Bei drei Generationen im Haus ist er deren Unterstützung sicher, sollte er einmal auf Pflege angewiesen sein. Sein Ziel ist jedoch „gesund und geistig fit 90 Jahre alt zu werden“.
„Ich habe mein ganzes Leben lang gebaut“, erinnert er sich. Stall, Scheune, Haus und Firma, es ging immer vorwärts. Wer arbeiten kann, kann auch feiern – die von ihm umgebaute Scheune bietet sich hier an. Auch heute im Ruhestand hat er noch viele Kontakte, wie zum ehemaligen und jetzigen Vorstand der Handwerkskammer . Jedes Jahr hält Werner Paltian auf dem Haubenhof ein Treffen ab und genießt die Freundschaft.
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