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Großwenkheim
Mit der Motorsense am Futa-Pass
Die Reservistenkameradschaft Großwenkheim hat zwei Wochen in Italien die Grabstätten gefallener Soldaten gepflegt. Diesmal waren sie am Futa-Pass im Einsatz.
Am Soldatenfriedhof auf dem Futa-Pass in Italien absolvierten die Reservisten aus Großwenkheim wieder einen zweiwöchigen Arbeitseinsatz.       -  Am Soldatenfriedhof auf dem Futa-Pass in Italien absolvierten die Reservisten aus Großwenkheim wieder einen zweiwöchigen Arbeitseinsatz.
Foto: Erich Fries | Am Soldatenfriedhof auf dem Futa-Pass in Italien absolvierten die Reservisten aus Großwenkheim wieder einen zweiwöchigen Arbeitseinsatz.
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.08.2022 04:45 Uhr

Es ist eine fast kontemplative Arbeit: Mit einer Motorsense in der Hand Gras schneiden auf einem Soldatenfriedhof in Italien. Während das knatternde Geräusch der Maschine von Ohrschützern gedämpft werden muss, beschäftigen sich die eigenen Gedanken mit den Ereignissen zwischen Juni 1944 und April 1945 in Italien und hier auf dem Futa-Pass in Italien. Der Pass war Teil der sogenannten "Gotenlinie", die den Vormarsch der alliierten Truppen aufhalten sollte.

Die meisten der auf dem Soldatenfriedhof Futa-Pass bestatteten Soldaten fielen ab Ende August 1944 zwischen Carrara am Ligurischen Meer und dem Raum um Rimini. Die Namensdaten auf den Grabplatten weisen viele junge Menschen aus, die hier beigesetzt wurden.

Albrecht Günter (Block 18, Grab 43) liegt zum Beispiel hier. Der Gefreite wurde gerade mal 19 Jahre alt. Walter Creuzmann fand hier seine letzte Ruhe, 20 Jahre alt, er war ebenfalls Gefreiter (Block 50, Grab 628). Viele der gefallenen Männer waren in den 30ern, herausgerissen aus ihren Leben, hineingeworfen in einen Krieg.

30 800 gefallene Soldaten fanden am Futa-Pass in Italien ihre letzte Ruhestätte, fern der Heimat. Ihre und die Gräber anderer gefallener deutscher Soldaten in Europa zu pflegen, diese Aufgabe nehmen Freiwillige der Reservistenkameradschaft Großwenkheim schon seit etlichen Jahren in Angriff.

Ein Jahr Zwangspause

Die jährlich zweiwöchigen Arbeitseinsätze (zwei Gruppen, jede je eine Woche) wurden 2020 durch die Corona-Pandemie unterbrochen. Da ging nichts. In diesem Jahr kamen neun Gruppen aus Bayern wieder zu einem Einsatz, unter anderem die Mannschaft aus Großwenkheim . Die in diesem Jahr allerdings durch Krankheit (kein Coronafall) und persönliche Umstände stark dezimiert war. Aber es sprangen sechs Kameraden des Soldatenbundes aus Burglauer in die Bresche, so dass der Arbeitseinsatz wie gewohnt durchgeführt werden konnte, teilt die Reservistenkameradschaft in einer Pressemitteilung mit. Die Bundeswehr sorgte mit zwei Soldaten , Tobias Pauli und Berwan Günebakan, aus der Mainfrankenkaserne in Volkach wieder für den Fahrdienst. Die beiden arbeiteten zwei Wochen lang an der Seite der Reservisten mit.

Verschönerungsarbeiten

Die Anreise von fast 1000 Kilometern in die Nähe von Florenz war eine der längeren Anfahrten zu einem Arbeitseinsatz. Die Reservisten bezogen in der dortigen Jugendbegegnungsstätte ihr Quartier und stimmten mit Friedhofsverwalter Michael Caldari die Arbeiten der nächsten Tage ab. Die wesentliche Arbeit war das Entfernen des Grases mit Motorsensen um die Grabplatten herum. Das Areal umfasst zwölf Hektar, so schnell ging den Arbeitern das Gras also nicht aus.

Daneben gab es an einem neuen Gebäude der Anlage noch einige Verschönerungsarbeiten durchzuführen, um die sich Martin Ziegler kümmerte. Er hat Platten verlegt und weitere Teile verputzt.

Am Ende konnte sich die Bilanz der fleißigen Reservisten sehen lassen: Um rund 10 000 Grabplatten herum wurde das Gras entfernt, dabei rund sechs Hektar Fläche bearbeitet, Maurer- und Verputzerarbeiten erledigt und der Umzug mit Möbeln und Inventar in ein neues Haus bewerkstelligt. Es gehört vor Ort natürlich immer eine Gedenkstunde für die gefallenen Soldaten dazu, es ist obligatorisch, dass die Großwenkheimer einen Kranz zum Gedenken an die gefallenen Soldaten niederlegen.

Stadtführung in Florenz

Und es wird nicht nur gearbeitet, schließlich gibt es auch ein arbeitsfreies Wochenende. Das nutzten die Reservisten für eine Stadtbesichtigung in Florenz. Am Sonntag ging es dann nach Pisa, wo man den schiefen Turm besichtigen konnte.

Corona war für die eingesetzten Reservisten im Übrigen kein großes Problem. Die meisten der Teilnehmer waren vollständig geimpft , des Weiteren war die Unterbringung direkt am Soldatenfriedhof mit Selbstverpflegung organisiert, so dass die Männer gleichsam in einer "eigenen Blase" lebten. Ansonsten hielt man sich an die üblichen Corona-Regeln, die in Italien nicht viel anders sind als in Deutschland.

In diesem Jahr nahmen an dem Arbeitseinsatz teil: Erich Fries ( Großwenkheim /Burglauer), Heribert Gessner ( Großwenkheim ), Martin Ziegler ( Großwenkheim ), Helmut Hesselbach (Kleineibstadt), Alfred Veeth (Kützberg), Oskar Katzenberger (Burglauer), Richard Hofmann (Burglauer), Alexander Koch (Burglauer), Oswald Back (Burglauer), Reinhard Dinkel (Burglauer), Helmut Dinkel (Burglauer) sowie Tobias Pauli und Berwan Günebakan (beide Bundeswehr ).

Hintergrund

Zweiter Weltkrieg in Italien

Das Ende Nach Beendigung der Kämpfe um Cassino und der Einnahme Roms durch die Alliierten näherten sich deren Armeen auf der ganzen italienischen Front dem Nordteil des Apennin. Dort befand sich die Linie, die im deutschen militärischen Sprachgebrauch die "Grüne Linie" hieß und von den Alliierten als "Gotenstellung" bezeichnet wurde. Sie war im Rahmen der verfügbaren Mittel und der verfügbaren Zeit zu einer Verteidigungsstellung ausgebaut worden, deren Ausbau in den Küstenabschnitten südlich Carrara am Ligurischen Meer und an der Adria hinter dem Fluß Foglio am weitesten fortgeschritten war. An den Passübergängen waren Stützpunkte errichtet worden. Als markantester Kampfraum dieser Stellung ist das Gebiet um den "Futa-Pass" zu nennen. Am 9. April 1945 begannen die Alliierten mit dem Angriff auf Bologna. Am 21. April 1945 - nach schweren Abwehrkämpfen - brach die Apennin-Verteidigung zusammen. Am 2. Mai 1945 wurden in Italien die Kampfhandlungen eingestellt. Quelle: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

 
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