Premiumwege, Rhön-Rundwege, Pilgerwege, Rhönklub-Fernwanderwege - es gibt etliche Pfade, auf denen Naturliebhaber die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt der bayerischen Rhön entdecken können. Natürlich müssen all diese Wege mit einer Streckenlänge von insgesamt rund 3500 Kilometern beschildert und gepflegt, weiterentwickelt und digitalisiert werden. Für die Rhöner Premiumwege ist der Wanderwegekoordinator zuständig. Ein wichtige Position also, die nun neu besetzt wurde: Seit September 2020 ist Alvaro Sanchez beim Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. (NBR) als Wanderwegekoordinator beschäftigt.
Der 34-Jährige wurde in Cádiz (Spanien) geboren. Er hat an der dortigen Universität Umweltwissenschaften studiert und im Bereich Management & Naturschutz seinen Master-Abschluss gemacht. Vor rund drei Jahren zog es Alvaro Sanchez aus privaten Gründen nach Deutschland, genauer: nach Unterfranken. "Dass wir ihn nun als Wanderwegekoordinator gewinnen konnten, ist ein Glücksfall, denn Herr Sanchez ist nicht nur fachlich kompetent, sondern auch sehr engagiert", freut sich Klaus Spitzl , Geschäftsführer des NBR.
Ein Schwerpunkt von Sanchez' Arbeit ist es, die Geodaten der Wanderwege-Infrastruktur zu dokumentieren. Denn heutzutage haben nur noch wenige Wanderer eine "analoge" Karte im Rucksack. Stattdessen geht es mit einem GPS-Gerät oder dem Smartphone auf Tour: Darauf können Wanderrouten geplant und abgerufen werden, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten sowie Sehenswürdigkeiten inklusive. "Damit den Nutzern all diese Informationen zur Verfügung stehen, muss der Wanderwegekoordinator viel Vorarbeit leisten", erklärt Spitzl und Sanchez ergänzt: "Jeder Weg wird in ein geographisches Informationssystem übertragen und so visualisiert. So entsteht Stück für Stück ein digitaler Wanderführer ."
Durch Corona: Wanderboom
Aktuell ist wandern so gefragt wie nie: "Durch Corona haben wir in der Rhön einen regelrechten Wander-Boom erlebt", sagt Landrat Thomas Bold , der zugleich 1. Vorsitzender des NBR ist. "Die Menschen haben Deutschland als Reiseziel wiederentdeckt, und da ist gerade die Rhön durch ihre abwechslungsreiche und zugleich faszinierende Landschaft natürlich besonders interessant." Der Landrat rechnet damit, dass die Bedeutung der Rhön als Erholungsgebiet und Urlaubsregion in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. "Umso wichtiger ist es, dass wir gut beschilderte und attraktive Wanderwege bieten, denn nur so können wir die Besucher lenken und legen damit den Grundstein für nachhaltigen Tourismus. Die schonende Nutzung unserer wertvollen Natur ist dabei von besonderer Bedeutung."
Der Wunsch der Menschen nach Erholung in der Natur auf der einen Seite, der Schutz der sensiblen Flora und Fauna im Biosphärenreservat auf der anderen Seite - beides möchte der NBR miteinander in Einklang bringen. "Und da spielt eben das geographische Informationssystem eine wichtige Rolle", so Klaus Spitzl . Tatsächlich ist die Besucherlenkung in allen deutschen Großschutzgebieten seit letztem Jahr zu einem zentralen Thema geworden.
Die Rhöner Premiumwanderwege verteilen sich auf drei Bundesländer, fünf Landkreise und viele Städte und Gemeinden. In den jeweiligen Bereichen braucht es Aktive, die sich vor Ort um die dortige Infrastruktur kümmern. "Und da gilt unser besonderer Dank den Ehrenamtlichen des Rhönklubs , die hier wichtige Arbeit leisten", sagt Spitzl. Das weiß auch Alvaro Sanchez zu schätzen: "Mir macht es sehr viel Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten, denen ihre Heimat am Herzen liegt." Der 34-Jährige ist außerdem im engen Dialog mit Institutionen und arbeitet mit Verlagen bei der Erstellung von Wanderkarten zusammen. Obwohl sein Heimatort in der südspanischen Region Andalusien nicht mit der Rhön zu vergleichen ist, fühlt sich Sanchez hier "richtig wohl". "Mir fehlen die Worte, es ist wirklich atemberaubend hier", sagt er. Beste Voraussetzung für einen Wanderwegekoordinator.
Hintergrund:
Aufgabe des Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. (NBR) ist unter anderem der Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft, der Schutz der heimischen Lebensgemeinschaften sowie die Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung sowie einer naturverträglichen Erholung. Im bayerischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön ist der NBR zudem tätig in den Bereichen Umweltbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Information.