- Jährlich landen Millionen gebrauchter Briefmarken aus der täglichen Firmen- und Privatkorrespondenz unbeachtet im Papierkorb. Dass diese gezackten Bildchen aber kein wertloser Müll sind, beweist seit bald 20 Jahren das ökumenische Briefmarkenteam Bad Kissingen /Hammelburg mit seinen Weihnachtsspenden von zuletzt 1000 Euro, mit denen jeweils verschiedene regionale Hilfsprojekte beschenkt werden.
Heuer spendete das Team jeweils 200 Euro an die Weihnachtshilfe der Saale-Zeitung, die Aktion Patenkind der Main-Post, die beiden Tafeln in Bad Kissingen und Hammelburg sowie an die Hammelburger Afrika-Hilfe.
Schon seit seiner Kindheit ist der pensionierte Bundeswehr-Feuerwerker Hauptmann a.D. Dietmar Feist (75) ein begeisterter Philatelist. Das alte Bayern und die Marken des Deutschen Reichs waren seine Spezialgebiete, aber auch Bund und Berlin durften in der Sammlung natürlich nicht fehlen. Erst in den vergangenen Jahren nahm seine Sammelleidenschaft ab. Dafür widmete er sich umso intensiver der Wohltätigkeit .
Während seiner Bundeswehr-Zeit in Hammelburg beriet sich Feist vor fast 20 Jahren als Vorstandsmitglied der evangelischen Kirchengemeinde mit seinem inzwischen verstorbenen katholischen Kollegen Horst Rußmann über gemeinsam durchzuführende Hilfsaktionen. Angeregt durch einen Flohmarktstand in Münsterschwarzach, wo Briefmarken gleich kiloweise zugunsten der dortigen Kirchengemeinde verkauft wurden, einigten sich beide darauf, ähnliches auch in Hammelburg zu versuchen. Sie begannen, Firmen aus der Region sowie ihren Bekanntenkreis um gebrauchte Marken aus deren Tagespost zu bitten. Nachdem die ersten Kartons und Tüten mit ausgeschnittenen Briefmarken eingetroffen waren, begannen beide, diese im Internet interessierten Sammlern zum Kauf anzubieten.
In den ersten Jahren ging es noch langsam voran. "Aber dank Mund-zu-Mund-Werbung haben wir heute einen recht großen Lieferantenkreis", freut sich Feist, der seit zwei Jahren seinen Ruhestand in Bad Kissingen genießt. Gemeinsam mit seinen Hammelburger Team-Kollegen Willi Stapper und Artur Hurrlein versteigern sie inzwischen bei Ebay pro Jahr etwa 30 Kilogramm an bunt gemischter Kiloware, jeweils sortiert nach Ländern, Kontinenten oder Motiven, sowie 40 Kilogramm in Sammlungen und Alben. Feist: "Das sind locker 10 000 Briefmarken im Jahr." Stammkunden unter den Abnehmern, deren Sammelgebiete das Briefmarken-Team schon kennt, werden bevorzugt behandelt und entsprechende Marken für sie mit gutem Erlös vorab aussortiert. In den vergangenen 17 Jahren kamen auf diese Weise schon weit über 10 000 Euro für gemeinnützige Zwecke zusammen.
Wertvoller Fund
Nach der berühmten blauen Mauritius oder der heute mit neun Millionen Euro gehandelten wertvollsten Briefmarke der Welt, der Ein-Cent-Marke von 1856 aus Britisch-Guayana, braucht Feist beim Sortieren des Markenmaterials zwar nicht zu suchen, doch lohnt es sich auch heute noch, den Wareneingang, wenn es sich um aufgelöste Sammlungen handelt, sehr sorgfältig zu prüfen. So fand er vor zwei Monaten eine Postkarte mit der Abbildung der Bad Kissinger Postkutsche. Was Feist zunächst gar nicht bemerkt hatte, war das Original-Autogramm des US-Astronauten Neil Armstrong , der nur wenige Monate nach seiner Mondlandung im Jahr 1970 Bad Kissingen besucht hatte und mit der Postkutsche durch die Stadt gefahren war. "Diese Postkarte wird heute mit 200 Euro gehandelt."
Auch in Zukunft will das ökumenische Briefmarken-Team Bad Kissingen /Hammelburg Gutes tun und ruft alle Privatpersonen und Unternehmen zur Mithilfe auf: "Sammeln Sie für unsere Aktion alle Briefmarken aus Ihrer täglichen Post oder was an aufgegebenen Sammlungen noch in Schubladen und Schränken schlummert. Jeder kann mitmachen!" Feist und seine Team-Kollegen holen das Material gern beim Spender ab.
Kontakt: Dietmar Feist, Telefon: 0971/ 133 65 005.