Abi ohne Feier ist wie Fußball ohne Zuschauer? Kann man so sehen. In dieser Hinsicht hat den Schülern auch in Bad Kissingen auf der Zielgeraden der Corona-Virus ganz schön Wind entgegen geblasen und den gemeinsamen Endspurt etwas verhagelt. Stufenfeiern, Feuerparty auf Burg Botenlauben , Abi-Streich, alles nicht möglich. Und am letzten, dem vielleicht schönsten Schultag: Kein gemeinsamer Abschlussgottesdienst, kein hochgestimmtes Publikum in der festlichen Aula. Händeschütteln und Umarmung, tabu. All das, was diesen Tag so einmalig macht, musste wegen Covid 19 auf das allernotwendigste reduziert werden.
Aber deswegen absagen und Online feiern, das Zeugnis kommt per Post? Der Kissinger Ausweg: Die Zeugnisübergabe in vier Gruppen, gestückelt mit jeweils ca. 25 Schülern . Jeder darf nur zwei Begleitpersonen mitbringen. Alles unter freiem Himmel im Pausenhof und mit gebotenem Abstand. Aber deswegen Trübsal blasen? Nicht der Abi-Jahrgang 2020.
Was Schulleiter , OStD Markus Arneth, Lehrerkollegium, Schülersprecherin Rebecca Anderson - sie erhielt von der Jack Steinberger Stiftung den Preis für besonderes Engagement für die Schulgemeinschaft - Oberstufensprecherin Alisa Schmitt und Koordinatorin Kathrin Götz auf dem Pausenhof veranstaltet haben, war kurzweilig, überaus heiter und doch feierlich.
Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel, der selbst vor 23 Jahren hier das Abitur gemacht hatte, meinte: "Stilvoll und fast normal" und das war staatsmännisch untertrieben. Der neue OB wünschte dem tollen Jahrgang viel Flexibilität: "Finden Sie Ihren Weg und kommen Sie nach Bad Kissingen zurück". Angela Beck vom Elternbeirat betonte die Entwicklung zur Persönlichkeit und verlas das Grußwort von Landrat Thomas Bold , der meinte: "Das Corona-Zeugnis besitzt einzigartigen Wert".
Kabarett mal zwei
Bühnenreif die Ansprache des Schulleiters : Markus Arnoth verglich den Kampf durch das Schulleben mit dem futuristischen Bestseller "The Hunger Games" (Die Hungerspiele), Suzanne Collins , die ihrer Protagonistin in vier Bänden in so einige Schlachten schickt. Auch die Schüler haben in der (Schul)Arena gekämpft, allerdings weniger in den Klassenräumen, als im Landschulheim Bauersberg, beim Skifahren in der Wildschönau, auf Helgoland und beim Schüleraustausch in Frankreich, Spanien oder Italien, meint der Direktor.
Lob für guten Notenschnitt
Er lobte den tollen Notendurchschnitt von 2,4. 27 Kämpfer ( Schülerinnen und Schüler ) mit eins vor dem Komma, dazu das "Heldenduo" Daria Hofman und Marius Schmück mit 1,0.
Das veranlasste sogar den Kulturminister zu einem Lob, wie Dr. Gudrun Heil-Franke für den Förderverein des JSG in ihrem Grußwort vermeldete. Dass zwei Schülerinnen gemeinsam die Abschlussrede hielten, war neu, es war ebenso unprätentiös wie witzig. Wie Alisa Schmitt und Anna Heckers sich gegenseitig die Pointen zugeworfen, dabei auch sich selbst auf die Schippe genommen haben, war einfach herzerfrischend. Ein humorvoller Parforceritt durch das Schülerleben und Erleben. Dabei geriet der Dank an Eltern, Lehrer , Schulpersonal und Mitschüler zu deutlich mehr, als nur zur Pflichtaufgabe.
Ihren Status nach mindestens neun Jahren Gymnasium bezeichneten sie so: Wir können "Gedichte analysieren, Integrale oder die jährliche Parallaxe von Sternen berechnen. Auf den Ernst des Lebens wurden wir trotzdem nicht vorbereitet. Denn ich bin mittlerweile 18 Jahre alt und hab' keine Ahnung von Steuern , Miete oder Versicherungen". Die kleinen Seitenhiebe auf die Marotten der Lehrer haben Alisa und Anna mit mildem Augenzwinkern ausgeteilt. Da war von "teils schon verschimmelten Türmen von Kaffeetassen auf dem Schreibtisch" die Rede "oder die ausgesprochen hohe Todesrate ihrer Pflanzen".
"Mit Abstand die Besten"
Jammern hilft nicht heißt das Motto zu Corona: "Es war nicht immer einfach, während einer weltweiten Pandemie Matheformeln zu büffeln". Ihren Mitschülern aber riefen sie zu: "Vergesst nie: Wir waren mit Abstand die Besten! Abschließend schritt jeder zu den Klängen seiner Wunschmusik die Stufen empor zur Zeugnisübergabe. Zwar ohne Handschlag aber doch feierlich!
Buchpreise erhielten: Rebecca Anderson, Leonie Blaßdörfer, Hanna Weigand, Christoph Gehrschütz, Tim Masurek, Wolf Renninger, Hanna Roth, Romy Scherner, Marius Schmück, Lilith Vesti, Anna-Lena Benkert, Mariella Friedrich, Lea Grimm-Keßler, Lili Grosch, Daria Hofmann, Caroline Loesenbeck, Eva Spahn, Lara Dvorsek, Simon Glaser, Isabell Jungklaus, Benedikt Metz und Celine Sell.