
Wenn Musikerinnen und Musiker, die nicht gedient haben, in Reserve-Musikzügen mitspielen wollen, müssen sie zuvor, wie die Soldaten auch, einen Eid auf die Fahne leisten. Mit einem feierlichen Gelöbnis im Innenhof von Schloss Saaleck, nahe dem Bundeswehrlager Hammelburg, wurde kürzlich einer kleinen Truppe der Weg für den Auftritt in Reservisten-Musikzügen frei gemacht.
Das ging nicht ohne Vorbereitung: Der Einkleidung der Musiker folgte eine eingehende Unterweisung in militärischen Grundlagen wie Anzugordnung, Antreten, Marschieren und Auftreten in der Öffentlichkeit. Das Luftwaffenmusikkorps Erfurt begleitete dann das Gelöbnis musikalisch.
Vor den 30 angetretenen Musiksoldaten – hälftig Männer und Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet – übernahm Oberst Christoph Scheibling als stellvertretender Leiter des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr in Bonn vor Ehrengästen und dem Präsidenten des Reservistenverbandes, MdB Oberst d. R. Patrick Sensburg, die Gelöbnisrede.
Musikalische Begleitung von militärischen Zeremonien

Er räumte ein, dass die Musiker aus einem vertrauten Umfeld kommen und in eine für sie ungewohnte Welt des Militärdienstes eintauchten. Leidenschaft für die Musik, Freude und Bereitschaft an der Musikausübung in Uniform und der Wunsch, Militärmusik bei Zeremonien und anderen Auftritten zu repräsentieren, nannte er als Entscheidungsgründe für diese Spezialisierung.
In Deutschland, betonte Oberst Scheibling, sei es mehr als nur "ein wenig in Vergessenheit" geraten, dass man 75 Jahre im sicheren Schoß des nordatlantischen Bündnisses in Frieden, Freiheit und Wohlstand gelebt habe. Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff der russischen Föderation auf die Ukraine habe man eine harte Lektion lernen müssen, als das Undenkbare mit brutaler Aggression zur Realität wurde. Das habe das öffentliche Interesse an den eigenen Streitkräften wachsen lassen.
"Kriege brechen nicht aus, Kriege werden gemacht – und zwar von Menschen" zitierte Scheibling den früheren Generalinspekteur der Bundeswehr und jetzigen Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, General d. D. Wolfgang Schneiderhan. Scheibling sicherte den jungen Soldaten zu, dass sie nicht als wirkungsvolle Verstärkung der deutschen Infanterie ausgebildet, sondern alleine im Militärmusikdienst als klingende Botschafter und Visitenkarte der Bundeswehr eingesetzt würden.
Die Musiksoldaten sind sämtlich Freiwillige zwischen 19 und 60 Jahren, denen nach Grundlagenschulung und Gelöbnis nun der Auftritt in Uniform ermöglicht wird. Alle hatten sich beworben, vorgespielt und ihre fachliche Eignung auch in einer gemeinsamen Orchesterprobe nachgewiesen.
Ein Gewöhnungsmarsch beendete ihr gemeinsames Wochenende. Bei ihren jeweiligen Reservisten-Musikzügen dürfen sie nun öffentlichkeitswirksam in Uniform auftreten.