Die öffentlichen Veranstaltungen im Terminkalender der MGV Chorgemeinschaft sind zwar zählbar, dafür aber intensiv, wie die Jahresabschlussfeier im Vereinsheim zeigte. Der Vorsitzende der Sängergruppe Bad Kissingen, Siegfried Gottwald, charakterisierte dies so: "Die Chorgemeinschaft ist eine gewachsener Kreis, dem das Singen ein Bedürfnis und das Soziale wichtig ist. Das finde ich vorbildlich".
In knapp drei Jahren feiert der MGV Hammelburg sein 100stes Jubiläum. Mit ihm können vier weitere Vereine im Sängerkreis Schweinfurt diesen Jubeltag begehen. Dies sind Untereschenbach, Steinach, Astheim und Stralsbach. "Vielleicht", so Gottwalds Idee, "können wir ein gemeinsames Konzert organisieren." Das wäre ein richtungsweisender Solidaritätsakt.
Mit den Grüßen des Sängerkreises verband der Gruppenvorsitzende die Ehrung einer treuen Hammelburger Sängerin. Helga Reuter gehört seit einem halben Jahrhundert dem MGV-Frauenchor als aktives Mitglied an. Gottwald überreichte ihr mit einem Dankeswort die Ehrenurkunde und goldene Treuenadel des Fränkisches Sängerbunds (FSB) sowie des Deutschen Chor-Verbands (DCV).
Zusätzlich erhielt sie die Vorzugskarte zum kostenfreien Besuch aller Konzerte der Verbände.
Günther Kress dankte dem Vorstand, den Aktiven und Helfer. MGV-Vorsitzender Klaus Wüstner lobte den Einsatz und die Geduld von Dirigent Nikolaus Metz. Günter Bauer hinterfragte das Weihnachtsfest - oder das, was davon übrig ist - durch den Generationenlauf. Seine Schilderung eines Weihnachtsgeschenks in der Nachkriegszeit machte nachdenklich.
Es ist kein Geheimnis, dass Chöre heutzutage einen schweren Stand haben. Dirigent Metz nennt es "eine Herausforderung Nachwuchs zu finden - auch älteren". Für den Leiter von vier Chören sind die Gründe vielfältig. "Einer davon ist ganz sicher das Überangebot im Medien- und Freizeitsektor", ist er überzeugt.
Bei Vorsitzenden Gottwald "treffen täglich neue Hiobsbotschaften ein von Chören, die aufgeben". Als Beispiele nennt er Elfershausen, Wildflecken, Hausen - und kürzlich - Untererthal. Das "Warum?" beantwortet er mit "Mitgliederschwund, Überalterung und mangelnder Nachwuchs". Dennoch sei es kein "Massensterben".
MGV-Vorsitzender Wüstner kennt Beispiele norddeutscher Chören, bei denen eben so viele Migranten und Aussiedler singen wie heimische Aktive. Nach seinem Dafürhalten bedürfte es eines Gesamtkonzepts, das den Kultur- und Freizeitbereich mehr einbezieht und nicht nur dem Sport huldigt.
Das Weiterbestehen der Chorgemeinschaft sieht er optimistisch. Insgesamt 90 Mitglieder, von denen fast die Hälfte aktive Sängerinnen und Sänger sind, untermauern diese Ansicht. Ebenso eine spontane Aktion der langgedienten Sängerin Herma Klünspies, die - nach längerer Krankheit genossen - freudig ausrief "ich kann wieder zum Singen" und dem Vorsitzenden ein Spendenkuvert übergab.
Eine fröhliche Note brachte Vorstandsmitglied Bianca Volkert in die gut besuchte Jahresschlussfeier mit der Anekdote über den Wunschzettel eines Achtjährigen, der "ganz bescheiden" ausfiel.
Anerkennung für die Sängerschar, die auch sozial eine Gemeinschaft darstellt, kam von Dirigent Metz. Das gemeinsame Abendessen und Gesangsvorträge rundeten die vorweihnachtliche Feier harmonisch ab, ganz nach Friedrich Schillers Wort: "Es schwinden jedes Kummers Falten, solang des Liedes Zauber walten".