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Breitenbach
Mehr Verkehr am Buchrasen? Die Angst steigt
Dass der Boden bebt, die Gläser in den Schränken wackeln - das kennen die Breitenbacher und Mitgenfelder von ihrer Ortsdurchfahrt seit Jahren. Doch nun droht durch das wachsende Industriegebiet Buchrasen noch mehr Verkehr. So geht die Gemeinde damit um.
In den Ortsdurchfahrten von Breitenbach (hier an der Kirche) und Mitgenfeld wird es bei breiteren Fahrzeugen oft eng. Die Anwohner beklagen auch die zunehmende Verkehrsbelastung. Foto: Steffen Standke       -  In den Ortsdurchfahrten von Breitenbach (hier an der Kirche) und Mitgenfeld wird es bei breiteren Fahrzeugen oft eng. Die Anwohner beklagen auch die zunehmende Verkehrsbelastung. Foto: Steffen Standke
| In den Ortsdurchfahrten von Breitenbach (hier an der Kirche) und Mitgenfeld wird es bei breiteren Fahrzeugen oft eng. Die Anwohner beklagen auch die zunehmende Verkehrsbelastung. Foto: Steffen Standke
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 06.11.2022 18:05 Uhr

Das Grundübel - es ist für Christian Fischer völlig klar. "Wie kann man Gewerbegebiete an Plätzen wie dem Buchrasen ausweisen? Und wie kann es sein, dass man diesen Fehler an sich weiter ausbaut, ohne Alternativen zu schaffen?"

Fischer gehört zu den leidgeprüften Anwohnern der Kreisstraße 32, die von der B286 mitten durch Mitgenfeld und Breitenbach nach Oberleichtersbach führt, mit weiterem Anschluss ans Industriegebiet Buchrasen. Leidgeprüft deshalb, weil von frühmorgens bis spätabends viel Verkehr durch die engen Ortsdurchfahrten rollt, darunter ein hoher Anteil an LKW . Anwohner berichten von LKW , die morgens um 5 Uhr Bahnschotter durch den Ort karren. Von einem Postunternehmen, dessen Wagen spätabends zum Buchrasen fahren, um dort Container zu tauschen. Und der Verkehr noch mehr wird, bezweifelt kein Anlieger.

Denn die Firma Hanse Haus expandiert, baut in den nächsten Monaten am Buchrasen anstelle des früheren Sägewerks Vorndran ihr Werk IV. Generell ist die Erweiterung des Oberleichtersbacher Industriegebiets um rund zwei Hektar mit Raum für drei bis vier mittelständische Betriebe angedacht. Und der Bad Brückenauer Teil füllt sich auch immer mehr.

"Alles wird erweitert, aber es gibt kein Verkehrskonzept", kritisiert Tanja Jörg aus Mitgenfeld. Sie ergänzt: "Insgesamt hat man hier den großen Glauben an das große Wachstum." Jörg befürchtet, dass insbesondere durch die Hanse-Erweiterung noch mehr Menschen in den Buchrasen einpendeln. Von der Belastung durch noch mehr LKW ganz zu schweigen.

250 Mitarbeiter will die Hanse nach eigenen Angaben für ihre Erweiterung in den nächsten Jahren finden; mindestens 150 würden am Buchrasen direkt arbeiten. Rechnet man außerdem hoch, dass die Firma ab 2024 rund 300 Fertighäuser mehr als jetzt produzieren will, kann man sich die Zunahme des Verkehrs allein von dort ausmalen. Für die Auslieferung eines Fertighauses sind vier LKW nötig.

Natürlich generiert die Hanse den künftigen zusätzlichen Verkehr nicht allein. Und er fließt auch nicht nur durch Breitenbach und Mitgenfeld, sondern schwerpunktmäßig nach Bad Brückenau und zur A7 bei Volkers. Oder nach Süden Richtung Schondra und Hammelburg. Aber es geht um die Veranschaulichung der Dimensionen.

Werner Heil aus Breitenbach begleitet das Thema Umgehung schon drei Viertel seines Lebens; er ist 80 Jahre alt. Immer wieder sei das Thema im Laufe der Jahre angesprochen worden; er und andere hätten es immer wieder mal angeschoben. Konkret entstanden sei nichts.

Oberleichtersbachs Bürgermeister Dieter Muth (Aktive WG) gibt zu, dass rund um den Buchrasen "freilich mehr Verkehr" entstehen wird. Wobei er glaubt, dass nur ein Drittel davon durch Breitenbach /Mitgenfeld fließt, der größte Teil nördlich auf Bad Brückenau zurollt.

Auf die Frage, ob sich der Gemeinderat pro oder kontra einer Umgehungsstraße ausspricht, bekräftigt Muth Aussagen aus der jüngsten Bürgerversammlung. Demnach wurden drei Ingenieurbüros für eine Machbarkeitsstudie angefragt. Die Aufgabe: die Verkehrssituation an der KG 32 analysieren und mögliche Wege einer Umgehung und deren Umsetzung prüfen.

Dabei dürfte es im Wesentlichen auf zwei Routen hinauslaufen: entweder nördlich zwischen den beiden Dörfern und den Pilsterköpfen hindurch. Oder südlich, zwischen Breitenbach /Mitgenfeld und der Mettermich verlaufend Richtung A7-Anschlussstelle Bad Brückenau/Wildflecken.

Dieter Muth lässt sich nicht entlocken, welche Variante er favorisiert. Er möchte die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie abwarten. Es gebe viele Fragen zu klären: Was sagen Naturschutz und Regierung von Unterfranken ? Wer trägt die Kosten einer Umgehung; wer beteiligt sich daran? "Das ist kein einfaches Thema."

Oliver Fell, Muths Konkurrent im Bürgermeister-Wahlkampf 2020, nennt hingegen seinen Favoriten: die Nordroute, möglichst als Verlängerung der Straße durch den Bad Brückenauer Buchrasen und mit Anschluss an die Kreuzung der B286 mit der Staatsstraße 2289 bei Riedenberg - auch wenn das baulich aufwendiger und teurer als die Südvariante wäre. "Es muss an einer Lösung gearbeitet werden", fordert Fell. Eine Umgehungsstraße würde die Gefährdung der Ortsbewohner stark absenken.

Im Gemeinderat gibt es nach Fells Worten einige, die das Verkehrsproblem sehen würden. Aber nur zwei Räte, die regelmäßig nachfragten, unter anderem er. "Unser Bürgermeister behandelt das Problem Verkehr stiefmütterlich", glaubt er.

In diesem Zusammenhang kritisiert der CSU-Gemeinderat auch die von der Grüngut-Service GbR südlich von Breitenbach und Mitgenfeld geplante Kompostanlage (wir berichteten). Die sei dort fehl am Platze, weil der Anlieferverkehr des Grünguts und die Abfuhr des Komposts wieder durch die Dörfer erfolgen würde. Die von Mitgeschäftsführer Rudolf Weber genannte Anzahl von zwei bis drei Liefer-Lastern pro Tag nennt Fell viel zu gering.

Für viel besser hält es der Oberleichtersbacher, wenn die Firma die Anlage in Schildeck bauen würde. Zumal sie dort über Grundbesitz verfüge und sich Patzer-Erden aus Jossa als Abnehmer des Komposts ansiedeln wolle (wir berichteten). Beide Produktionsstätten lägen dann nahe beieinander; Wege würden gespart.

Werner Heil aus Breitenbach setzt eher auf die Südvariante, unterhalb von Breitenbach und Mitgenfeld. So ließe sich der Verkehr vom Grüngut-Service, aber auch von anderen Landwirten gut mit anschließen, meint der 80-Jährige. Die "Pilster-Variante" sei wegen der Höhenunterschiede Unsinn. "Die ganze Gemeinde muss sagen: Wir bauen die Straße. Jeder gibt etwas von seinem Besitz und dann ist gut."

 
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