
Bäckerei-Azubis backen keine kleinen Brötchen mehr: Wer in den 38 Bäckereien oder in deren Filialen im Landkreis Bad Kissingen eine Ausbildung macht, hat jetzt mehr im Portemonnaie. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer Pressemitteilung hingewiesen.
Rund ein Viertel mehr Geld
Es gebe eine wesentlich höhere Ausbildungsvergütung: „Wer seine Ausbildung anfängt, geht mit mindestens 860 Euro im Monat nach Hause. Das sind 180 Euro mehr als bislang.
Im zweiten Ausbildungsjahr gibt es 190 Euro zusätzlich. Und im dritten bekommt der Bäckerei-Nachwuchs 1.085 Euro – ein Plus von 200 Euro . Im Schnitt haben die Bäckerei-Azubis damit rund ein Viertel mehr auf dem Konto“, sagt der Geschäftsführer der NGG Unterfranken, Ibo Ocak.

Inflationsausgleich und Ticket-Geld
Außerdem werde es bis zum Jahresende noch eine Inflationsausgleichsprämie von 50 Euro pro Monat geben. Die NGG Unterfranken ruft alle Bäckerei-Azubis im Kreis Bad Kissingen zu einem „Azubi-Konto-Check“ auf. „Wer das zusätzliche Geld noch nicht bekommt, sollte sich melden. Dazu gibt es auch noch ein Ticket-Geld von 29 Euro im Monat für den ÖPNV. Da kommt also einiges zusammen“, erklärt NGG-Geschäftsführer Ocak.
Tarifabschluss gilt für alle
Für die deutlich bessere Bezahlung vom Bäckerei-Nachwuchs habe sich die NGG in zähen Verhandlungen am Tariftisch stark gemacht. „Jeder Azubi in einer Bäckerei profitiert jetzt davon: Egal, ob es um die Ausbildung in der Backstube oder am Verkaufstresen geht. Wichtig ist, dass der Tarifabschluss dazu für alle Betriebe gilt – ohne Ausnahme“, erklärt Ibo Ocak.
Für die „Azubi-Tarife“ gelte nämlich eine Allgemeinverbindlichkeit. Dafür habe sich die Gewerkschaft NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks beim Bundesarbeitsministerium eingesetzt.
Akut-Problem Azubi-Schwund
„Die Branche startet damit eine ‚Azubi-Offensive‘. Und das ist auch dringend notwendig. Denn nur so haben die Bäckereien im Kreis Bad Kissingen überhaupt die Chance, Nachwuchs zu bekommen“, sagt Ibo Ocak. Der Geschäftsführer der NGG Unterfranken spricht vom „Akut-Problem Azubi-Schwund“: In allen Bäckereien im Kreis Bad Kissingen gebe es derzeit lediglich 21 Auszubildende. „Zehn Jahre zuvor waren es immerhin 37 Bäckerei-Azubis“, so Ocak. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit .
„Die Azubi-Zahlen bei den Bäckereien im Kreis Bad Kissingen sind damit dramatisch eingebrochen – um rund 43 Prozent. Jetzt geht es darum, diesen Trend zu stoppen“, sagt Ocak.
Eine faire Bezahlung ist zentral
Die Arbeit in Bäckereien sei interessant und krisensicher. Um sie aber wirklich attraktiv zu machen, müsse auch der Lohn nach der Ausbildung stimmen: „Eine faire Bezahlung bedeutet, dass jede Bäckerei im Kreis Bad Kissingen den Tariflohn zahlt. Und das ist wichtig, um Bäcker und Fachverkäuferinnen bei der Stange zu halten. Denn die Qualität von Brot, Brötchen, Torten, Kuchen & Co. steht und fällt damit, ob ausgebildete Profis in der Bäckerei arbeiten“, macht Ibo Ocak deutlich.
Viele Quereinsteiger
Am Ende entscheide nicht zuletzt auch der Tariflohn darüber, wie gut die Ware sei, die über die Ladentheke gehe. Schon jetzt versuchten viele Betriebe, fehlende Fachkräfte durch Quereinsteiger zu ersetzen. „Backen ist ein Handwerk. Und das muss man lernen. Dazu müssen die Bäckereien aber auch eine gute Ausbildung bieten“, sagt der Geschäftsführer der Bäcker-Gewerkschaft.

Das sagt die Bäckerinnung Bad Kissingen dazu
Obermeister Ullrich Amthor der Bäckerinnung Bad Kissingen/Rhön Grabfeld begrüßt die Nachwuchsoffensive. Er erwähnt, dass schon länger auf Änderungen gedrängt wurde. Die NGG jedoch keine Entscheidungsfreude gezeigt habe.
Um potenzielle Auszubildende auf den Bäckerberuf aufmerksam zu machen, werde verstärkt Werbung betrieben und das Handwerk beispielweise an Schule präsentiert. Betriebe müssen jedoch "mit viel Engagement um Azubis werben". Die Zahlen seien nicht mehr wie früher, aber "damit müssen wir umgehen", so Amthor weiter.
Laut Amthor ist die Ausbildungsvergütung mittlerweile mit dem Lohn in anderen Handwerksberufen zu vergleichen. Auch das Klischee der zu frühen Arbeitszeiten sei überholt. Es sei nichts mehr so wie früher. "Viele arbeiten in einer normalen Tagschicht und nur ein geringer Teil backt nachts die Brötchen", so der Obermeister.
Mehr Informationen rund um Ausbildung, Arbeit und Bezahlung gibt es bei der Bäcker-Hotline der NGG: 040 / 380 13 265.
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