Es hat lange gedauert, bis Stadt und Freistaat ihren neuen Konsortialvertrag unterschriftsreif hatten. Und es war wohl zwischendurch auch nicht sicher, ob die beiden Parteien das Ziel heil erreichen würden. Vor diesem Hintergrund klingen die aktuellen Urteile über die Grundlage der künftigen Zusammenarbeit von Stadt und Freistaat in der Staatsbad GmbH bemerkenswerten gleich und positiv. Als Bayerns Finanzstaatssekretär Franz Josef Pschierer und Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg am Dienstag den vorzeitig verlängerten Konsortialvertrag im Rathaus unterzeichneten, sprachen sie beide von der Sicherung der Zukunft Bad Kissingens als Staatsbad.
Kissingen werde sich aber wandeln müssen. Auch darüber waren Staatssekretär und Oberbürgermeister einig. Der Zukunftsmarkt liege bei den selbstzahlenden Gesundheits- und Kurgästen, hieß es in Pschierers Rede. Blankenburg formulierte den gleichen Gedanken so: „Die Zukunft liegt im Bereich es Gesundheits-, Wellness, Genuss- und Kulturtourismus.“
Einigkeit dokumentieren darüber hinaus die Aussagen zur Qualität Kissingens und der Leistungen der Staatsbad GmbH. Die Zukunft liege nicht in einer Standardabsenkung. Die Aufgaben müssten aber effizienter erledigt werden, sagte Pschierer. Nicht die Reduzierung von Leistungen sei das Thema, ergänzte Blankenburg, „sondern Qualitätssicherung in allen Bereichen auf hohem Niveau“.
Pschierer bekräftigte bei der Unterzeichnung im Kissinger Rathaus, die Bereitschaft des Freistaats, bei den Staatsbad-Immobilien „seinem kulturellen Erbe und seiner Verantwortung unverändert gerecht“ zu werden. Er erklärte aber auch, das operative Geschäft müsse vor Ort geleistet werden.
Im neuen Konsortialvertrag drückt sich das durch den schrittweisen Übergang der Verantwortung für die Staatsbad GmbH an die Stadt aus. Das Rathaus hält jetzt 40 Prozent Anteile. Bis 2018 sollen es 53 Prozent werden. Gleichzeitig verlängert sich die Geltungsdauer des Vertrags um sieben Jahre bis 2025.
Quasi als Gegenleistung für die Bereitschaft der Stadt, mehr einzusteigen, investiert der Freistaat nach aktuellem Stand 21,5 Millionen Euro in Sanierung und Umbau des Luitpoldbads. Zur Vorbereitung darauf soll schon im Winterhalbjahr das erst einige Jahrzehnte alte Bewegungsbad im inneren Karree des historischen Badehauses abgerissen werden. Wie berichtet, wird das Luitpoldbad nach dem Umbau als Behördenzentrum dienen. Einziehen sollen die Verwaltung der Staatsbad GmbH, das Vermessungsamt und das Kissinger Büro der Immobilien Bayern. Für die ursprünglich ebenfalls vorgesehene Wasserwirtschaft, die an ihrem Standort bleibt, soll im Zuge der Zentralisierung dieser Einrichtungen eine Finanzkasse mit regionaler Bedeutung im Luitpoldbad angesiedelt werden. Das seien, schätzt Pschierer, Arbeitsplätze für 40 bis 45 Menschen. Zudem sichere es Kissingens Bedeutung als Behördenstandort.
Blankenburg und Landtagsabgeordneter Robert Kiesel, in der Sache steter Kämpfer für Kissinger Interessen in München, zeigten sich mit der Lösung für das Luitpoldbad unterm Strich zufrieden. Das Behördenzentrum sei vielleicht nicht die Traumlösung, erklärte Blankenburg: „Aber mir ist lieber, es wird jetzt ein Behördenzentrum eingerichtet, als ein Märchenschloss am St. Nimmerleinstag.“