
Maxi Bindrum hat mit ihrem Verein Geschichte geschrieben. Allerdings nicht im Volleyball. Dort führt die 28-Jährige bei ihrem Heimatverein TV/DJK Hammelburg einen zunehmend aussichtslosen Kampf um den Klassenerhalt in der Regionalliga. Sondern beim Gewichtheben. Richtig gehört.
Als Bayernliga-Meister steigt der AC 82 Schweinfurt erstmals in die 2. Bundesliga auf. Eine Premiere in der über 40-jährigen Vereinsgeschichte . In der Saison zuvor wären die AC-Heber sportlich eigentlich als Letzter abgestiegen und blieben nur deshalb in der Liga, weil sich nicht genügend Teams fanden.
Beim Verein aus dem Stadtteil Bergl ist Maxi Bindrum seit Sommer 2021. „Zum Verein kam ich über meine Schwester Lena, die in Bamberg Crossfit gemacht hat, wo Gewichtheben Teil dieses Sports ist. Trainerin war Jana Fleischmann, die meinte, wir hätten Talent. Als Jana zum AC ging, sind wir mit dorthin gewechselt.“
Minimal besser als der TSV Röthenbach
In der Abschlusstabelle der Bayernliga mit ihren sechs Teams ist der AC 82 mit 13:2 Punkten punktgleich mit dem TSV Röthenbach, hat aber mehr Kilopunkte gesammelt, was den Ausschlag zu Gunsten der Unterfranken gab.
Während sich die Schwester früh in der Saison verletzt hatte, war Maxi Bindrum trotz der Volleyball-Belastung bei allen Wettkämpfen dabei. An jedem Spieltag, der beim Gewichtheben tatsächlich so heißt, kommen sechs Heber zum Einsatz. Oder eben Heberinnen. Über sogenannte Relativpunkte wird der physische Nachteil der Frauen kompensiert.
„Bei den Männern wird das komplette Körpergewicht von der erbrachten Leistung abgezogen, bei den Frauen die Hälfte. Da kann man auch als leichte Frau gut Punkte sammeln“, erklärt Maxi Bindrum. Sowohl im Reißen wie im Stoßen hat jeder Athlet drei Versuche. In die Wertung geht nur jeweils der beste Versuch ein.
Auch im Crossfit sehr aktiv
„Der erste Versuch sollte erfolgreich sein, damit man auf der sicheren Seite ist. Dann steigert man die Belastung und stellt im Idealfall eine persönliche Bestleistung auf“, so die 1,71 Meter große Hammelburgerin, die wie ihre Schwester auch Crossfit betreibt, für diesen Mix aus Kraft-, Bodyweight und Ausdauertraining auch Kurse gibt und bereits an Wettkämpfen in Österreich, Frankreich oder Belgien teilnahm.

Wettkämpfe beim Gewichtheben sind keine Zuschauer-Magneten. Beim Volleyball ist Maxi Bindrum eine ganz andere Atmosphäre gewohnt. „Daheim in unserem ‚AC-Keller‘ kommen normalerweise vielleicht 20 Leute. Beim letzten Kampf in Röthenbach, unserem härtesten Verfolger, waren etwa 130 Menschen in der Halle. Alleine vom AC waren 40 bis 50 Fans dabei, nachdem wir vorher ordentlich die Werbetrommel gerührt haben“, berichtet die in einer Anwalts-Kanzlei angestellte Juristin.
Unterfränkischen Rekord aufgestellt
Im finalen Wettkampf holte sie 94 Relativpunkte für ihr Team, hob im Reißen 68 Kilogramm und stellte mit 92 Kilogramm im Stoßen sogar einen unterfränkischen Rekord auf. Weitere, früher aufgestellte Bestleistungen sind 97 Relativpunkte im Reißen und Stoßen an einem Wettkampf sowie 72 Kilogramm im Reißen.
Mit einem 3:0-Sieg hätten die Mittelfranken aus dem Landkreis Nürnberger Land den bis dato verlustpunktfreien Rivalen aus Schweinfurt noch überholen können, es reichte aber nur zu einem 2:1-Erfolg, sodass beim AC trotz der ersten Niederlage ausgelassen gejubelt werden durfte.
Erst der letzte Versuch des Abends entschied über den Aufsteiger. Schweinfurts Heber-Trainer – vergleichbar mit einem Spielertrainer beim Fußball – Philipp Lendner hatte im Reißen 116 Kilogramm technisch perfekt in die Höhe gestreckt.

„Am Ende stehst du alleine an der Hantel, aber wir haben einen unglaublichen Zusammenhalt im Team. Ich bin verflucht stolz darauf, was wir abgeliefert haben“, freute sich Lendner, für den der Aufstieg das Highlight seiner elfjährigen Gewichtheber-Karriere darstellt. Vorstand und Vereins-Urgestein Thomas Walz erlebte das Drama mit Happyend krankheitsbedingt nur via Livestream im Internet mit.
Für das Abenteuer 2. Bundesliga, das Ende des Jahres beginnt, sieht sich der Verein gerüstet, auch ohne spektakuläre Neuzugänge. „Wir bekamen schon Anfragen von iranischen und bulgarischen Hebern, aber wir bauen weiter auf unsere Truppe. Wir müssen abwarten, in welche der drei 2. Ligen wir kommen. Realistisches Ziel ist jedenfalls ein Mittelfeld-Platz“, sagt Maxi Bindrum. Erst recht, wenn das Gewichtheben in Schweinfurt doch noch zum Zuschauer-Magneten wird.