
Der Blick in die Weiten des Universums fasziniert Matthias Dier seit Kindestagen. Schon als 10-Jähriger versuchte er, mit Fernglas und Sternenkarte ausgerüstet, aus der Dachluke im elterlichen Haus, Sternbilder am Himmel zu finden.
„Es ist wie Lesen lernen“, beschreibt er seine ersten Schritte. „Wenn man das längere Zeit gemacht hat, sieht man nur noch die Sternbilder.“

Jahre vergingen, der Fokus lag beim Beruf und der Familie. Dann kam die Pandemie und Dier erinnerte sich an sein altes Hobby. 2020 begann er wieder in die Sterne zuschauen. Er schaffte sich moderne Teleskope und Computer-Programme an. Matthias Dier wollte nicht mehr nur Sternbilder und Planeten finden, sondern sie im Bild festhalten.
Lange Belichtungszeiten
Um ein klares Bild vom nächtlichen Himmel zu bekommen, sind Aufnahmen über mehrere Stunden notwendig. „In fünf Minuten Abständen werden Fotos gemacht, die später übereinandergelegt werden“, erklärt Dier mit einfachen Worten die komplexe Materie.
Über die entsprechende Software könne er im Vorfeld einstellen, was das Teleskop über Nacht zu tun habe. Er müsse nachts nicht neben dem Gerät sitzen und alle fünf Minuten auf den Auslöser drücken. „Es kann alles über eine Planung vorher eingestellt und gesteuert werden.“
Lernen mit Youtube
Die Einarbeitung in die Technik und Software habe er sich selbst beigebracht. „Ich habe viele Videos auf Youtube und im Internet geschaut. Immer noch lerne ich dazu.“ Das Lernen sei ein Vorantasten, wobei die Lernkurve steil nach oben zeige.
Die beste Zeit, um Aufnahmen vom Weltall einzufangen, seien die Monate von Oktober bis April. „Eine klare, eiskalte Winternacht bei Neumond ist ideal“, fasst es Dier zusammen. Über die Sternbilder, die mit bloßem Auge am Nachthimmel zu erkennen sind, ist Dier längst hinaus.

„Mir geht es um Deep-Sky-Objekte. Das Unsichtbare sichtbar zu machen.“ Deep-Sky-Objekte (tiefer Himmel) wie Sternhaufen, Nebel und Galaxien befinden sich außerhalb des Sonnensystems .
Entdeckergeist ist sein Antreiber
Für Dier ist Astrofotografie eine Art Kunst. Er spricht von der Schönheit der Strukturen, Muster und Farben der Objekte im Weltall. „Das gibt mir Ruhe. Ich erfreue mich daran.“ Es stecke aber auch viel Entdeckergeist in ihm. „Wie tief komme ich hinein. Die Grenzen ausloten und noch weiter ins All schauen“, sei sein Antrieb.

Nicht nur lange Belichtungszeiten seien notwendig, um immer mehr Details aus dem All einzufangen, entscheidend sei die automatische Nachführung der Kamera , die die Erdrotation ausgleiche. Ohne sie sei die Deep-Sky-Astrofotografie nicht möglich. „Durch die Technik wird das Hobby überhaupt erst machbar.“
Gibt es noch anders Leben im Weltall?
Der Blick ins Universum werfe aber nicht nur naturwissenschaftliche und technische Fragen auf, sondern auch philosophische und theologische.
Woher kommt das alles? Gibt es einen Schöpfer? Woher kam der Urknall? Kaum vorstellbar sei die Dimension der Unendlichkeit des Weltalls. Ob es noch anderes Leben im Weltall gibt, ähnlich dem auf der Erde?
„Man denkt automatisch darüber nach. Da muss es doch noch was geben. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Wie könnten andere Lebensformen aussehen? Man wird ruhig und auch großzügiger beim Blick in den Himmel und nimmt sich selbst nicht so wichtig, der eigene Maßstab ist nicht der Einzige.“
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