Ganz im Vorbeigehen, als wollte er vielleicht eine Bemerkung über die Regenwolken am Himmel machen, sagte Marktgemeinderat Diethard Dittmar ( SPD ) am Sonntag während der Einweihung des Kinderhortes : „Die nächste Sitzung des Marktgemeinderates wird meine letzte sein. Ich höre nach 40 Jahren auf.“ Ganz am Ende des nichtöffentlichen Teils der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates hatte er, wie auch Bürgermeister Matthias Klement ( CSU ) bestätigte, seinen Rücktritt bekannt gegeben. Im öffentlichen Teil der nächsten Sitzung wird das Gremium sich damit beschäftigen. „Wir werden die Arbeit von Dr. Dittmar für die Marktgemeinde ausführlich würdigen“, betonte der Bürgermeister.
Platz für Nachfolger machen
Warum er jetzt sein Amt aufgibt? „Ich bin schließlich 75“, sagte er dazu nur. "Ich möchte einem jüngeren Nachrücker Platz machen." Aber seine Ehefrau Sabine Dittmar , Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin im Berliner Gesundheitsministerium, ergänzt: „Da darf man sich ja wohl etwas mehr Ruhe gönnen.“ Sie wäre eigentlich seine Nachfolgerin im Maßbacher Marktgemeinderat . Aber sie winkt ab: „Ich kann nicht alle 14 Tage unter der Woche bei Sitzungen in Maßbach sein. Ich bin in Berlin ziemlich ausgelastet.“ Außerdem bräuchte sie, wenn sie dieses Amt tatsächlich annehmen wollte, eine Sondergenehmigung des Bundeskabinetts . „Die würde ich natürlich bekommen, denn für den Kreistag Bad Kissingen habe ich sie ja auch“, sagt sie.
Wer wird nun neben Felix Neunhoeffer die SPD im Maßbacher Marktgemeinderat vertreten? Der nächste auf der Liste ist Thomas Schweizer , in der Marktgemeinde bekannt vor allem als Vorsitzender des TSV. Er wird in den nächsten Tagen einen Brief aus dem Rathaus bekommen, in dem er gefragt wird, ob er das Amt als Marktgemeinderat annehmen will. Sagt er ja, wird er in der darauf folgenden Sitzung auf sein neues Amt vereidigt.
Schon lange politisch aktiv
Zurück zu Diethard Dittmar. Wie sein Name schon sagt, ist er ein Ur-Maßbacher. 31 Jahre lang, bis zum August 2010, kümmerte er sich als praktischer Arzt um die Erkrankungen und Wehwehchen seiner Patienten. Bis sie hauptberuflich in die Politik ging, zuerst als Landtags- und nun als Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin , war auch seine Frau Sabine als Ärztin mit in der Praxis. Mit 62 Jahren übergab er seine Praxis an einen Nachfolger.
Politisch ist Diethard Dittmar seit Jahrzehnten aktiv. Als SPD-Mitglied gehört bzw. gehörte er von 1978 bis 1984 und dann wieder seit 1990 der Marktgemeinderat an. In der Gemeinschaftsversammlung der Verwaltungsgemeinschaft Maßbach ist er seit 2002 Mitglied, dem Kreistag gehörte er 2008 bis 2014 an. Zweiter Bürgermeister war er 2008 bis 2014. Für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung wurde er mit der kommunalen Verdienstmedaille ausgezeichnet.
Vielseitig engagiert
Auch jenseits der Kommunalpolitik hat sich Dr. Dittmar große Verdienste erworben. Er war zum Beispiel stellvertretender Leiter des Corona-Impfzentrums in Bad Kissingen, engagierte sich beim Fasching des Vereinsrings und beim Waldtausch. Schlagzeilen machte er als Doping-Kontrolleur. Unter anderem war er in dieser Funktion im Jahr 2012 bei den Olympischen Spielen in London mit dabei. Er war dort einer von 230 Dopingkontrolleuren. Bei den Paralympics , der Olympiade der Behindertensportler , waren 140 Kontrolleure im Einsatz. Auch hat er viele Sportler in Deutschland und in Nachbarländern zuhause ohne Voranmeldung besucht, um Urinproben abzunehmen. Dazu fuhr er bis nach Polen, um Radfahrer zu kontrollieren. Keine Frage, sonderlich beliebt sind diese Kontrolleure bei manchen Sportler nicht.
Als Busfahrer war er in ganz Europa unterwegs
Das Busfahren war Diethard Dittmars zweites „bezahltes Hobby“. Angeregt durch einen Nachbarn, machte er 1985 innerhalb von drei Wochen und einem Tag den Führerschein. Er war als Busfahrer für Reisegruppen in Deutschland und ganz Europa bis Istanbul und zum Nordkap unterwegs. Auch die CSU und seine eigene Partei, die SPD , chauffierte er regelmäßig.