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Maßbach
Maßbach: Neue Pläne für die alte Synagoge
In der alten Synagoge in Maßbach gibt es bereits ein kleines Museum. Jetzt will die Gemeinde die Synagoge erwerben und eine Kulturstätte errichten.
Das provisorische Museum in der alten Synagoge von Maßbach dokumentiert die jüdische Geschichte der Gemeinde. Nun werden weitere Helfer gesucht. Dafür warben Klaus Bub und Bürgermeister Matthias Klement bei einem Info-Abend.Dieter Britz       -  Das provisorische Museum in der alten Synagoge von Maßbach dokumentiert die jüdische Geschichte der Gemeinde. Nun werden weitere Helfer gesucht. Dafür warben Klaus Bub und Bürgermeister Matthias Klement bei einem Info-Abend.Dieter Britz
| Das provisorische Museum in der alten Synagoge von Maßbach dokumentiert die jüdische Geschichte der Gemeinde. Nun werden weitere Helfer gesucht.
Dieter Britz
 |  aktualisiert: 18.08.2022 05:20 Uhr

An den Wänden und an Stellwänden im Obergeschoss des Hauses Poppenlauerer Straße 4 in Maßbach hängen alte Fotos von Männern und Frauen, Kopien von Dokumenten und Urkunden. In Vitrinen sind Sakralgegenstände ausgestellt. Hier oben, in der früheren Synagoge der einstigen jüdischen Gemeinde, hat Klaus Bub weitgehend in Eigenarbeit ein provisorisches Museum eingerichtet, das die jüdische Geschichte Maßbachs dokumentiert. Die Gemeinde will das Haus komplett kaufen und dann hier eine Kultur- und Bildungsstätte verwirklichen.

Dazu sind weitere Helfer nötig. Sie sollten bei einer Info-Veranstaltung in den Räumen der früheren Synagoge gewonnen werden. Die Besucherzahl allerdings war überschaubar. Wer bereit ist, mitzumachen, kann sich bei Klaus Bub oder im Rathaus melden.

Klaus Bub ist in Sachen jüdischer Geschichte in Maßbach ein wandelndes Lexikon. Die Synagoge wurde 1740 gebaut, brannte sieben Jahre später ab und wurde ein Jahr darauf wiederaufgebaut, erzählt er. Nach ihrem Umbau 1865 beschwerte sich ein Rabbiner, dass es keinen Sichtschutz für die Frauenempore gab. 1898 brannte es wieder in der Synagoge. Nach 1933 wanderten viele jüdische Mitbürger aus. 1938, während der Reichskristallnacht, wüteten in der Synagoge die Nazis und schlugen alles kurz und klein. Eine jüdische Gemeinde bestand in Maßbach noch bis 1942, als die restlichen Mitglieder in Vernichtungslager deportiert wurden. Nach dem Krieg wechselte der Komplex mit der ehemaligen Synagoge im Hinterhof und einem Ladengeschäft vorn an der Straße mehrfach den Besitzer. Nach einem Konkurs sollten die Gebäude zwangsversteigert werden. Eine Bank wollte mehr dafür haben, als die Gemeinde zu zahlen bereit war. "Wir haben uns nicht unter Druck setzen lassen" sagt Bürgermeister Matthias Klement dazu. Deshalb gingen die alte Synagoge und das Geschäft ohne eine formelle Zwangsversteigerung im vorigen Jahr an einen Investor aus Passau. Zunächst war vorgesehen, dass ihm die Gemeinde den hinteren Teil mit der Synagoge abkauft.

Nun aber teilte der Bürgermeister mit, dass die Gemeinde doch, mit dem Umweg über den Investor, den ganzen Komplex bekommt. Ausschlaggebend dafür war, dass die Synagoge unter Denkmalschutz steht und die Behörden, von deren Entscheidungen die für die Gemeinde wichtigen Zuschüsse abhängen, weitergehende Vorstellungen als die Gemeinde haben, wie das Projekt einer Kultur- und Bildungsstätte verwirklicht werden kann.

Dazu zählt, dass die Synagoge durch den Abriss des Vorderhauses freigestellt werden soll, um sie so besser zur Geltung zu bringen. Damit entfiele die Möglichkeit einer kommerziellen Nutzung. Auch die erst nach 1945 eingezogene Decke soll nach Behördenmeinung entfernt werden. Aber dagegen sträubt sich Klaus Bub, "denn dann gibt es kaum noch Ausstellungsfläche".

Der Bürgermeister rechnet mit Mitteln aus der Städtebauförderung und hofft, dass er mehr als 60 Prozent der Kosten für das Projekt bei der Regierung lockermachen kann. Er ist zuversichtlich, dass er in den nächsten ein bis zwei Monaten das Geschäft mit dem Investor abschließen kann.

Die Genehmigung des Gemeinderates hat er. Dann müssen genaue Pläne erstellt werden. Sehr wichtig ist ihm allerdings auch, wie es langfristig personell mit dem Museum weitergeht. Er hofft, dass sich Mitarbeiter und Helfer dafür finden. Heute kommen immer wieder Besucher, um sich ein Bild über den jüdischen Teil der Geschichte von Maßbach zu machen. Unter ihnen sind Schulklassen aus dem Ort ebenso wie jüdische Frauen und Männer, die auf der Suche nach Spuren von Verwandten sind, die einst hier gelebt haben.

Eine Schautafel erinnert an den in Maßbach geborenen Schuhhändler Leo Katzenberger, der 1942 in Nürnberg wegen "Rassenschande" und als "Volksschädling" zum Tod verurteilt und hingerichtet worden war. Dieser Justizskandal wurde 2001 unter dem Titel "Leo und Claire" verfilmt mit Michael Degen , Franziska Petri und Suzanne von Borsody in den Hauptrollen. Auch in dem amerikanischen Spielfilm "das Urteil von Nürnberg" aus dem Jahr 1961 mit Spencer Tracy und Judy Garland in den Hauptrollen geht es unter anderem darum.

Ein besonderes Prachtstück in dem (noch) kleinen, aber bereits sehr interessanten Museum ist eine 15 Meter lange Thora-Rolle, eine Pergament-Rolle mit dem Text der hebräischen Bibel. Auf sie ist Klaus Bub besonders stolz. Diese Rolle stammt ursprünglich aus der Maßbacher Synagoge und gelangte irgendwie ins Henneberg-Museum nach Münnerstadt.

Bub könnte sich vorstellen, dass ein Nachbar die Rolle während der Reichskristallnacht aus der Synagoge geholt, versteckt und nach Kriegsende nach Münnerstadt gebracht hat. Im dortigen Museum schlummerte sie zusammen mit anderen Stücken aus der Maßbacher Synagoge in einem Karton. Klaus Bub konnte sie als Dauerleihgabe zurückholen. Nicht zu vergessen die 2008 im Dachboden der Synagoge entdeckte Genisa, die sogar die Reichskristallnacht überdauerte. Darunter versteht man einen Raum zur Aufbewahrung verbrauchter jüdischer liturgischer Schriften. Hier werden nicht mehr lesbare Thora-Rollen oder Texte, die man nicht mehr benutzt, abgelegt. Texte, die den Namen Gottes enthalten, dürfen nicht einfach weggeworfen werden. So haben Schriftstücke der jüdischen Liturgie und Geschichte überdauert. Die hier gefundenen Dokumente und Schriften werden in Veitshöchheim gesichtet, katalogisiert und sollen später nach Maßbach zurückkommen und mit ausgestellt werden.

Engagement: Wer sich im jüdischen Museum in Maßbach engagieren möchte, kann sich an das Maßbacher Rathaus (Tel: 09735/890) oder direkt an Klaus Bub (Tel: 09735/12 69 in Maßbach wenden.

 
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