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Aura an der Saale
Martin Müller aus Aura ist bester und jüngster Schäfermeister in Bayern
Martin Müller aus Aura will irgendwann die Schäferei in der fünften Generation weiterführen. Jetzt hat er seine Meister-Prüfung bestanden - als Bester.
Draußen sein - das tut gut, meint Martin Müller. Und härtet ab: 'Ich war in den letzten fünf Jahren nur krank, wenn ich in der Berufsschule war.' Der 22-Jährige aus Aura ist jüngster und bester Schäfermeister seines Jahrgangs - in ganz Bayern.  Fotos: Carmen Schmitt       -  Draußen sein - das tut gut, meint Martin Müller. Und härtet ab: 'Ich war in den letzten fünf Jahren nur krank, wenn ich in der Berufsschule war.' Der 22-Jährige aus Aura ist jüngster und bester Schäfermeister seines Jahrgangs - in ganz Bayern.  Fotos: Carmen Schmitt
| Draußen sein - das tut gut, meint Martin Müller. Und härtet ab: "Ich war in den letzten fünf Jahren nur krank, wenn ich in der Berufsschule war." Der 22-Jährige aus Aura ist jüngster und bester Schäfermeister seines ...
Carmen Schmitt
 |  aktualisiert: 19.08.2022 03:45 Uhr
Martin Müller aus Aura ist der beste Schäfer-Meister seines Jahrgangs in Bayern. Unter allen bayerischen Schäfern, die heuer ihre Meisterprüfung gemacht haben, ist er außerdem der jüngste Absolvent. Vom bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner höchstpersönlich gab es dafür eine Urkunde und eine Medaille. Nicht die erste Auszeichnung für den 22-Jährigen.
In den nächsten Tagen kommen die Tiere der Müllers nach Hause. Die meiste Zeit des Jahres verbringen die Schafe draußen in der Rhön. Während des Winters leben die 800 Mutterschafe im Stall auf dem Hof am Ortsrand von Aura. In dieser Zeit bringen sie ihre Lämmer zur Welt. In den nächsten vier Monaten rechnet die Familie täglich mit Nachwuchs.


Meditation mit Stock und Hut

Martin Müller hat seinen grünen Filzhut tief ins Gesicht gezogen. "Da kommt nichts durch, wenn es regnet", sagt der 22-Jährige. Er ist am liebsten draußen. An den Maschinen schrauben, die Tiere versorgen, Schafe hüten, sein eigener Herr sein - "ein Traumjob", sagt er. Mit dem romantischen Bild, das viele vom Beruf des Schäfers haben, habe sein Alltag wenig zu tun. "Die Leute denken, der steht mit Stock und Hut herum. Sie haben gar keine Vorstellung." Abwechlsungsreich sei der Job, und hart. "Es ist schön, wenn man mal hüten kann." Dann hat er seine Gedanken ganz für sich, erzählt er. "Man ist gelassener. Man wird gemütlich. Aber der Tag geht gar nicht langsam rum", meint er. Und seine Mutter Heidi Sattes-Müller ergänzt: "Auf der Weide - das hat fast etwas Meditatives."


Ausgezeichneter Azubi

2012 startete Martin Müller seine Ausbildung zum Schäfer. Nach dem Berufsgrundschuljahr wurde sein Vater zwei Jahre lang sein Chef und Ausbilder. Zwei Monate arbeitete er in einem Betrieb in Baden-Württemberg. Bei der Gesellenprüfung hatte er in seinem Jahrgang die besten Ergebnisse - deutschlandweit. Mithilfe einer Begabtenförderung staubte er ein Stipendium ab und begann mit seiner Meisterausbildung.


Führt Tradition fort

Noch ist er Angestellter im väterlichen Betrieb. Irgendwann wird er die Schäferei übernehmen, sagt er. Martin Müller will das Familienunternehmen dann in der fünften Generation führen. Mutter und Vater, seine Schwester und der Opa legen Hand an, und auch Freunde helfen ab und an mit. Noch heute lässt es sich sein Großvater mit 70 Jahren nicht nehmen, im Betrieb mitanzupacken und die Schafe auf der Weide zu hüten. Der 22-Jährige ist mit der Arbeit rund um die Tiere groß geworden. "Er war von klein auf dabei", sagt seine Mutter. Wenn sie droben in der Rhön unterwegs war, um die Zäune zu stecken, hatte sie Martin auf dem Rücken und ihre Tochter Kerstin im Kinderwagen immer bei sich, erzählt sie. "Heile Welt" sei der Job dennoch nicht, meint sie und zählt auf: die Bürokratie, die Kennzeichnung, die Gesundheit und die Sicherheit der Tiere, der Wolf ...


Chef-Attribute anwenden

Mit 22 Jahren darf Martin Müller als Schäfermeister jetzt Auszubildende anlernen. Wie das geht, hat er in den Meisterkursen beigebracht bekommen. Und überhaupt: "Ich war schon immer jemand, der lieber delegiert", sagt er. Seine Mutter schmunzelt und fügt hinzu: "Zum Leidwesen seiner Schwester." Martin Müller würde gerne einen Lehrling einstellen, sagt er. Einerseits sei es aber gar nicht so leicht, jemanden für sich zu gewinnen, meint er: Immerhin verlasse ein Schäfer-Lehrling meist für die Ausbildung seine Heimat. Andererseits sei es auch schwierig, den Richtigen zu finden.
Es gibt Zeiten, in denen ist mehr los, und solche, in denen es ruhiger zugeht, meint er. Ruhig heißt: ein normaler Acht-Stunden-Tag. Jetzt dauern die Tage länger, und auch die Nächte können manchmal kurz werden: Bis März werden auf dem Hof der Müllers 600 Lämmer geboren. Für seine Meisterprüfung untersuchte er, wie sich die Lämmeraufzucht unterscheidet in Bezug auf Weide- oder Stallhaltung. "Das war lehrreich", sagt er.

Ihre Tiere betreiben Landschaftspflege und werden als Lämmer im Alter von vier Monaten verkauft. Mit der Wolle der Schafe sei nichts zu verdienen, erzählen Mutter und Sohn. Und wann hatte die Schäfer-Familie ein gutes Jahr? "Wenn alle gesund sind. Tiere wie Menschen", sagt Schäfermeister Martin Müller.

Ausbildung Schäfer werden hierzulande nur noch in Bayern und Sachsen-Anhalt ausgebildet. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) koordiniert die Ausbildung für den Beruf des Tierwirts in der Fachrichtung Schäferei. Laut LfL gibt es in Bayern 6500 Schäferei-Betriebe, von denen 280 im Vollerwerb von den Unternehmern bewirtschaftet werden. Bayern ist nach Angaben des LfL das schafreichste Bundesland mit über 215 000 Muttertieren.
 
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