
Sterbenden in den letzten Stunden beistehen, sie trösten, zeigen, dass da jemand ist – dafür haben sich fünf Bewohner aus Wohngruppen in Maria Bildhausenausbilden lassen. „Ein Kurs für Menschen mit Unterstützungsbedarf, den es bundesweit so noch nicht gibt,“ sagte die Dozentin und Kursleiterin, Sozialpädagogin Susanne Seelbach, die früher selbst in Maria Bildhausen gearbeitet hat.
Bereits vor einigen Jahren sei ihr der Gedanke für solch einen Kurs gekommen, erklärt Susanne Seelbach. Schnell habe sich gezeigt, dass es auch den Menschen mit Behinderung ein Bedürfnis ist, in diesem Bereich zu lernen, um zukünftig in der Begleitung Sterbender tätig zu werden. „Ich will von Herz zu Herz helfen“, sagt Denny, einer der neuen Sterbebegleiter . Sein Kollege Matthias bringt das Wort „Liebe geben“ ins Gespräch.
Keine leichte Aufgabe
Susanne Seelbach sieht eine hohe Bereitschaft, sich auch mit ganz persönlichen Themen auseinander zu setzen. Dass dies alles eine nicht gerade leichte Aufgabe ist, war von Beginn an klar. Schließlich ging es darum, sich mit dem Thema, Sterben, Tod und Trauer zu befassen. Psychische Stabilität der Teilnehmer war eine der Voraussetzungen neben Interesse und Freiwilligkeit. Plakate wurden gestaltet und Fragen diskutiert: Wie sieht Sterben aus? Wie gehe ich mit letzten Wünschen um? Was brauchen Sterbende und was passiert beim Sterben? Ausbilderin Monika Spath verbildlichte das mit einer gestrickten Raupe, die sich zu einem Schmetterling verwandeln ließ. Ein Beispiel, um begreifen zu können, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist.
Besuch im Bestatterzentrum
Neben den Schulungstagen gab es Exkursionen, unter anderem zum Ausbildungszentrum für Bestatter Münnerstadt. „Für die Teilnehmer war der Besuch eine wichtige Erfahrung, weil alle ihre Fragen kompetent beantwortet wurden,“ sagt Heilerziehungspflegerin Erika Pascher. „Ich hatte zum ersten Mal eine Urne gesehen und dabei auch eine schwere für die Seebestattung in der Hand“, sagt Sabine. Andere konnten einen Sarg anfassen und sehen, wie dieser ausgestattet ist. „Wir waren auch am Friedhof und haben am Grab meiner Oma eine Kerze angezündet und gebetet“, fügt Dominic an.
80 Kurseinheiten
In Rollenspielen wurden die Kursteilnehmer bei insgesamt 80 Kurseinheiten auf das Thema „Hospizbegleitung“ vorbereitet und wie man die letzten Lebensphasen eines Menschen, den man kennt, mitgestaltet. Jens hatte bei einem Treffen in Maria Bildhausen sogar eine eigene Meditation ausgearbeitet, die viel Anerkennung bekam. Ziel der Ausbilderinnen Erika Pascher (Heilerziehungspflegerin, Hospizbegleiterin und Klinikseelsorge Maria Bildhausen ), Monika Spath (Malteser Hospizdienst Schweinfurt) und Projektleiterin Susanne Seelbach war es, den Kurs so anzulegen, dass dieser den Schulungsvorgaben der Hospizvereine entspricht.
Festgestellt hat man sowohl unterschiedlichen Unterstützungsbedarf, sowie Sprachverständnis und Sprachvermögen.
Berührende Momente
Interessant ist das Fazit der Teilnehmer: „Wir haben viel über sterbende Menschen erfahren und wie man mit ihnen umgehen sollte.“ Die Organisatorinnen hatten ebenso Freude , verschweigen aber nicht, dass es auch Herausforderungen bei Sprache und Kognition gab. Den Kurs empfanden sie als bereichernd, berührend und oftmals überraschend. Zunächst werden die neuen Hospizhelfer jedoch nicht alleine eingesetzt, sondern haben immer eine erfahrene Kraft an ihrer Seite. Nachbegleitungen sind möglich.
Viel Lob
Diözesanoberin Martina Mirus von den Maltesern Unterfranken dankte den Teilnehmern und sagte, die Kursteilnehmer hätten ein großes Herz für Mitmenschen und seien damit auch Engel. Martina Mirus sprach von einem einmaligen Projekt, das über Maria Bildhausen hinaus zu einem Segen für viele werden sollte. Rainer Waldvogel, Gesamtleiter in Maria Bildhausen , beglückwünschte zum Abschluss des Projektes. Hier wisse man, dass Menschen Nähe brauchen. Erika Pascher dankte im Namen des Kursleiterteams und überreichte Buchpräsente. Außerdem bekamen die Teilnehmer Urkunden.
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