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Bad Kissingen
Marcus Beran kehrte aus Trotz an den Herd zurück
Marcus Beran aus Obererthal hat mit 24 Jahren schon viel erlebt: Mehrere Berufsausbildungen, jede Menge Auszeichnungen und ein eigentlich erfolgreicher Start in die Selbständigkeit bewahrten ihn aber nicht vor einem Absturz.
Mit seinem mobilen Spanferkel-Grill und einem selbst gebauten Steinofen kommt Marcus Beran auch zu privaten Feiern. Nach einigem Auf und Ab hat sich der 24-Jährige im Frühjahr erneut selbständig gemacht. Heute teilt er seine Erfahrungen bei der Gründer-Messe. Foto: privat       -  Mit seinem mobilen Spanferkel-Grill und einem selbst gebauten Steinofen kommt Marcus Beran auch zu privaten Feiern. Nach einigem Auf und Ab hat sich der 24-Jährige im Frühjahr erneut selbständig gemacht. Heute teilt er seine Erfahrungen bei der Gründer-Messe. Foto: privat
| Mit seinem mobilen Spanferkel-Grill und einem selbst gebauten Steinofen kommt Marcus Beran auch zu privaten Feiern. Nach einigem Auf und Ab hat sich der 24-Jährige im Frühjahr erneut selbständig gemacht.
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 20.08.2022 06:50 Uhr
Eigentlich lief alles perfekt: Marcus Beran hat eine steile Karriere hingelegt, leitete ein großes Restaurant, bekochte mit seinem Team bis zu 2000 Menschen an einem Abend und begeisterte Menschen von der Bühne aus fürs Kochen. Aber dann stürzte der 24-Jährige ab, der Körper machte nicht mehr mit, er fiel in ein Loch und musste 2014 Insolvenz anmelden. Mittlerweile hat er sich wieder erholt, ist erneut unternehmerisch tätig und berät ab dem kommenden Jahr sogar andere Existenzgründer. Heute um 18 Uhr berichtet er auf der Gündermesse im Tattersall über dieses Auf und Ab.
"Da können Gründer viele praktische Erfahrungen mitnehmen, die sie dann hoffentlich selbst nicht mehr machen müssen", begründet Albrecht Groß von den "Gründer Guides Bayern", weshalb der Vortrag aus seiner Sicht so wichtig und sinnvoll ist. "Der schmale Grat zwischen Erfolg und Misserfolg" ist der Vortrag überschrieben.
"Die selben Eigenschaften, die zum Erfolg führen, können auch Misserfolg herbeiführen", sagt Gründer-Coach Albrecht Groß. Das weiß er aus eigener Erfahrung nur zu gut: "Ich komme aus einer Unternehmer-Familie und war selbst mal Workaholic", berichtet er. Deshalb weise er Gründer auch auf die Warnzeichen hin: Der Abbau sozialer Kontakte sei einer davon, die Betroffenen hätten meist nur noch einen Tunnel-Blick, nähmen keinerlei Ratschläge mehr an.
Das alles hat auch Marcus Beran hinter sich: "Ich hatte damals nur noch kurzfristige Ziele, alles Langfristige habe ich völlig aus den Augen verloren", blickt er heute zurück. Die Folgen waren dramatisch: Nachdem er innerhalb weniger Jahre mehr als zwei Millionen Euro umgesetzt hatte, jede Menge Mitarbeiter beschäftigte und bis zu 120 Stunden in der Woche arbeitete, musste der 24-Jährige von einem Tag auf den anderen Privatinsolvenz anmelden. Alles war weg, nicht einmal krankenversichert war er. Sein Anker in der Zeit war seine Freundin, mit der er bereits fast fünf Jahre zusammen ist. Sie half ihm in der Krise, überredete ihn zu einer Therapie und glaubt an ihn.
"Ich war suizidgefährdet und wollte eigentlich nach Griechenland abhauen", erinnert sich Marcus Beran an die Zeit vor einem Jahr. Aber dann fing er sich wieder: "Ich bin einfach aufgestanden und habe mir vorgenommen, mich nicht unterkriegen zu lassen." Als Trotzreaktion habe er im Frühjahr wieder ein Gewerbe angemeldet. Das lasse das Insolvenzrecht so zu: Er müsse einen Festbetrag zahlen, der sich an seiner höchsten Qualifikation als Metzgermeister orientiert. Wie er den aufbringt, muss er selbst sehen.
Sowohl bei der ersten, als auch bei seiner Neugründung profitierte Marcus Beran immer von seinen guten Verbindungen und seiner guten Ausbildung: "Aus jedem Auftrag ziehe ich drei bis vier Folge-Aufträge", berichtet er. Das war auch früher schon so: Er habe gar keine Werbung machen müssen, sondern sei sofort ausgebucht gewesen.
Dass das keine Schönfärberei ist, bestätigt Gründer-Guide Albrecht Groß: "Das lief super", blickt er zurück auf den Start, und: "Er ist bekannt in der Branche." Allerdings habe er eben auch große Fehler gemacht: "Er hat zu viel auf einmal gewollt", sei ein großes Problem gewesen. Das liege auch an seiner Biographie: Beran schloss Metzger- und Koch-Ausbildung mit Auszeichnungen ab, wurde Kammersieger, Deutscher Meister und Vize-Europameister im Fleischer-Handwerk, arbeitete bei einem Sternekoch und kocht immer wieder auf großen Bühnen, zuletzt beim Welt-Zöliakie-Tag, weil er selbst eine Gluten-Allergie hat und sich deshalb auf gluten- und allergen-freies Kochen spezialisiert hat.
Die Ernährungsberatung soll auch in Zukunft ein wichtiges Standbein seiner Arbeit sein. Aktuell arbeite er noch regelmäßig als Mietkoch, um ein regelmäßiges Einkommen zu haben, zudem catert er mit Spanferkel-Grill und Steinofen. Aber mit Maß: "Ich tausche mich regelmäßig mit meiner Freundin aus und habe gelernt, auf andere zu hören", betont Beran.

Termin Die Bad Kissinger Existenzgründermesse beginnt heute, Freitag, um 13 Uhr im Tattersall. Bis morgen, Samstag, um 15 Uhr können sich Besucher an mehr als 20 Ständen und bei insgesamt elf Vorträgen informieren. Unter anderem stellen 13 Jung-Unternehmer sich und ihre Ideen vor. Daneben geben Verbände wie die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt, die Handwerkskammer für Unterfranken oder die Bad Kissinger Wirtschaftsjunioren Tipps.

Informationen Das gesamte Programm, eine Übersicht der Aussteller und weitere Infos zum Projekt Aufbrecher gibt es unter www.aufbrecher.de .
 
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