Bad Kissingen
Man kann Hobelspäne durchaus auch hören
Thomas Zehetmair gastierte mit allen 24 Capricen von Paganini im Rossini-Saal und schlug sich bravourös.
Der Geiger Thomas Zehetmair ist ein Musiker, der sich gerne ein bisschen quält, der sich immer wieder Werke aussucht, mit denen und gegen die er kämpfen muss - um am Ende natürlich zu obsiegen. So hat er sich vor rund 20 Jahren auch die berühmt-berüchtigten Capricen von Paganini in die Finger gekämpft - aber nicht zwei oder drei oder die vier bekanntesten, sondern alle 24. Mit denen gastierte er jetzt auch im Rossini-Saal.
Es ist ein zweifellos eindrucksvolles, aber auch ein hartes Brot für alle Beteiligten. Für den Interpreten, der ein verdammt gutes Durchhaltevermögen braucht, denn es gibt kaum einen Takt, in dem er nicht die Finger verknoten muss. Und einfach aussteigen kann er mittendrin nicht.
Aber auch für den Zuhörer. 24 Capricen am Stück, das ist wie Vorlesen aus dem Lexikon. Denn Paganini war zuallererst Virtuose; als Komponist schaffte er es nicht in die erste Reihe. Melodien sind nicht das Entscheidende, sondern ein möglichst anspruchsvoller Satz, der den Geiger ins Rampenlicht rückt.
Man muss Thomas Zehetmair hoch anrechnen, dass er sich dennoch auf die Suche nach dem Melodischen begab. Aber er musste dabei einen Kompromiss schließen. Denn wer alle Töne Paganinis spielen will, muss bei seinem Ideal des schönen Tons Abstriche machen, muss kraftvoll hinlangen, um alle geforderten Saiten rechtzeitig zu erwischen. Da wird die Musik zum hörbaren Arbeitsprozess. Und da kann auch nicht - und muss auch nicht - jeder Ton physikalisch rein sein. Das wäre nur zu schaffen in der dreifachen Zeit.
Zehetmair schlug sich erwartetermaßen bravourös. Aber nachdem auch die geigerischen Ausdrucksmittel und Klangfarben begrenzt sind, nutzen sie sich ab. Und so richtete sich auch hier die Aufmerksamkeit zunehmend auf die Ausführung. Die ist natürlich spektakulär, aber nicht alles, was besonders Eindruck macht, ist auch besonders schwer, etwa die Arpeggien.
Nach Bernd Alois Zimmermanns erstem Satz aus seiner Solosonate war die zweite Zugabe eine kleine Ohrfeige für Paganini: die Gavotte aus der E-Dur-Partita von Johann Sebastian Bach: Da hörte man, wie polyphone Musik auch klingen kann.
Man verließ den Rossini-Saal, den Kopf voll mit klingenden Hobelspänen, und mancher vielleicht ein bisschen enttäuscht - über Paganini. Denn das teuflische Pizzicato, das die Capricen so berühmt gemacht hat, kommt wirklich nur in der allerletzten vor.
Es ist ein zweifellos eindrucksvolles, aber auch ein hartes Brot für alle Beteiligten. Für den Interpreten, der ein verdammt gutes Durchhaltevermögen braucht, denn es gibt kaum einen Takt, in dem er nicht die Finger verknoten muss. Und einfach aussteigen kann er mittendrin nicht.
Aber auch für den Zuhörer. 24 Capricen am Stück, das ist wie Vorlesen aus dem Lexikon. Denn Paganini war zuallererst Virtuose; als Komponist schaffte er es nicht in die erste Reihe. Melodien sind nicht das Entscheidende, sondern ein möglichst anspruchsvoller Satz, der den Geiger ins Rampenlicht rückt.
Man muss Thomas Zehetmair hoch anrechnen, dass er sich dennoch auf die Suche nach dem Melodischen begab. Aber er musste dabei einen Kompromiss schließen. Denn wer alle Töne Paganinis spielen will, muss bei seinem Ideal des schönen Tons Abstriche machen, muss kraftvoll hinlangen, um alle geforderten Saiten rechtzeitig zu erwischen. Da wird die Musik zum hörbaren Arbeitsprozess. Und da kann auch nicht - und muss auch nicht - jeder Ton physikalisch rein sein. Das wäre nur zu schaffen in der dreifachen Zeit.
Zehetmair schlug sich erwartetermaßen bravourös. Aber nachdem auch die geigerischen Ausdrucksmittel und Klangfarben begrenzt sind, nutzen sie sich ab. Und so richtete sich auch hier die Aufmerksamkeit zunehmend auf die Ausführung. Die ist natürlich spektakulär, aber nicht alles, was besonders Eindruck macht, ist auch besonders schwer, etwa die Arpeggien.
Nach Bernd Alois Zimmermanns erstem Satz aus seiner Solosonate war die zweite Zugabe eine kleine Ohrfeige für Paganini: die Gavotte aus der E-Dur-Partita von Johann Sebastian Bach: Da hörte man, wie polyphone Musik auch klingen kann.
Man verließ den Rossini-Saal, den Kopf voll mit klingenden Hobelspänen, und mancher vielleicht ein bisschen enttäuscht - über Paganini. Denn das teuflische Pizzicato, das die Capricen so berühmt gemacht hat, kommt wirklich nur in der allerletzten vor.
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