In Großenbrach steht der riesige Komplex des Labors LS, der seit Jahren immer größer wird. Angefangen bei 400 Quadratmetern, sind es mittlerweile rund 11.000. Doch was genau passiert eigentlich in dem Labor ?
Anfangs kümmerte sich LS um alles, was mit Mikrobiologie zu tun hat. Etwa Probenuntersuchungen von Kliniken auf Krankheitserreger oder Lebensmitteluntersuchen. „Dann hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass wir mit unserer Arbeitsweise der optimale Partner für die Pharma- und Medizinprodukteindustrie sind“, erklärt Jürgen Balles, Geschäftsführender Direktor von des Labors .
Labor überprüft Arzneimittel
Als Routinelabor entwickelt LS nichts, stellt nichts her. Es überprüft Arzneimittel, die bereits auf dem Markt sind, für andere Hersteller . „Man muss sich das so vorstellen, dass ein Hersteller einen großen Kessel ansetzt und dort den Wirkstoff und andere Inhaltsstoffe zu einem Arzneimittel verarbeitet. Das nennt man eine Charge“, so Balles.
Jedes Mal, wenn eine Charge hergestellt wurde, muss der Hersteller beweisen, dass der Wirkstoff in genügender Konzentration vorhanden ist, dass er wirkt oder dass sich darin keine Verunreinigungen befinden.
1000 bis 1600 Proben am Tag
Diesen Nachweis geben Hersteller an das Labor ab. „Pro Tag werden etwa 1000 bis 1600 Proben angeliefert“, erklärt Ingo Grimm, zuständig für Sales und Customer Management. Die Angestellten untersuchen sie auf Mikroorganismen , fiebererregende Stoffe und können sogar nachweisen, welche Mikroorganismen genau sie gefunden haben.
Seit 2013 bringt sich das Labor verstärkt im Prozess der Medikamentenherstellung ein – also prüft nicht nur das Endprodukt, sondern auch die zahlreichen Zwischenprodukte und Medikamentenbestandteile innerhalb der Prozessschritte.
Untersuchung zur Haltbarkeit
Neben den Routineuntersuchungen macht das Labor auch andere Untersuchungen. Etwa zur Haltbarkeit einer Charge: Die Medikamente werden im Labor LS bei unterschiedlicher Temperatur und Luftfeuchtigkeit eingelagert und regelmäßig untersucht.
Anderes Beispiel: Wenn Impfdosen in Glasfläschchen per Flugzeug versandt werden, muss sicher sein, das die Gummidichtung den Druckverhältnissen standhält. Dies untersucht das Labor mittels Druckkammern. Eine weitere Sparte beschäftigt sich etwa mit Stuhl- oder Speicheluntersuchungen. Zudem bietet das Labor auch Beratung für Kunden an.
Von Minitabletten bis Infusionsbeutel für Pferde
„Wir machen so ziemlich alles, vom Infusionsbeutel für Pferde (20 Liter) bis zu Minitabletten. Wenn sie in einer Apotheke gehen, dann sind viele Namen, die Sie da lesen, Kunden von uns“, sagt Balles. Grimm ergänzt: „Das ist alles von uns geprüft.“
Im Bereich der Laboranalytik für Mikrobiologie sei LS mit über 37 Jahren Erfahrung der „Klassenprimus in Europa“, so Grimm. „Wir haben wir haben über 40.000 unterschiedliche Analysen, die wir anbieten“, beziffert Balles.
Größer als die Mitbewerber
Mit 640 Köpfen (rund 500 Vollzeitäquivalente) ist das Labor größer als die meisten in dem Bereich. Doch die Größe führe auch dazu, kreativ werden zu müssen: „Es gibt beispielsweise keinen Transportwagen für Nährböden, weil andere Labore nicht mit solchen Mengen zu tun haben. Da müssen wir uns selbst etwas ausdenken“, sagt Balles.
So stellt das Labor zum Teil auch selbst seine Nährmedien und Chemikalien her, weil man die auf dem Markt gar nicht in der Menge kaufen könne.
Besuche von Behörden
Weil die Hersteller für die ganze Welt produzieren, arbeitet das Labor nach internationalem Standard. Außerdem müssen die Hersteller nachweisen, dass das in Auftrag gegebene Labor richtig arbeitet.
Deshalb hat das Labor oft Besuche von Behörden aus der ganzen Welt sowie von Herstellern , die das Labor unter die Lupe nehmen. „Daher ist die Dokumentation sehr wichtig. Vieles geht digital, aber rund ein Drittel unserer Zeit verbringen wir damit, aufzuschreiben, was wir tun“, erklärt Balles.
Die Proben durchlaufen in dem Labor immer strenger regulierte Reinräume. In der höchsten Stufe sitzen Angestellte komplett vermummt an einem Labortisch, an dem sich kein Keim mehr befindet. „Allein um dort sitzen zu können, dass man sich in den Raum einschleusen kann und zu arbeiten, ohne die Proben zu kontaminieren, braucht es ein dreiviertel Jahr“, erklärt Grimm.
Geschichte des Unternehmens
Der Ursprung des Unternehmens ist ein veterinärmedizinisches Labor von Hans-Joachim Flasshoff in Bad Kissingen. Dort arbeitete der Fachtierarzt für Mikrobiologie, Rüdiger Leimbeck als Abteilungsleiter.
Er übernahm einen Teil des Labors.
Später holte er seinen Studienfreund Bernd Sonnenschein, ebenfalls Fachtierarzt für Mikrobiologie, mit der Idee ins Boot, ein Labor für Pharmamikrobiologie zu gründen.
Kein weiterer Standort
Sie suchten sich den Standort in Großenbrach heraus und gründeten das Labor L&S – Leimbeck und Sonnenschein. Angefangen auf 400 Quadratmetern mit 37 Angestellten, entwickelte sich das Labor über die Jahre.
Noch heute sind beide Eigentümer des Labors. Trotz des stetigen Wachstums hat und wird das Labor keinen weiteren Standort haben, wie Balles erklärt. Die beiden Gründer, die immer für eine Investition bereit waren, nennt Balles als einen der Erfolgsgeheimnisse des Labors.