
Mit Geratherm Respiratory sitzt in Bad Kissingen unterhalb der Polizeiwache ein kleines Unternehmen, das weltweit agiert.
Verschiedene Geräte zur Lungenfunktionsdiagnostik in drei Produktgruppen kommen bisher aus dem Hause Geratherm und gehen von der Kurstadt in die ganze Welt.
Von der Innenstadt zur Polizei
Manuel Heinz, einer der Geschäftsleiter, erzählt, wie es dazu kam: „Ich hatte mein Studium bereits beendet und bei einem Mitbewerber gearbeitet. Dann kam der Kontakt zu Geratherm Medical.“
Das Unternehmen habe sein Produktportfolio erweitern wollen und sei am Bereich Lungenfunktionsdiagnostik interessiert gewesen.
Da habe sich die Möglichkeit geboten, über die neu gegründete Firma Geratherm Respiratory Produkte zu entwickeln.
Florian Dassel, zweiter Geschäftsführer, war damals noch Student an der FHWS Schweinfurt, Heinz sein Diplomarbeitsbetreuer. Zusammen arbeiteten sie an ihrem ersten Projekt – damals noch in einem Büro in der Innenstadt, über der Brasserie.
Später zog die Firma ein paar Meter weiter in ein Gebäude hinter die Sparkasse. Seit 2020 ist der Firmensitz unterhalb der Polizeiwache.
Spirostik war erstes Produkt

Ihr erstes Produkt: Der Spirostik ( Spirometer ) – ein kleines Gerät, das grundlegende Funktionen der Lunge misst, samt eigens entwickelter Software mit dem Namen Blue Cherry. „Wir hatten ein sehr kleines Gerät im Vergleich zu anderen“, berichtet Heinz.
Und: Als eine der ersten ersetzten sie den Sensor zum Durchpusten mit einem Einweg-Artikel. So könne er bei jedem Patienten ausgetauscht und die Infektionsgefahr verringert werden.
Sehr gut angekommen
Auch die Arbeit, das Gerät auszutauschen, zu reinigen und das System neu zu kalibrieren, falle weg. „Das ist trotz anfänglicher Skepsis sehr gut im Markt angekommen“, berichtet Heinz.

Später kamen noch das Spiroergometer und der Bodyplethysmograph dazu: Beim ersten handelt es sich um die Zusammensetzung von „Spiro“ und „ Ergometer “, also eine Messung vom Fahrrad oder Laufband aus.
Unter Belastung werden mittels EKG die Herzaktivität und mittels einer Maske und Sensorik von Geratherm die Atmung gemessen: „Wie verändert sich die Atmung, der Sauerstoffverbrauch und der Stoffwechsel im Körper“, beschreibt Heinz.
Auch im Sport im Einsatz
Wenn der Patient etwa eine unklare Atemnot hat, kann damit bestimmt werden, ob diese an Herz oder Lunge liegt. „Außerdem ist es auch im Sport im Einsatz: Ich kann messen, wie fit der Sportler ist.“ Auf der anderen Seite nennt Heinz schwerkranke Patienten, die etwa vor einer Herztransplantation stehen und mittels Spiroergometer gecheckt wird, ob sie für die belastende OP fit genug sind.
Messen via Über- und Unterdruck
Das dritte Gerät setzt sich aus „Body“, also Körper, und „Plethysmographie“, ein Messverfahren, mit dem Volumenschwankungen eines Körperteils gemessen werden, zusammen.
„Es sieht aus wie eine Telefonzelle, der Patient sitzt in der Kabine und atmet in den Sensor.
Intuitive Software
Die Kabine ist luftdicht verschlossen, durch die Veränderung des Luftdrucks bei der Ausdehnung des Brustkorbes können wir messen, wie groß das Lungenvolumen ist, oder ob die Atemwege enger sind, als sie sollten.“

Im Fokus liege bei diesem Gerät, dass es für die Ärzte einfach zu bedienen ist, etwa durch die intuitive Software. Für die Patienten ist das Ein- und Aussteigen durch einen schwenkbaren Sitz komfortabler.
Verbindung zur Hochschule
Von den rund 25 Mitarbeitenden sei etwa ein Drittel in der Entwicklung angestellt, meist Elektroingenieure. „Viele kommen von der Hochschule in Schweinfurt. Wir sind sehr froh, dass es die Verbindung zu unserer ehemaligen Hochschule gibt“, sagt Heinz.
Ein weiterer Teil der Belegschaft kümmert sich um die Verwaltung. Ein dritter ist eingesetzt in der Montage: Sie bauen im unteren Stockwerk die Komponenten der Geräte zusammen.
Viel muss dokumentiert werden
Außerdem gibt es zwei Personen für das Qualitätsmanagement. Hier gibt es einiges zu beachten, schließlich handelt es sich um Medizinprodukte.
Dieser Teil gehört auch zu den Besonderheiten in der Produktion: Es gibt hohe Standards in der Medizin, es muss viel dokumentiert werden.
Beteiligt an Forschungsprojekten
Neben der Entwicklung der Geräte ist Geratherm auch an Forschungsprojekten beteiligt. So war es am Projekt Guardian der Uniklinik sowie Uni Erlangen beteiligt.
Es drehte sich darum, mit Radarsensoren unter dem Bett die Vitalparameter einer Person zu messen. Das geht, indem die Sensoren jede kleinste Bewegung, also auch Herzschlag und Atmung, erfassen.
Ohne Kabel und Schläuche
„Das war in Zusammenarbeit mit einer Palliativstation. Die Menschen wollen in dieser Phase keine Kabel und Schläuche um sich herum haben“, erklärt Heinz.
Ziel der Studie war, mit dem Gerät den nahenden Tod vorauszusehen, weil sich Atmung und Herzschlag verändern. In diesem Falle könne die Familie frühzeitig hinzugeholt werden.
Elektronische Nase
Ebenso wurde in einem weiteren Projekt erforscht, wie man über diese Konstruktion einen Epilepsieanfall früherkennen könnte.
„Wir haben die Konstruktion beigesteuert, mit der die Sensorik unter dem Bett verbaut wurde“, erklärt Entwicklungsleiter Manuel Heinz. Auch bei der Messung der Lungenfunktion hat Geratherm sein Fachwissen eingebracht.
Ein anderes Projekt mit der Uniklinik und Fachhochschule Jena dreht sich darum, mittels einer E-Nose (elektronische Nase) aus dem Atem und dessen Bestandteilen zu erkennen, ob die Testperson eine Lebererkrankung hat.
Enthält der Atem bestimmte chemische Stoffe, könnte man auf eine Lebererkrankung schließen, so Heinz.
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