
Den 1200. Geburtstag kann kein Mensch und keine Kreatur im Erdenrund feiern. Sehr wohl aber ein Dorf, das sich über Jahrhunderte hinweg einer soliden Ortsgemeinschaft erfreut, in der jeder und alles seinen Platz hat und Traditionen und erworbenes Wissen von Generation zu Generation weitergereicht wird. Historisches pflegen und Neues zulassen – wenn es sich als vorteilhaft erweist – ist den Einwohnern von Machtilshausen ein Vermächtnis.
Wer ein solches Jubiläum feiern kann, darf „die Gäule durchaus mal laufen lassen“. Der freudige Anlass ist gegeben, und „Matolfeshus im Saalegau“ wurde von seinem Besitzer zwar dem Kloster Fulda geschenkt, jedoch kannten die damals „Hörigen“ außer Beten und Beichten auch weltliche Freuden, was sich bis heute gehalten hat.
Straßen werden zur Flaniermeile
Daher erstaunt es nicht, dass sich die Kapellenstraße, der Dorfplatz und die Gärten am Samstagabend in eine Flaniermeile wandelten, auf der die Menschen mit dem Weinglas oder Bierkrug in der Hand von einem zum nächsten „Musikhof“ zogen, in denen verschiedene Musik-Genres zum Tanzen, Klatschen und Mitsingen fröhlich Urständ und eine lange Sommernacht feierten.
Der Sonntag begann mit einer Kirchenparade in der Kapellenstraße. Die Musikvereinigung führte zur Kirche St. Jakobus, in der Pfarrer Norbert Wahler den Festgottesdienst zelebrierte. Im Rahmen der festlichen Messe ging der Geistliche auf die Menschen ein, die mit dem Dorf verbunden sind und sich umeinander kümmern, und diejenigen, die Organisation und Arbeit für das Jubiläum in die Hand nahmen.
Drei neuen Ministranten, zwei Mädchen und ein Junge, überreichte der Pfarrer ein Kreuz und hieß sie im Pfarrei-Team willkommen. Einen Ministranten verabschiedete er nach acht Jahren mit der Dankesurkunde und der Christo-phorus-Medaille. Im Anschluss formulierten die Ministranten ihre Wünsche und Bitten mit Diakonin Elke Wallrapp.
Viele Zeugnisse der Vergangenheit
Vereinsring-Vorsitzende Stefanie Huf dankte allen Helferinnen und Helfern, die sich zum Jubiläum einbrachten. Ein besonderes Lob galt Gertrud Kramer, bei der die organisatorischen Fäden zusammenliefen. Wie zu erfahren war, bestand das Gros der Engagierten, rund 80 Prozent, aus Frauen.
Elfershausens Bürgermeister Johannes Krumm nannte in seinem Grußwort Machtilshausen „eine der fünf Perlen der Marktgemeinde“. Hier sind noch viele Zeugnisse der Vergangenheit zu finden, unter ihnen das 1488 errichtete Schreinersch-Haus, das der Verein für Gartenbau, Brauchtum und Landespflege mit viel Herzblut und Fördermitteln vor dem Verfall rettete.
Machtilshausen fand seine erste urkundliche Erwähnung 824 n. Ch. bei der Übertragung der Ländereien an das Kloster Fulda. Krumm, der ein schönes Fest mit vielen Gesprächen und Erinnerungen wünschte, nannte sich selbst ein „Stück Machtilshausener“. Denn vor 31 Jahren fand er hier seine Ehegattin Tanja.
Heimatliebe und Zusammenhalt gewürdigt
Staatssekretär Sandro Kirchner bewunderte den Zusammenhalt und die Heimatliebe im Dorf und nannte es „wichtig, seine Wurzeln zu kennen. Hier findet sich eine lebendige Dorfgemeinschaft mit einer besonderen Geschichte“, befand er mit dem Dank an die Ausrichter und einem Jubiläumspräsent. Landrat Thomas Bold , der für „den Ort und seine Menschen noch weitere Hunderte von Jahren wünschte“, übergab ebenfalls ein Geldpräsent mit den Worten: „Hier kann man sich wohlfühlen, an einem Ort, an dem Dorfgemeinschaft noch funktioniert“.
Der Sonntagnachmittag gehörte Hunderten von Besuchern. Überall gab es Bilder von „ Machtilshausen früher“, nebst einer Ausstellung „Leben auf dem Dorf“, alte Fundstücke, die Ausstellung der Oldtimer-Traktoren und Automobilen. Dazwischen gab die Volkstanzgruppe Fuchsstadt einige Tänze zum Besten, und die Rhöner Alphornbläser aus Schondra waren weithin zu hören. Eine „Erzählstube“ und die Produkte vom Ziegenhof Kuhn wechselten mit historischem Handwerk und den Mittelalter-Liedern der Troubadours aus Fuchsstadt.
Die Gäste sind durchweg zufrieden
Wäsche waschen wie früher und die Dreschvorführung zeigten die harte Arbeit früher im Dorf. Besucher in sechs Reihen sahen die historische Modenschau, die wiederholt wurde, und die Kunst hatte ihren Platz in der Ausstellung von Georg Mützel, einem gebürtigen Machtilshausener, der einen weiteren Kunstschmied im Ort hervorbrachte. Traktorrundfahrten für Kinder, die geöffnete Heilig-Kreuz-Kapelle sowie die Ausstellung „Moderne Landwirtschaft“ und ein vielseitiges Kinderprogramm komplettierten den Reigen.
Aus Sicht der Besucher, von denen es viel Lob gab, könnte so ein Event gerne jedes Jahr in Machtilshausen sein. Denn „das war wirklich klasse“, befand ein Gäste-Ehepaar.






