
An diesem trüb-grauen Nachmittag trifft sich ein kleines Häuflein am Sportgelände des TSV Bergrheinfeld. Die November-Kälte kriecht am Körper hoch. Zeit, dass sich was bewegt. Die Ansagen dazu kommen knapp und präzise. Viele Worte braucht es nicht, die Burschen sind zwar jung, aber keineswegs unerfahren. Wer in die Torwart-Schule von Lukas Wenzel kommt, weiß, auf was er sich einlässt.
Zwei bis drei Torhüter sind es gewöhnlich, die auf dem Platz fokussiert arbeiten. „Die Trainingsgruppe muss passen und kontinuierliches Training ist wichtig“, sagt Lukas Wenzel, der solche Nachmittage mehrmals in der Woche plant und umsetzt. Die nötigen Gerätschaften auf dem angemieteten Platz finden sich in einem kleinen Häuschen unmittelbar am Sportplatz.
„Aber auch die Torwarte müssen etwas mitbringen. Nämlich Motivation, Ernsthaftigkeit und Willensstärke“, sagt Wenzel. „Die Jungs sollen Spaß haben, aber den gibt es ohne die richtige Einstellung nicht. Das hier ist keine Freizeit-Beschäftigung.“
Lukas Wenzel: Ausbildung beim 1. FC Nürnberg
Mit seinen gerade mal 25 Jahren hat Lukas Wenzel schon viel erlebt. Als Torhüter ausgebildet im Nachwuchs des 1. FC Nürnberg , machte der Steinacher (Landkreis Bad Kissingen) erste Erfahrungen im Männerbereich beim Traditionsklub 1. FC Lokomotive Leipzig, ehe weitere Engagements in der Regionalliga Bayern folgten: heimatnah beim TSV Aubstadt sowie dem FC 05 Schweinfurt . Zur neuen Runde unterschrieb Wenzel einen Vertrag beim Landesligisten 1. FC Fuchsstadt.
Den Traum vom Sprung ins Profigeschäft hat der ehemalige U16-Nationalspieler zwar noch nicht ganz abgehakt, aktuell scheint dieser aber eher durch die Hintertüre gelingen zu können: als Torwarttrainer. Und für diesen Traum wird geschuftet.
„Es macht Spaß zu sehen, wie die Arbeit mit meinen Torhütern , zu denen auch zwei Mädchen und schon ältere Keeper gehören, Früchte trägt“, sagt Wenzel, der nicht zuletzt dank seiner Karriere-Stationen über ein ausgezeichnetes Netzwerk verfügt, dabei im engeren Kontakt zu namhaften Personen wie Pellegrino Matarazzo steht.
„Der war in der U19 mein Trainer in Nürnberg“, sagt Wenzel über den Italo-Amerikaner, der vor wenigen Tagen bei der TSG Hoffenheim seinen Hut nehmen musste. Weitere gute Bekannte sind die nicht verwandten und verschwägerten Michael Wimmer und Daniel Wimmer. Der eine arbeitet aktuell für den Nachwuchs von Austria Wien, der andere für den litauischen Fußballverband.
Schüler auch aus Bayreuth und Bamberg
Um seine seit April 2023 existierende und über eine Homepage beworbene Torwart-Schule so professionell wie möglich betreiben zu können, arbeitet der in Grafenrheinfeld lebende Lukas Wenzel halbtags, um am Nachmittag seiner Leidenschaft Raum geben zu können. Sogar aus dem Nachwuchs der SpVgg Bayreuth , FC Eintracht Bamberg , DJK Don Bosco Bamberg oder FC 05 Schweinfurt kommen die Torhüter , gewöhnlich auf private Initiative, weshalb regelmäßig Väter und Mütter ihre Sprößlinge begleiten.
„Ich fordere ein gewisses Niveau und nehme auch nicht jeden, wenn das erste Schnuppertraining absolviert ist. Trotzdem bin ich im November schon ausgebucht“, sagt Wenzel, der darüber hinaus die Torhüter der älteren Junioren-Jahrgänge bei den Würzburger Kickers trainiert.
„Ich komme auf etwa zehn Stunden reine Trainingszeit in der Woche. Die Organisation sowie die Planung der 90-minütigen Einheiten sind da noch gar nicht eingerechnet. Dann schaue ich mir natürlich Spiele der Jungs an, trainiere und spiele aber ja auch noch für den FC Fuchsstadt.“

Gut möglich, dass sich der Steinacher, so wie an diesem November-Nachmittag in Bergrheinfeld, personelle Verstärkung mit ins Boot holt, sollte das Interesse so hoch bleiben. Die Vorzeichen dafür sind gut „weil die Förderung von Torhütern vor allem in unterklassigen Vereinen noch sehr viel Luft nach oben hat. Wenn jemand von der Torwart-Ausbildung spricht, soll er auch an meine Torwartschule denken“, sagt Wenzel.
Parallel treibt der 25-Jährige die eigene Ausbildung voran. Den Torwarttrainer-Basiskurs hat Wenzel längst in der Tasche. In Bälde wird die Trainer-B-Lizenz in Angriff genommen als Voraussetzung, um den Torwart-Leistungskurs zu belegen.
Die damit verbundene sogenannte „Anwendungszeit“ würde der Unterfranke gerne bei einem Profiverein ableisten. Bei seinem Sympathie-Verein Borussia aus Mönchengladbach zum Beispiel, wo André Wachter nach acht Jahren beim VfB Stuttgart seit dieser Saison Torwarttrainer der Fohlen-Elf ist. „Er war ebenfalls einer meiner Trainer in Nürnberg. Neulich habe ich ihn spontan angerufen. André hat sich sofort erinnert mit den Worten: Seine Jungs vergisst man nicht.“
Hören Sie auch die Podcast-Folge im Rhöner Fußball-Podcast Du Holz mit Lukas Wenzel (September 2021)

