
Talent, Fleiß und Ehrgeiz haben aus Luca Scheublein einen der besten Golfer gemacht, die je für den GC Maria Bildhausen (Landkreis Bad Kissingen) den Schläger geschwungen haben, mit einem aktuellen Handicap von -3,3. Dieses stand aber auch schon einmal bei -5,0: ein Höchstwert für einen Amateurspieler. 24 Jahre jung ist der Dittelbrunner, der mittlerweile in Mering bei Augsburg lebt und dort studiert. Nach seinem „Bachelor of Engineering“ im Maschinenbau mit Spezialisierung Fahrzeugtechnik befindet sich Luca Scheublein im Masterstudium mit der Spezialisierung „Faserverbund und Leichtbau“.
Wer hat Sie angespielt?
Luca Scheublein: Angespielt hat mich Daniel Korn. Ihn kenne ich aus meiner Anfangszeit im Golfsport im Golfclub Schweinfurt , als wir zusammen in einer Mannschaft gespielt haben.
Wie sieht Ihr Laufweg aus?
Im Alter von sechs Jahren habe ich mit dem Golfen im Golfclub Schweinfurt begonnen. Nach meiner Jugend bin ich zum GC Maria Bildhausen gewechselt und habe dort einige Jahre für die Herren-Mannschaft gespielt. Seit der Saison 2023 spiele ich für den Golfclub Olching bei München in der 2. Bundesliga. Mitglied bin ich aktuell jedoch bei beiden Clubs, also in Maria Bildhausen und in Olching.
Was sind Ihre bislang größten Erfolge im Golfsport?
Einer der größten Erfolge war sicherlich vergangene Saison, da konnte ich zusammen mit einem Freund die „PGA Bayern Team Championship“ für mich entscheiden. Das war mein erster Sieg bei einen Profi-Turnier, also einem Turnier, bei dem neben Professionals auch Amateure teilnehmen durften - und es somit Preisgeld gab. Auf einem ähnlichen Niveau steht für mich, dass ich mich Anfang dieses Jahres für das Finale der „Student Tour Series“ qualifiziert habe. Das ist eine Turnierserie für die besten studentischen Golfer außerhalb der USA/Mexiko, bei der sich nur die besten 45 Spieler der regulären Saison für das Finale in St. Andrews qualifiziert haben. Aber auch auf die Ergebnisse dieses Jahr bei den nationalen Turnieren bin ich sehr stolz mit einem 11. Platz bei der Deutschen Meisterschaft (Altersklasse offen) und dem Vizemeistertitel bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften für Studenten.
Wo und wie oft trainieren Sie, um so erfolgreich sein zu können?
Im Sommer beziehungsweise während der Turniersaison bin ich vier- bis fünfmal die Woche am Golfplatz , meist beim Golfclub Olching. Das ist meiner Meinung nach einer der schönsten, jedoch auch einer der schwersten Golfplätze in Deutschland, wodurch ich optimal für die anspruchsvolleren Plätze bei großen Meisterschaften vorbereitet bin. Dazu kommt Fitnesstraining. Im Winter spiele ich nur maximal zweimal die Woche Golf zum Techniktraining, bin jedoch bis zu fünfmal die Woche im Fitnessstudio, um körperlich das notwendige Niveau für die Saison zu erreichen.
Sie sind tatsächlich der erste Golfer im „Steilpass“. Warum war das längst mal an der Zeit?
Dieser Sport hat in den letzten Jahren schon - und wird hoffentlich in Zukunft noch mehr - an Bedeutung gewonnen. Dafür ist es wichtig, dass einige Vorurteile aus der Welt geschaffen werden. Zu viele Leute sehen das Golfen immer noch als Sport der Alten oder der Reichen an, was in Wirklichkeit nicht der Fall ist.
Wir erreichen Sie gerade in Doha im Familien-Urlaub. Wird dort auch gegolft?
Nein, da bekommen die Golfschläger mal eine Pause. Es ist zwar sehr verführerisch, da es hier einen sehr schönen und bekannten Golfplatz gibt, aber es ist auch mal Zeit einige Tage Pause zu bekommen und die Schläger in der Ecke stehen zu lassen.
Gibt es einen Golfplatz, auf dem Sie unbedingt mal spielen wollen? Und wo haben Sie Ihre beste Runde gespielt?
Bis zum Anfang des Jahres hätte ich auf diese Frage den Old Course in St. Andrews genannt, diesen Traum konnte ich mir jedoch durch die Teilnahme an dem Finale der Student Tour Series erfüllen. Denn dort wird die Finalrunde immer auf dem Old Course gespielt. Somit ist nun der Augusta National Golf Club, Austragungsort des Masters, der nächste auf der Liste. Meine besten Runden verglichen zum Platzstandard, dem Professional Average Result (PAR), sind mir bisher im Golfclub Schweinfurt gelungen. Im Turnier liegt meine beste Runde bei 6 unter Par, im Training habe ich einmal sogar nur 60 Schläge für die 18 Löcher benötigt, also zwölf Schläge unter Platzstandard.

Gelang Ihnen mal ein Hole-in-one?
Ja, einmal ist es mir schon gelungen, an Loch 9 im Golfclub Schweinfurt .
Was macht für Sie Golf so faszinierend?
Vor allem die Komplexität der Sportart. Keine Runde ist wie die andere, es gibt immer wieder neue Herausforderungen, andere Schläge und Sachen zu verbessern. Aber auch der Wettkampf ist ein wichtiger Aspekt, gegen einen selbst, gegen den Platz und gegen andere bei den großen Turnieren.
Der Fußballer geht gerne mal ins Stadion. Waren Sie als Zuschauer bei Golf-Höhepunkten wie den Olympischen Spielen, dem Ryder Cup oder einem der vier großen Major-Turniere dabei?
Bei einem der großen Höhepunkte war ich noch nie live dabei. Als einziges habe ich bisher die BMW International Open live gesehen, ein Profiturnier in München der höchsten Golf-Tour in Europa.
In der Region halten Sie, trotz Ihrer jungen Jahre, allerhand Platzrekorde. Wie viele sind es denn? Und wie wichtig sind Ihnen prinzipiell solche Rekorde?
In der Region um Bad Kissingen sind es zwei: im Golfclub Schweinfurt und im Golfclub Maria Bildhausen. Einen weiteren Rekord habe ich in der Region München aufgestellt. Solche Rekorde sind auf jeden Fall sehr schön und mir daher auch wichtig, den Sieg bei einem großen Turnier würde ich jedoch immer vorziehen.
Sie gelten beim Golfen als gelassener Typ, der sich auch von schlechten Schlägen nicht verrückt machen lässt. Ist das Ihr Naturell oder haben Sie sich diese Lockerheit gewissermaßen antrainiert?
Also mein Naturell ist es auf jeden Fall nicht. Das ist antrainiert. Wenn ich an meine Anfangszeit zurückdenke, dann war der Frust und Ärger nach schlechten Schlägen deutlich größer und kommt auch heute noch manchmal durch. Die Lockerheit kommt mit der Erfahrung. Gute Golfer zeichnen sich eher dadurch aus, was sie aus den schlechten Schlägen machen und wie sie das Loch retten können.
Talent wurde Ihnen offensichtlich in die Wiege gelegt. Unter anderem golft auch Ihr Vater. Was konnten Sie sich von ihm abschauen? Und wer waren Ihre größten Lehrmeister?
Da muss ich ganz ehrlich sein und er ist mir da auch nicht böse, aber von meinem Vater konnte ich mir beim Golfen nicht viel abschauen. Das liegt darin, dass zu dem Zeitpunkt, als ich mit dem Golfen angefangen hab, meine Familie mit dem Sport noch überhaupt nichts zu tun hatte. Eines Tages bin ich im Alter von sechs Jahren nach Hause gekommen und wollte dann golfen. Ich weiß gar nicht mehr warum, aber dabei bin ich bisher geblieben. Meine Eltern sind einige Jahre später gefolgt und viele Jahre später auch meine Großeltern.
Meine größten Lehrmeister waren auf jeden Fall meine Trainer. Begonnen hat es im Golfclub Schweinfurt mit dem damaligen Trainer Michael Thurner, der mich auch zum Golfsport gebracht hat. Während meiner Jugendzeit waren es Daniel Kieser und Colin Monk, bevor ich unter Craig Hanson vom Golfclub Maria Bildhausen den Sprung in die bayerische Spitze geschafft habe. Inzwischen werden ich von Patrick Kopp, einem ehemaligen deutschen Professional trainiert. Mit Craig pflege ich noch immer ein gutes Verhältnis.
Gibt es ein Golf-Vorbild?
Rory McIlroy .
Bleibt der Golfsport ein Hobby und werden Sie einmal den elterlichen Elektro-Betrieb übernehmen? Oder werden Sie das Erbe von Bernhard Langer, Martin Kaymer oder Alex Cejka antreten?
Weder noch vermutlich. Den elterlichen Betrieb werde ich nicht übernehmen, beruflich orientiere ich mich da in eine andere Richtung. Aber auch die Karriere als Golfprofi ist sehr schwierig und gelingt nur sehr wenigen. Sollte sich eines Tages die Chance ergeben, möchte ich es auf jeden Fall probieren, erzwingen möchte ich es aber nicht.
Auch ein Caddy soll mitunter gut verdienen…
Das stimmt, aber nur die Caddys von den ganz guten Spielern in der Weltspitze. Ich habe aber immer das Glück, das meine Eltern jederzeit bereit sind, als Caddy zur Verfügung zu stehen, mich im Golfsport immer unterstützen und auch zu den weitesten Turnieren wie mit nach Schottland reisen.
A propos Hobbys. Bilder auf Ihren Social Media-Kanälen legen die Vermutung nahe, dass Sie auch dem Motorsport verbunden sind, Ski fahren und gerne mal das Tennis-Racket schwingen…
Ganz genau, der Motorsport ist neben dem Golfen meine große Leidenschaft. In der Jugend war das nur als Fan, doch vor einigen Jahren habe ich mit dem Fahren auf Rennstrecken begonnen und meine internationale Rennlizenz gemacht. Aus diesem Interesse ist auch die Studienrichtung und der Wunsch, eines Tages im Motorsportbereich zu arbeiten, gewachsen. Aber generell finde ich an allen Sportarten ziemlich viel Spaß. Das Skifahren haben ich im Alter von drei Jahren begonnen, in der Jugend habe ich neben Golf viel Tennis gespielt und auch den Squash-Schläger schwinge ich immer mal wieder gerne.
An wen spielen Sie weiter?
Ich würde gerne an Javier Rodriguez weiterspielen, ein Squash-Spieler aus Bad Kissingen.