Die Tische und Stühle im Biergarten – verwaist, das „Haus Löwe“ mit dem „Lola’s“ dahinter – verschlossen. Das gleiche Bild bietet das Café „Carpe Diem“, wenige Meter weiter im Wandelgang. An beiden Orten verleihen Botschaften auf weißen Zetteln der Hoffnung Ausdruck, „Sie bald wieder begrüßen zu können“.
Nur: Das wird nicht passieren. Betreiber Gerhard Hofweber gibt alle seine Geschäfte im Staatsbad auf.
Stillschweigen über Hintergründe
Das bestätigt der studierte Oberbayer gegenüber dieser Redaktion. Über die Hintergründe für seine Entscheidung möchte Hofweber nicht sprechen. Er sagt nur soviel: „Manchmal spielt das Leben anders, als man denkt.“
Hofweber, seine Frau Izabela und Geschäftspartnerin Pia Zachmann hatten das Restaurant Lola’s mit traditionellem Biergarten im Jahr 2020 eröffnet. Bei der Namensgebung stand Lola Montez , die berühmte Geliebte von Bayern-König Ludwig I , Pate.
Vor Übernahme durch Hofweber Spielothek im Haus Löwe
Sie soll während ihres Aufenthalts in Brückenau 1847 im Haus Löwe gewohnt haben. Das war damals einer von sechs Barockpavillons im Kurpark-Ensemble, die 1747 von Fürstbischof Amand von Buseck zur Beherbergung von Gästen errichtet worden waren. Diesen Bau ersetzte im Jahr 1907 die heute noch stehende Jugendstil-Villa.
Bis zur Übernahme durch die Hofwebers und Zachmann beherbergte das Haus im Obergeschoss eine Spielothek.
Corona setzte Restaurant und Café zu
Die neuen Betreiber sahen mit dem Lola’s eine optimale Ergänzung zu ihrem urigen, 2016 eröffneten Carpe Diem. Gerhard Hofweber sprach davon, „Synergien zwischen Café und Restaurant zu nutzen“.
Allerdings standen beide Gastronomien zuletzt unter keinem guten Stern mehr. Nach einer tollen Eröffnungsparty musste das Lola’s in der frühen Corona-Zeit unmittelbar wieder schließen. Die Betreiber verlegten sich zwischenzeitlich auf einen Abhol- und Lieferservice mit Burgern. Im Sommer 2020 und nach dem zweiten Lockdown konnten sie den Außenbereich Ende Mai 2021 immerhin wieder öffnen.
Kurverwaltung ohne Kontakt zu Hofweber
Nun aber sind sowohl Lola’s als auch Carpe Diem dauerhaft dicht. Das ärgert Kurdirektorin Andrea Schallenkammer außerordentlich. „Ich bin absolut unzufrieden mit der Situation mit zwei nicht betriebenen Gastronomien“, sagt sie am Dienstag dieser Woche.
Restaurant und Café seien schon mehrere Wochen geschlossen. Hofwebers Geschäftspartnerin Pia Zachmann ist wohl schon vor längerer Zeit ausgestiegen.
Für Suche nach neuem Pächter zu früh
Wie es jetzt weitergeht, wissen weder die Kurdirektorin selbst noch ihr Stellvertreter Titus Tesar. Kontakt zu Gerhard Hofweber bestehe derzeit keiner. Solange der Pächter seinen finanziellen Verpflichtungen nachkomme, besitze man keine Handhabe, ergänzt Tesar am Donnerstag. Es sei viel zu früh, um über eventuelle Ausschreibungen von Restaurant und Café zu sprechen.
Als die Hofwebers im Februar 2016 ins Staatsbad kamen, brachten sie ihr Institut für Philosophie und Wirtschaft mit, dessen Sitz die neben den Haus Löwe stehende Philosophenvilla war. Bis Sommer 2018 hielt der Oberbayer dort philosophische Vorträge zu den Themen Freiheit, Beziehungen und Versöhnung mit der Vergangenheit, zudem gab es monatliche Ausstellungsabende.
Philosophische Coachings in der Villa
Hofweber bot seinen Kunden in dem Gästehaus individuelle Coachings in Einzelsitzungen, aber auch Intensivseminare über zwei bis drei Tage mit maximal fünf Teilnehmern an. Das „philosophische Retreat“ ermöglichte nach seinen Worten „einen Rückzug für eine Woche aus unserer hektischen, üblicherweise erfahrenen Alltagswahrnehmung“.
Um sich dem Weg der Philosophie widmen zu können, bedürfe es einer Auszeit, die von den üblichen Einflüssen des Alltags so wenig wie möglich gestört werden sollte, hieß es. Der „Rückzug“ könne individuell, in einer Kleingruppe von maximal vier Personen oder in größerer Gruppe (höchstens zwölf Teilnehmer) erfolgen.
Staatsbader Symposium war für November geplant
Alljährlicher Fixpunkt war das „Staatsbader Symposium für Philosophie“. Es zog sich über eineinhalb Tage und war thematisch gebunden. Es sollte Teilnehmern den idealen Einstieg bieten, um die Arbeit von Dr. Hofweber kennenzulernen, hieß es. Das nächste Staatsbader Symposium war für November geplant. Unrealistisch, dass es stattfindet.
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