Warmherzig war die Atmosphäre im kühlen Felsenkeller der Hammelburger Musikakademie. Zwar kamen dort lauter Prominente zusammen, um die israelischen Gäste zu begrüßen. Aber schließlich sind alle inzwischen irgendwie miteinander befreundet – und das schon 15 Jahre lang. Das jugendliche Alter der Kreis-Partnerschaft zwischen Tamar und Bad Kissingen war denn auch Anlass für den Empfang in der Musikakademie.
Schon seit 1972 besteht die Verbindung zwischen Bad Kissingen und Israel. Bei einem Besuch des Kreisjugendrings im Kibbuz Ein Gedi fiel es Joske Ereli zu, die Kissinger Gäste zu betreuen – ein nachhaltiges Erlebnis für den gebürtigen Kissinger Juden, der 1938 mit 17 Jahren vor den Nazis von hier fliehen musste.
Heute gilt der 90-Jährige als der Initiator der israelisch-deutschen Partnerschaft, die in den vergangenen 15 Jahren zunächst von den Landräten Yoav Givati und Herbert Neder angeschoben wurde und heute von Litvinoff und Bold weiter gepflegt wird. Im Herbst 2012 zum Beispiel wollen etliche Kreistagsmitglieder die stetig gewachsene Freundschaft mit einem Gegenbesuch in Israel weiter festigen.
„Wir nahmen die Hand, die uns gereicht wurde“, sagte Bold und machte klar, dass es durchaus möglich ist, mit einer solchen Partnerschaft die schwierige Vergangenheit der beiden Völker zu überwinden. „Wir vergessen die Vergangenheit zwar nicht, aber wir wollen die Zukunft leben“, ergänzte sein Kollege Litvinoff später.
Joske Ereli stand bei der Zusammenkunft freilich im Mittelpunkt. Bold freute sich, ihn so munter begrüßen zu können, nachdem er vor seinem 90. Geburtstag im September 2011 sehr krank wurde. „Ich musste damals in die Klinik. Und ich sagte denen: Egal, was Sie an mir machen, zu meinem Geburtstag muss ich wieder nach Hause“, erzählte Ereli im Gespräch mit der Main-Post.
„Wir werden älter und Joske jünger“, stellte Landrat Litvinoff schelmisch fest und blickte zurück auf die „Vision“, die Ereli hatte, als er die Partnerschaft ins Leben rief. Diese Verbindung wird nicht nur „am Leben gehalten“, sondern intensiv gelebt, so Litvinoff weiter. – Die israelischen Gäste bleiben noch bis 1. August in Bad Kissingen. Am Samstag werden sie mit ihren deutschen Freunden am jüdischen Gemeindehaus einen Kranz niederlegen.